Dünnste mechanische Uhr der Welt

Richard Mille RM UP-01 Ferrari: 1,75 mm Bauhöhe. Weltrekord.

Im Wettkampf um Rekorde hat Richard Mille einen neuen Meilenstein erreicht. Die Richard Mille RM UP-01 Ferrari hat eine Bauhöhe von nur 1,75 mm. Alles an dieser Uhr ist ungewöhnlich. Oder haben Sie etwas Vergleichbares schon einmal gesehen?

von | 06.07.2022

Weltrekord

Die dünnste mechanische Uhr aller Zeiten herzustellen, ist kein Pappenstiel. Schließlich musste die Richard Mille RM UP-01 Ferrari immerhin den erst kürzlich aufgestellten Weltrekord der Bulgari Octo Finissimo Ultra mit ihrer unglaublichen Bauhöhe von 1,8 Millimeter weiter verbessern. Mit Ferrari hat Richard Mille zudem einen Partner an der Hand, dessen Konstrukteure durchaus Input hätten geben können. Im vorliegenden Falle musste angesichts der besonderen technischen Anforderungen Richard Mille jedoch auf die eigene Kompetenz und die von besonderen Partnern setzen.

Schließlich galt es mit der RM Up-01 Ferrari den Rekord für die flachste mechanische Uhr, der bei einer Bauhöhe von 1,8 mm liegt, zu brechen. Nun scheinen 1,8 mm Bauhöhe bereits abseits jeglicher Vorstellungskraft. Doch Richard Mille gelang es tatsächlich mit einer aus Titan Grad 5 hergestellten, ausnehmend ungewöhnlich konstruierten Uhr den Weltrekord, um winzige 0,05 Millimeter zu verbessern und eine Bauhöhe von nur 1,75 Millimeter zu erzielen.
Welch riesigen Aufwand dies erfordert, lässt sich schnell erahnen, wirft man einen Blick auf die neue ultraflache Richard Mille Ferrari Uhr

Richard Mille RM UP-01

Die bisherige Rekordhalterin, die Bulgari Octo Finissimo Ultra Uhr und auch ihrer Vorgängerin, die Piaget Altiplano mit ihrem Kaliber 1200P gelang solch immense Komprimierung der Bauhöhe, in dem sie auf die Unterscheidung von Gehäuse und Uhrwerk verzichteten und die Platine einerseits Träger der Technik war, andererseits jedoch auch den Gehäuseboden und die Gehäuseflanken bildete.

Anders löst es die neue RM UP-01 Ferrari. Bei ihr werden die Gehäuseflanken und der Gehäuseboden aus einem Titanblock gefräst und das Uhrwerk ist eine eigene Konstruktion. Allerdings gibt es bei der ultraflachen Richard Mille UP-01 keine Lünette, vielmehr ersetzt die metallene Vorderseite des Uhrwerks die Lünette und einen Teil des Uhrglases. Nur das kleine integrierte Zifferblatt und die Ansicht der schwingenden Unruh werden durch ein extrem flaches Saphirglas geschützt.

Bulgari Octo Finissimo ultra Assemblage Kaliber BVL 180 2

Bei Bulgari und Piaget haben die Gehäuse auch die Funktion der Platine.

Kaliber RM UP-01 Gehäuse mit Uhrwerk

Das Kaliber RM UP-01 beim Einbau in die Gehäuse-"Titan-Wanne"

Die Vorteile dieser Konstruktion liegen zum einen in der Möglichkeit, die Uhr extrem flach zu konstruieren und ihr gleichzeitig einen rudimentären Schutz gegen Stöße und Feuchtigkeit zu geben – immerhin bietet die Uhr eine Wasserdichtigkeit von bis zu 10 Meter Wassertiefe. Zum anderen bietet der Werkstoff Titan eine leichte Elastizität und hohe Robustheit.

Diese metallene Robustheit ist jedoch angesichts einer Bauhöhe von 1,75 mm nur bedingt. Hier fehlt aus Gründen der Notwendigkeit der flachen Konstruktion einfach an ausreichend Masse und Metall. Mit dieser Schwäche ist die UP-01 Ferrari nicht allein. Auch die superflachen Bulgari und Piaget Uhren sollten keinen allzu großen mechanischen Belastungen ausgesetzt werden.

Richard Mille RM UP-01 Ferrari Uhrwerk und Bauteile

Die Bauteile dieser ungewöhnlichen Titan-Konstruktion: Gehäuse, Uhrwerk, Dichtung und Titan-Oberfläche

Kaliber RM UP-01

Wer Richard Mille kennt weiß, dass viele seiner Uhren ungewöhnliche technische Lösungen und ein Design abseits des Alltäglichen bieten. So auch die neue RM Up-01 aus der Kooperation mit Ferrari. Statt eines klassischen runden Gehäuses hat die RM Ferrari die Form eines abgerundeten Rechtecks und erinnert an eine Scheckkarte. Die bereits erwähnte Bauhöhe von 1,75 mm breitet sich auf einer stattlichen Breite von 51 mm aus und auch die Gehäuse-Höhe von 39 mm ist nicht klein.

Wer nun auf ein klassisches tonneau-artiges Zifferblatt schließen würde, wird überrascht sein. Die Oberfläche der RM UP-01 Ferrari ist größtenteils aus Titan. In dieses wurden vier „Öffnungen“ eingebaut. Eine eher kleine, mittig angebracht Anzeige zeigt die Zeit. Im Fenster daneben ist die schwingende Unruh sichtbar.

So weit so gut. Nun hatten die Richard Mille Konstrukteure jedoch das Problem der Krone zu lösen. Eine 1,75 mm hohe Krone wäre im Alltag kaum zu bedienen gewesen. Aus diesem Grund entschloss man sich, zwei weitere Öffnungen in die Oberfläche zu konstruieren. In diese setzte man eine keramikgelagerte, vertieft angebrachte Krone und einen runden Wählschalter für den Arbeitsmodus der Krone um zwischen Aufziehen und Einstellen der Uhr unterscheiden zu können. Gekrönt wird diese ungewöhnliche Form einer Uhr durch das Ferrari-Pferdchen im rechten unteren Bereich des – kann man es Zifferblatt nennen?

Richard Mille RM UP-01 frontal

Die eher ungewöhnliche Zifferblattgestaltung der Richard Mille UP-01

Kaliber RM UP-01

Für diesen ungewöhnlichen Entwurf des unfassbar dünnen Uhrwerks, dass nur auf eine Bauhöhe von 1,18 Millimeter kommt und nur 2,82 Gramm, also praktisch nichts, wiegt, hat Richard Mille wie bei einigen anderen Modellen wieder auf die Mithilfe der des Entwicklungsbüros Audemars Piguet Renaud et Papi vertraut. Gemeinsam mir RM schaffte man es, ein 4 Hz Kaliber zu konstruieren, dass trotz Kompaktbauweise nach Vollaufzug eine Gangautonomie von bis zu 45 Stunden bietet. Allerdings war der Aufwand zum Erreichen der notwendigen Funktionalität wie geringen Bauhöhe hoch.

Den Ausgangspunkt des Kalibers bildet eine Titanplatine mit RM-typisch skelettierten Brücken. Durch die extrem flache Bauweise musste das Team auf eine neu konstruierte Titanunruh mit variablem Trägheitsmoment setzen. Gänzlich neu ist auch die ultraflache Hemmung mit verlängerter Gabel. Trotz dieser unkonventionellen Lösung spricht Richard Mille von einem extrem laufsicheren und gegen Stöße und Beschleunigungen geschützten Werk. Hier wird sich im Alltag noch zeigen müssen, ob die superflache Konstruktion auch einem robusten Alltag standhält.

Superlative: Richard Mille RM UP-01 Preis und Formgebung

Bewundernd ist angesichts des erreichten Rekords und den innovatien Lösungen festzuhalten, dass Richard Mille und Ferrari eine co-branded Uhr auf den Markt gebracht haben, die wieder ein Superlativ darstellt.
Gleichzeitig ist, wie bei vielen Rekorden die Frage angebracht, ob es sich bei diesem besonderen Konstrukt, das auch die Zeit anzeigt, in puncto Optik und Handhabbarkeit noch um eine Uhr im klassischen Sinne handelt. Da kann auch das konventionelle, ebenfalls sehr flache Kautschukband der RM UP-01 nicht viel ändern.

Sorgen über die Verkäuflichkeit der auf 150 Exemplare limitierten Uhr sollte man sich aber keine machen. Das Klientel von Ferrari wie Richard Mille dürfte angesichts des neuen Rekords durchaus bereit sein, den zu lesenden Kaufpreis von rund 1,7 Millionen Euro für die Richard Mille RM UP-01 Ferrari zu bezahlen. Schließlich sind Rekorde nichts Alltägliches und manchmal will man eben besonders wenig Uhr am Handgelenk tragen, um positiv aufzufallen.   

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