Schweizer Uhrenindustrie Exporte quo vadis?
Sukzessive enden in der Schweiz nun die durch das Coronavirus ausgelösten Restriktionen. Somit kann auch die Uhrenproduktion wieder durchstarten. In welchem Umfang sie das allerdings tun wird, steht freilich noch in den Sternen, denn die Schweizer Uhrenindustrie Exporte im Mai 2020 (FH) sind kritisch.
Einfach nur Ware auf Lager produzieren ist schließlich nicht im Sinne des Erfinders. Und die internationale Nachfrage lässt zu wünschen übrig.
Die USA als einer der wichtigsten Exportmärkte für Schweizer Luxusuhren erleben gegenwärtig ein echtes Corona-Desaster. Über Hongkong schwebt weiterhin das Damoklesschwert der politischen Entwicklung. Als großes Fragezeichen erweist sich auch die neuerliche Entwicklung in China. Sollten steigende Fallzahlen in Peking zu einem massiveren Lockdown führen, dürfte das die etwas positivere Entwicklung im chinesischen Markt im Mai 2020 spürbar dämpfen.
Die Importe der wichtigsten Märkte stürzten im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte ab. Und das auf breiter Front.
Überdurchschnittlich nach gaben die Uhrenindustrie Exporte in die Vereinigten Staaten von Amerika mit -79,2%, Japan mit -74,2%, Frankreich -76,7%, Singapur -74,8% und das Vereinigte Königreich -76,7%. Speziell in Frankreich, Singapur und England macht sich das Fernbleiben chinesischer Touristen negativ bemerkbar. In Deutschland, -53,2%, macht sich die Fachhandelstreue der einheimischen Kundschaft bezahlt. Mit -54,6% erwies sich China bereits den zweiten Monat in Folge als relativ stabil. Aber bauen sollte die Schweizer Uhrenindustrie angesichts der keineswegs ausgestandenen Coronavirus-Problematik auf diese zeitweilige Erholung nicht. Rückschläge können sich sehr schnell einstellen.
Folglich kann von einer nachhaltigen Erholung der eidgenössischen Uhrenexporte derzeit absolut keine Rede sein. Reisebeschränkungen, Kurzarbeit, Jobverlust oder die Angst vor einem solchen sowie drohende Insolvenzen mindern definitiv die Lust auf den Uhrenkauf.
Auch die uhrmacherische Mechanik leidet
Die Konsequenzen der Produktionskürzungen und -einstellungen lassen sich nicht wegdiskutieren. Was nicht hergestellt wird, lässt sich schließlich auch nicht in andere ausführen. Nach massiven 81,3 Prozent Rückgang im April 2020 zeigte die Kurve der Schweizer Uhrenexporte auch im Mai deutlich nach unten. Der Wert der Ausfuhren betrug lediglich 655,6 Millionen Schweizerfranken. Im Vorjahresmonat lagen sie bei 2,04 Milliarden Franken. Daraus errechnet sich im Vorjahresvergleich ein Minus von 67,9 Prozent.
Summa summarum reduzierten sich die Uhrenexporte in den ersten fünf Monaten des Jahres 2020 um 35,8 Prozent. Dabei gaben die Ausfuhren fertiger Uhren mit mechanischem Innenleben von 2.978.737 auf nur noch 1.766.413 Exemplare oder um gut 40 Prozent nach. Wertmäßig ist in diesem Segment ein Einbruch um 33,5 Prozent zu verzeichnen.
Im Vergleich zum April mit minus 75 Prozent bei den Stückzahlen mechanischer Uhren schnitt der Mai mit einem Rückgang von „nur“ 66 Prozent etwas besser aus. Bei den Werten hatte der April ein geradezu desaströses Minus von knapp 83 Prozent verzeichnet. Im Mai gaben die Exporte gegenüber dem Vorjahresmonat „nur“ um zwei Drittel nach.
Bei elektronischen Armbanduhren gesellt sich die massive Konkurrenz der Smartwatches hinzu. Bis auf wenige Ausnahmen entstehen die bekanntlich nicht in der Schweiz.
Der Blick auf die Preissegmente zeigt, dass Sars-CoV-2 alle Bereiche der Uhrenindustrie wert- wie mengenmäßig in nahezu identischer Höhe beeinträchtigt.
Die fallenden Schweizer Uhrenindustrie Exporte sind ein Risiko für viele Arbeitsplätze
Steigende Arbeitslosenzahlen in der Uhrenindustrie sind demnach eine logische Konsequenz. Mittlerweile ist die Quote auf rund neun Prozent geklettert, während sie sich in anderen eidgenössischen Schlüsselindustrien wie Chemie und Maschinenbau unter vier Prozent bewegt. Ähnlich hoch betroffen ist gegenwärtig nur das Hotel- und Gaststättengewerbe. Eine gewisse politische Brisanz besitzt in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass etwa die Hälfte des in der Uhrenproduktion tätigen Personals täglich in die Schweiz pendelt. Wegen des Fachkräftemangels entstanden viele der neuen Fertigungsstätten in grenznahen Kantonen wie Jura oder Tessin. Somit stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien künftig Entlassungen vorgenommen werden. Qualifikation oder Nationalität?
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