Das ist doch mal ein Ausrufezeichen für die Branche. Rolex kauft Bucherer – und zwar gleich ganz und nicht nur als Teilhaber. Was wieder, sollte das Kartellamt keine Einsprüche erheben, wieder für die Konsequenz der Genfer Uhrenschmiede steht.
Der Kauf ergibt aber auch Sinn, da Bucherer als weltgrößter Rolexhändler nicht in falsche Hände geraten sollte. Darüber hinaus geht Rolex über den Ansatz von Audemars Piguet mit seinen eigenen Stores weit hinaus. Denn letztendlich ist der Verkauf von „nur“ Audemars Piguet Modellen ein Vorteil für AP, aber auch ein gravierender Nachteil, weil eben weit über 90 Prozent des Uhrenhandels an AP vorbei geht.
Rolex wiederum erhält durch den Kauf nicht nur die Garantie, dass für Rolex (und logischerweise auch Tudor) stets eine perfekte Markeninszenierung gewährleistet ist. Sondern durch den Verkauf der anderen Marken erhält Rolex absolute Markt- und Trendtransparenz und verdient am Kauf dieser Marken mit. Wird aber wohlweislich den Fokus im eigenen Konzern belassen.
Dazu kommt, dass durch den Kauf von Bucherer Rolex auf einen Schlag in fast allen wichtigen Märkten sofortigen Marktzugang und Juwelieren mit perfekter Lage und Zielgruppe erhält – was sicherlich einigen anderen Uhrenmarken schnell auf den Magen schlagen wird.
Was dieser Kauf z.B. für die Swatchgruppe oder etwa die Uhrenmarken des LVMH Konzerns bedeuten, wird sich zeigen.
Rolex kauft Bucherer
Eines ist aber auch klar. Der Druck auf Rolex war enorm. Denn abgesehen vom lukrativen Bewirtschaften des lukrativen Sekundärmarktes hätte eines nicht passieren dürfen – nämlich dass die LVMH Gruppe mit ihrer prall gefüllten Kriegskasse Bucherer übernommen hätte und auf einmal für ihre Marken Zenith, TAG Heuer, Bulgari, Louis Vuitton etc. weltweit die Schaufenster einer der wichtigsten Juwelierketten bestimmt hätte.
Außerdem passt der Rolex-Kauf von Bucherer doch zu Rolex und deren Strategie, nach der man nie halbe Sachen macht, sondern vielmehr alle Aktivitäten ganzheitlich und vorausschauend plant. Und da Rolex aktuelle die Produktionskapazitäten um geschätzte 15 Prozent ausbaut, ist ein Ausbau der Distribution, respektive die Rolexübernahme von Bucherer doch sinnvoll.
Sorgen um Rolex muss man sich im Falle eines Misslingens auch nicht machen. Wer die finanzielle Ausstattung der Rolex Gruppe und der dahinter stehenden Stiftung kennt, weiß, dass Rolex selbst dieses Investment mit Leichtigkeit stemmt.
Länger daran zu kauen, werden eher die Konzerne LVMH und Richmont haben, ist mit Bucherer doch einer der stärksten Distributionspartner mit Rolex liiert.
Bleibt nur die Frage im Raum stehen, ob sich durch den Kauf des Juweliers Bucherer durch Rolex etwas für die Kunden verändert? Die Antwort mag man eigentlich bereits jetzt geben. Nein, warum auch? Außer dem kleinen Umstand, dass Rolex und Tudor in den Bucherer Juwelierläden womöglich bald noch besser präsentiert sind.
Rolex Übernahme von Bucherer
Wer sich auch Gedanken zu der Meldung „Rolex kauft Bucherer“ machen wird, sind Rolex-Handelspartner wie Wempe. In Hamburg wird sehr wohl beobachten, wie der Rolex Einstieg bei Bucherer vonstattengeht – und ob die Übernahme nicht die Manager von Rolex auf die Idee bringen könnte, dass man durch Bucherer ja einen perfekten Vertriebskanal hat und doch lieber inhouse verkauft, als einen hohen Prozentsatz an einen dritten Partner abzugeben.
Vereinfacht hat der Bucherkauf von Rolex die Situation für die anderen Rolex-Vertriebspartner sicher nicht und man darf gespannt sein, was auf Wempe & Co. noch so alles zukommt.
Rolex kauft Bucherer – mehr als ein knappes Statement gab es zu dieser Meldung wie immer nicht. Was nicht verwundert. Denn es geschieht ganz selten, dass der aktuelle Rolex CEO Jean-Frederic Dufour ein Interview gibt und einen Blick hinter die Fassade der verschwiegenen Uhrenmanufaktur aus Genf gewährt. Umso spannender lesen sich die Antworten des Top-Managers, der nach verschiedenen erfolgreichen Stationen den wohl begehrtesten CEO-Posten der Uhrenindustrie übernehmen durfte.
Hier geht es zum exklusiven Uhrenkosmos-Interview.
In der nächsten Zeit wird sich gar nichts ändern. Nicht einmal Rolex wird/will in naher Zukunft seine Uhren einzig an nicht einmal 40 Verkaufspunkten präsentieren wollen (davon der Großteil in der Schweiz und Deutschland – in Österreich zum Beispiel nur an einem einzigen Standort). Die Konzessoinäre sollten sich also für die nahe Zukunft keine allzugrossen Sorgen machen – schon gar nicht außerhalb Europas, denn dort gibt es Bucherer (noch) nicht. Obwohl weltweit größter Uhren- und Schmuckhändler ist Bucherer derzeit im Vergleich zu Rolex nur eine (mittel-)europäische Macht. So gesehen profitiert durch die weltweiten Nachrichten über diese neue Ehe vor allem ein Name: Bucherer. Es ist zu erwarten dass Rolex diesen Umstand mittelfristig an den weltweit interessantesten Standorten zu nutzen wissen wird.
Vielen Dank für Ihren interessanten Input.
Kleine Ergänzung jedoch zu den Verkaufspunkten: Bucherer hat weltweit mehr als 100 Verkaufsläden. Davon sind rund 30 in den Vereinigten Staaten, die durch die Übernahme des größten amerikanischen Luxusuhrenhändlers Tourneau hinzugekommen sind. Fast noch wichtiger – Tourneau ist eine der größten E-Commerce Websiten weltweit.
🙂