Enicar
Also die Neu-Lancierung einer neuen Taucheruhr sowie einer DLC-beschichteten Uhr im Military Look ist ja nichts Außergewöhnliches. Würde es sich bei der Sherpa Ultradive und Sherpa OPS nicht um Uhren handeln, deren Name Vintage-Uhren Liebhaber aufhorchen lässt. Schließlich sind historische Enicar Sherpa Modelle noch heute gesucht.
Dies gilt keinesfalls für die Modelle, die die heutige Enicar Gruppe auf den Markt bringt. Hinter diesem großen Namen aus der Vergangenheit versteckt sich heute ein chinesisches Unternehmen, die Wah Ming Hong Gruppe aus Hongkong. Das Unternehmen übernahm ein Jahr nach der Insolvenz von Enicar im Jahr 1988 die Marke und vertreibt seither durchaus erfolgreich Allerweltsuhren im asiatischen Raum mit Schwerpunkt China. Allerdings sind die Mehrzahl der Modelle meist preisgünstige Quarzuhren und an der ursprünglichen Adresse in der Schweiz werden nur noch wenige mechanische Uhren mit zugekauften Uhrwerken hergestellt.
Sherpa Watches
Einer, der sich mit dem Niedergang der Marke und des ursprünglichen Glanzes nicht abfinden wollte, war der Maschinenbauingenieur Martin Klocke. Nachdem ihn vor gut einem Jahrzehnt die Leidenschaft für Uhren packte suchte er nach einer Möglichkeit, Enicar Uhren wiederaufleben zu lassen. Nachdem die Marke Enicar jedoch eine Zusammenarbeit ablehnte, gründete der Düsseldorfer mit technisch-automobilem Hintergrund in Meerbusch kurzerhand ein eigenes Unternehmen und nannte es Sherpa Watches, denn der Markenname Sherpa war offenbar in der EU und einigen anderen Ländern nicht geschützt. Nun galt es die Sherpa Modelle und ihren großen Namen wie die charakteristischen Eigenheiten der Uhren wieder aufleben zu lassen.
Für die Realisierung der Uhren suchte sich Klocke eine illustre Schar von Zulieferern und Mitstreitern zusammen, die die Uhr fertigen sollten. Das Ziel war, dass alle Komponenten in Deutschland und der Schweiz gefertigt werden sollten, was angesichts der heute bei vielen Marken üblichen Arbeitsteilung mit Zulieferern kein Problem darstellte.
Sherpa Realisierung
Vor größere Herausforderungen stellte die junge Marke allerdings die Herstellung der modell-typischen bekannten Compressor-Gehäuse. Ervin Piquerez hatte zu seiner Zeit Gehäuse für verschiedene Marken entwickelt, die beim Tauchen den Wasserdruck dazu nutzten, den Bajonett-Verschluss des Gehäusebodens noch fester an den Gehäusekorpus zu drücken und damit für eine ausgezeichnete Wasserdichtigkeit zu sorgen. Allerdings war das Piquerez Unternehmen EPSA trotz des Super Compressor Patents im Zuge der Quarzkrise in den 80er Jahren ebenfalls in die Insolvenz gerutscht.
Klocke machte aus der Not kurzerhand eine Tugend und entwickelte selbst einen neuen Compressor-Gehäuseboden. Und wenn er schon dabei war, entwickelte er gleich eine Krone mit Compressor-Konstruktion mit. Hierbei nutzte der findige Entwickler seine Erfahrungen, die er in der Automobil-Zulieferbranche gewinnen konnte.
Sherpa Ultradive
Dass Ende Oktober 2021 präsentierte erste Uhrenmodell von Sherpa Watches ist die 40 mm große Taucheruhr Sherpa Ultradive Taucheruhr. Sie ist in ihrer Gestaltung den historischen Enicar-Modellen nachempfunden und hat auch die typische doppelte Krone mit Kronenschutz für das Verstellen der 360° drehbaren Innenlünette sowie das Verstellen von Uhrzeit und Datum. Damit die Ablesbarkeit im Dunkel oder Halbdunkel gewährleistet ist, sind Zeiger und Indexe mit stark leuchtender Swiss Super-LumiNova Grade X1 versehen.
Angetrieben wird die Sherpa Ultradive von einem leicht modifizierte Sellita 200-1 Kaliber. Dabei hat sich Martin Klocke, der sich selbst als bekennender Buddhist bezeichnet, eine durchaus inspirierende Idee realisiert. Um der Sherpa Religion wie den eigenen Vorstellungen Genüge zu leisten, wurden zwei Zahnräder des Werks per Lasergravur mit traditionellen tibetisch-buddhistischen Mantra-Gebeten versehen. Ähnlich der vom Wind angetriebenen Gebetsrollen in Tibet werden künftig also zwei Mantramatic-Räder in jeder Sherpa Ultradive tibetische Mantras für positive Energie und ein gutes Karma sorgen.
Einen mindestens ebenso verlässlichen Schutz, also vor eindringendem Wasser, sorgt das gewölbte Saphirglas. In Verbindung mit dem Kompressor Gehäuse bietet die Ultradive einen angegebenen Wasserschutz von 20 bar, also umgerechnet rund 200 Meter Wassertiefe. Damit sind Tauchgänge von bis zu 50 Meter Tauchtiefe und mehr kein Problem.
Sherpa OPS
Von der Bauart gleich, jedoch optisch veränderter Form ist die Sherpa OPS. Die im Military-Look gehaltene Uhr wird mit einer gehärteten, mattschwarzen DLC Beschichtung ausgeliefert. Auch der Lünettenrand des Zifferblattes ist in Schwarz gehalten.
Hinter der Bezeichnung OPS verbirgt sich übrigens keine weitere Spezialität der Verarbeitung oder eine Funktion, vielmehr ist es die im angelsächsischen mitunter verwendete Abkürzung für „Operation“. Sie ist ein Hinweis auf das militärisch gehaltene Design der Uhr.
Am Arm gehalten werden die Sherpa OPS wie die Sherpa Ultradive von strukturierten weißen oder schwarzen Kautschukbändern, Varianten mit Stahlband sind zunächst nicht erhältlich. Limitiert ist zunächst auch das Angebot an Uhren, denn Sherpa OPS wie auch der Sherpa Ultradive sollen zunächst jeweils nur 150 Exemplare hergestellt werden.
Der Preis für die zunächst nur bei Sherpa Watches erhältliche Sherpa Ultradive beträgt 5.900 Euro. Das Modell Sherpa OPS ist bereits für 5.800 Euro zu haben. Priceless hingegen bleiben die guten Gebete der Mantramatic-Zahnräder. Die guten Wünsche wird wohl auch Martin Klocke gebrauchen. Denn so ehrenvoll das Projekt auch ist, so schwierig ist es, eine Uhrenmarke neu zu lancieren.
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