Was braucht eine mechanische Uhr?
Diese Frage an die Schweizer Edelmanufaktur Roger Dubuis muss schon einmal erlaubt sein: Wieso reicht nicht eine Unruh und benötigt eine mechanische Uhr diese überhaupt? Die Antwort kennt jeder, der sich ein wenig mit mechanischen Uhren beschäftigt: genau genommen eine. Zusammen mit ihrer Unruhspirale und der Hemmung unterteilt sie die gleichförmig verstreichende Zeit in winzige Abschnitte. Selbige zählt dann das Räderwerk, um das Resultat anschließend mit Hilfe rotierender Zeiger abzubilden.
Und was kann eine mechanische Uhr haben?
Weniger bekannt dürften dagegen tragbare mechanische Uhren mit zwei Unruhn sein. Laien werden sich an dieser Stelle vermutlich fragen, was das Ganze überhaupt soll. In aller Kürze: Zwei gegenläufig oszillierende Unruhn können Schwerpunktfehlern ähnlich dem Tourbillon wirkungsvoll begegnen. Zu diesem Zweck stehen sie über ein komplexes Differentialgetriebe miteinander in Verbindung.
Marke der Superlative
Roger Dubuis, Mitglied der Richemont Gruppe und als solches im Rahmen der Watches & Wonders vertreten, geht dagegen gleich mehrere Schritte weiter. Zu den Erfolgsmodellen gehört unter anderem die 47 Millimeter große „Excalibur Spider Skelett Fliegendes Doppeltourbillon“. Das jedenfalls erzählte CEO Jean-Marc Pontrué während der Produktpräsentation in Hongkong. Bei dieser Armbanduhr ist neben dem 16¾-linigen Handaufzugskaliber RD01SQ auch das Titangehäuse zum Zweck optimaler Transparenz durchbrochen.
Teure Pionierarbeit bei Roger Dubuis
2012 präsentierte Jean-Marc in Genf dann ein weiteres Highlight namens „Excalibur Quatuor“. Dessen Kaliber RD 101 besticht, wie der Name zaghaft andeutet, durch gleich vier Gangregler. Aus technischen Gründen sind die jedoch in einem Winkel von 45 Grad zur eigentlichen Werksebene montiert. Jede Unruh des tickenden Quartetts oszilliert mit vier Hertz, macht summa summarum pro Stunde 115.200 Halbschwingungen. Die Viererbande kooperiert im Sinne einer unverzüglichen Kompensation von Lageveränderungen und sonstigen Unregelmäßigkeiten. Das gangstabilisierende Miteinander verlangt indes nach drei Differenzialgetrieben, welche die Unruhn einerseits untereinander und andererseits mit dem zentralen Zeigerwerk verbinden. Angezeigt wird dadurch stets der Mittelwert des erzielten Gangs. Ein viertes Differenzial bedient dann die Gangreserveanzeige. Bleibt noch ein fünftes Differenzial zum Spannen der beiden Zugfedern.
Die Kunst, 590 Teilchen zu einem funktionierenden Ganze zusammenzusetzen
Insgesamt stecken hinter diesem außergewöhnlichen, in seiner Art bislang einmaligen und aus 590 Komponenten zusammengefügten Uhrwerk nicht weniger als sieben Jahre Entwicklungsarbeit. Als Spiritus rector agierte Gregory Bruttin, Leiter der Abteilung für Uhrwerksentwicklungen im Hause Roger Dubuis.
Das Monster unter den Taschenuhren
Die Watches & Wonders 2015 bot Jean-Marc Pontrué den passenden Rahmen zur Vorstellung der neuesten Quatuor-Kreation namens „Excalibur Spider Pocket“. Das 60 Millimeter große und 19,6 Millimeter hohe Titan-Manifest in Gestalt einer Taschenuhr wird es nur 28 Mal geben. Die Manufaktur liefert es mit einer Titankette und – wie übrigens ausnahmslos alle Zeitmesser der knapp 20 Jahre jungen Manufaktur – dem Genfer Siegel. Ihm zufolge darf der Bolide pro Woche nicht mehr als eine Minute falsch gehen, was ihm, wie Jean-Marc ausdrücklich betonte, aber nicht sonderlich schwer fällt. Wie viel von seiner 40-stündigen Gangautonomie aktuell noch zur Verfügung steht, lässt eine Gangreserve-Indikation wissen.
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