Ein Quarz für alle Fälle
Piaget versteht sich auf ultraflache mechanische Uhrwerke. Das hat die Traditionsmanufaktur mit Ateliers in Genf und La Côte-aux-Fées mit den Kalibern 9P, 12P, 1200P und dem rekordverdächtigen 900P eindrucksvoll bewiesen. Kaum jemand weiß dagegen von der Beteiligung Piagets am C.E.H. (Centre Electronique Horloger) in Neuchâtel im Jahre 1968. Piaget wollte nämlich ab 1970 das Quarzkaliber Beta 21 für seine Uhren nutzen. Schon sechs Jahre später legte die Manufaktur mit dem 7P das weltweit flachste Quarzwerk vor. Dieses Aufsehen erregende Modell baute ultraschlanke 3,1 Millimeter hoch. Während Quarzuhren zuvor nur rund fünf Prozent der Katalogmodelle ausgemacht hatten, beherrschte Quarz plötzlich die Piaget-Kollektion.
Innovation Mikro-quarz
Zur gleichen Zeit befassten sich Schweizer Techniker und Ingenieure mit Hybrid-Technologien, die Mechanik und modernen Elektronik in einem Uhrwerk vereinen sollten. Und so wurde auf dem 47. Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Chronometrie im Oktober 1972 eine gemeinsame Neuentwicklung vorgestellt: Die “μ‑Quartz” (Mikroquarz). Bei diesem Kaliber diente ein Quarz-Modul mit den üblichen 32.768 Hz einer scheibenförmigen Unruh als Taktgeber. Diese vollzog zusammen mit ihrer Spirale stündlich 28.800 Halbschwingungen. Damit das reibungslos funktionieren konnte, saß die Elektronik auf einem klassisch konstruierten mechanischen Uhrwerk. Ein wirtschaftlicher Erfolg war die Uhr dennoch nicht. Die Quarz-Technologie mit digitalen Displays oder Schrittschaltmotoren für analoge Zeitanzeigen war schlichtweg kostengünstiger.
Nicht zuletzt deshalb dachte einer der Mikroquarz-Entwickler, Jean‑Claude Berney, weiter. Ihm schwebte ein Hybrid ohne Ankerhemmung und oszillierendes Schwingsystem vor. Schon einen Monat nachdem er die Mikroquarz vorgestellt hatte, meldete er seine neue Erfindung für den Rohwerketrust Ebauches SA zum Patent an. Ein Jahr später traf der Patentantrag auch bei den amerikanischen Behörden ein; die gaben ihm am 10. Februar 1976 statt. Das Schweizer Patent wurde erst am 14. April 1978 publiziert.
Seiko kontert mit Quarzuhr ohne Batterie
Zufall – oder nicht? 1977 präsentierte der japanische Ingenieur Yoshikazu Akahane seinem Arbeitgeber Seiko die Idee zur Quarzuhr ohne Batterie. Die Umsetzung erwies sich jedoch als schwierig. Mehrfach wurde das ambitionierte Projekt eingefroren und wiederbelebt. Der erste Prototyp von 1982 funktionierte zwar im Sinne des Erfinders, lief aber nur vier Stunden am Stück.
Die enge Zusammenarbeit mit externen High-Tech-Spezialisten brachte 1993 den Durchbruch. Ein zweiter Prototyp entstand, 1999 debütierte die Handaufzugsversion. Die sogenannte „Spring Drive“ erreichte jedoch nur eine kleine Zielgruppe mit ausgeprägtem Faible für tägliches Drehen an der Aufzugskrone. Die komfortablere Automatik-Variante präsentierte Seiko erst 2004, fünf Jahre nach dem ersten Prototypen. Stolz verkündete Seiko die Aufnahme der Serienproduktion einer automatischen Quarzuhr in den eigens dafür eingerichteten „Mastery Studios“.
Traditionelle Technik, innovativer Gangregler
Mal abgesehen von der gangregulierenden Baugruppe funktioniert die Technik sowohl bei Berney wie auch bei Akahane genau wie bei traditionellen Automatikwerken. Eine Zugfeder speichert die Antriebs-Energie. Das anschließende Getriebe formt die langsamen Federhaus-Drehungen in schnellere, aber kraftärmere Rotationen um. Gleichmäßig drehende Zeiger stellen die Zeit auf dem Zifferblatt dar.
Eine Innovation war jedoch der Gangregler. In mechanischen Uhrwerken unterteilen Ankerhemmung, Unruh und Unruhspirale die Zeit durch konstantes Schwingen in genau definierte Abschnitte. Berneys und Seiko-Epsons intelligenter „Synchro-Regulator“ kann dagegen mit einer modernen Straßenbahn mit Wirbelstrombremse verglichen werden. Angetrieben von der Zugfeder bewegen sich ein kleines „Gleitrad“ samt Magnet-Rotor gleichmäßig in einer Richtung. Dabei produziert das Duo Energie für die quarzgesteuerte elektromagnetische Bremse. Letztere sorgt für den gleichmäßigen Ablauf des gesamten Räderwerks.
Präzision par excellence
Die Präzision von Seikos „Mecatronic“ beträgt +/- 15 Sekunden monatlich – dabei kommt sie ganz ohne Batterie aus. Billig ist die visionäre „Mecatronic“ mit Preisen von rund 5.500 Euro (Chronograph mit Zeitzonen-Dispositiv) nicht. Berücksichtigt man jedoch ihre langwierige Entwicklung, die aufwändige Fertigung und ihre extrem geringe Auflage, so kann die Seiko „Spring Drive“ ist der Preis zumindest gerechtfertigt.
Preise währen mal was feines !
Hallo,
kurz zu der Anregung nach “Preisen”: Der Preis der Seiko Mecatronic (also zumindest der Ausgabepreis) ist genannt.
Bei den älteren genannten Uhren macht eine Preisangabe wenig Sinn, denn der Preis hängt vom Zustand, der erfolgten Wartung, den Papieren etc. ab.
Da könnte man allenfalls eine Preisrange angeben und auch die schwankt enorm.
Wir empfehlen für konkrete Preise bei alten Uhren den Besuch einer CPO Uhrenplattform wie Chronext, Chrono24 oder Watchfinder. Hat man einmal 20 oder 30 verschiedenen Modelle verglichen, ergibt sich ein recht gutes Bild vom “aktuellen” Preisgefüge. Das sich aber im Zuge von Angebot und Nachfrage schnell verändern kann.
Bei Neuvorstellungen sind Preise, soweit sie vom Hersteller genannt sind, in aller Regel aufgeführt.
Hilft das weiter?
🙂