Eines lässt sich ohne Übertreibung sagen – der Montblanc Nicolas Rieussec Monopusher Chronograph sticht aus dem Kreis der klassischen Chronographen positiv heraus. Dies unterstreichen auch die beiden allerneusten Modelle mit schwarzem Gehäuse und schwarzem Zifferblatt, bzw. die Variante in Edelstahl mit blauem Zifferblatt. Denn je glatter, professioneller und ähnlicher die vielen Chronographen werden, die Woche für Woche lanciert werden, desto mehr freut es den Uhrenliebhaber, wenn Uhren durch Bauart, Form der Zeitanzeige und handwerkliche Umsetzung die Riege der existenten Chronographen bereichern.
Warum dies so ist, zeigt bereits der erste Blick auf die beiden neuen Monopusher. Denn wie beim erstmals im Jahr 2008 präsentierten Modell des Rieussec Chronographen wurde Wert darauf gelegt, nicht nur auf den Namen, sondern auch auf die ursprüngliche Umsetzung des Namensgebers Nicolas Mathieu Rieussec unmittelbar einzugehen. Denn der Pariser Uhrmacher war es, der einst im Jahr 1821 die Idee eines „Chrono-Graphen“, also Zeitschreibers hatte und diese 1822 auch schützen ließ.
Denn einst sorgte ein tintengefüllter Zeiger zum Erfassen der Zeit für eine Markierung auf rotierenden Zeitscheiben und ermöglichte so das Ablesen der gestoppten Zeit. Da die Unruhfrequenz 18.000 Halbschwingungen betrug, ermöglichte dieser Rieussecs Chronograph sogar eine Zeitmessung auf die Fünftel-Sekunde genau, sofern dies überhaupt notwendig war. Wichtiger dürfte da eher der zusätzliche digitale Zähler zum Erfassen der verstrichenen Minuten gewesen sein.
Nicolas Rieussec Chronograph
War der erste Chronograph noch ein Zeitschreiber in der Größe einer stattlichen Kiste, sorgten bald kleinere, tragbare Modelle für Aufsehen (Schöne historische Modelle gibt es übrigens im internationalen Uhrenmuseum in La Chaux-de-Fonds zu betrachten). Dabei sollte es nicht bleiben. Rieussec baute nach wenigen Jahren auch Chronographen-Taschenuhren, bei denen der tintenführende Zeiger Markierungen auf dem Zifferblatt hinterließ.
Allerdings war auch diese Lösung nicht optimal, musste man doch das Zifferblatt nach jeder Zeiterfassung von der Tinte befreien und bereit für eine neue Stoppung machen. Aus diesem Grund setzte sich langfristig der von Louis Moinet beschrittene Weg des „Compteur de Tierces“ („Terzzähler“) durch, erfolgte auf dessen Chronographen doch die Darstellung der Sekunden mit Hilfe eines rückstellbaren Zeigers.
Montblanc Nicolas Rieussec Monopusher
Genau diesen erwartbaren Weg ging der Montblanc Star Legacy Nicolas Rieussec Monopusher Chronograph bei seiner Vorstellung 2007 nicht. Vielmehr übernahm man die ursprüngliche Idee der rotierenden Chronographenscheiben und platzierte die Chronographensekundenskala bei 8 Uhr und eine 30-Minuten-Skala bei 4 Uhr.
Eine weitere Funktion bestand in einem kleinen Fenster rechts vom Zifferblatt, in dem eine zweite Zeitzone angezeigt wurde. Für einen wuchtigen, dreidimensionalen Eindruck des Zifferblatts sorgte dabei eine mit wuchtigen, gebläuten Schrauben fixierte Brücke, die die Lagersteine der Chronographenskalen hielt. Der Chronographendrücker erhielt dagegen seinen Sitz auf der linken Gehäuseseite. Bald folgten weitere Modelle mit offenem Stundenfenster, Wochentag- und Datumsanzeige oder Pointerdatum.
Montblanc Nicolas Rieussec Monopusher
Gleichwohl blieb Montblanc nicht verborgen, dass die Uhr nicht zuletzt dank ihres dreidimensionalen Zifferblatts und ihrer Gehäusegröße eine recht wuchtige Angelegenheit war. Entsprechend überarbeitete man im Jahr 2018 das Design und auch die Funktionalität der Uhr und brachte bei dieser Gelegenheit mit dem 8,4 mm hoch baueenden Kaliber MB-R200 mit automatischem, komfortablen Rotoraufzug auch das Werk technisch auf den neuesten Stand.
Großes Augenmerk richtete man dabei auf das Zifferblatt. Es wurde deutlich entschlackt. So sorgten statt der wuchtigen Brücke nun zwei klar strukturierte, gewölbte Chronographenscheiben, die anhand des fixierten Zeigerindexes ein schnelles Ablesen der abgelaufenen Zeit ermöglichen, sowie die von zwei gebläuten Schrauben fixierte Blende des Fensterdatums auf dem guillochierten Zifferblatt für die notwendige Klarheit.
Technisch bot der überarbeitete Nicolas Rieussec Monopusher Chronograph nun neben dem Fensterdatum bei 6 Uhr eine zentrale zweite Zeitzonenanzeige, die sich per Krone komfortabel in Stundenschritten vor- oder rückwärts verstellen ließ und mit der Datumsanzeige gekoppelt war. Der Zeiger für die Heimatzeit hingegen wurde, um unliebsame Überraschungen im Falle einer heimatlichen Kontaktaufnahme vorzubeugen, mit einer Tag- und Nachtanzeige bei 9 Uhr versehen.
Star Legacy Nicolas Rieussec Monopusher Chronograph
Auf diese überarbeitete neue Nicolas Rieussec Version folgte eine nochmals leicht überarbeitete Modellreihe, zu der auch die beiden neuen Montblanc Star Legacy Nicolas Rieussec Monopusher Chronographen gehören. Bei ihnen erfolgt das Ablesen der Zeit auf dem Zifferblatt mit Hilfe von Indexen, statt Zahlen. Ebenso wurden die rotierenden Hilfszifferblätter des Chronographen noch reduzierter gestaltet.
Einen moderneren Eindruck macht auch die retangolare Struktur der „Clous de Paris“-Oberfläche des Zifferblatts, die nun das ornamentale Guilloche-Muster ersetzte. Zu guter Letzt wurde der Schriftzug Chronograph Nicolas Rieussec bei 12 Uhr auf den äußeren Rand des Zifferblatts gedruckt. Zusätzlich verweist nun der Aufdruck „Academie des Sciences de Paris 1821“ am unteren Rand des Zifferblatts auf das historische Datum, das Anlass für diese ganz eigen gestalteten Nicolas Rieussec Chronographen ist.
Weiterentwicklung der Nicolas Rieussec Monopusher
Die ersten beiden Versionen dieses Chronographen waren mit einem Edelstahlgehäuse mit weißem Zifferblatt, blauweißen Zeigern und blauen Totalisatoren, bzw. mit einem grauen Gehäuse mit grauen Totalisatoren, weißem Zeiger sowie blauem Chronographenindikator gestaltet. Beide Uhren wurden mit einem blauen Stoffarmband ausgeliefert, dessen gewebte Struktur die rasterförmige Struktur der Zifferblattoberfläche aufgriff und verstärkte.
Im Jahr 2023, gehen nun zwei neue Modelle an den Start, die sich in Form und Gestalt an die beiden letzten Modelle anlehnen. So hat ein Modell ein bis 50 Meter wasserdichtes Gehäuse aus Edelstahl, bei dem das Zifferblatt aber nicht weiß, sondern blau gehalten ist. Ebenso wechseln die Totalisatorenscheiben aus Titan von Blau zu Grau.
Auch das Monopusher Chronograph Modell des Rieussec Chronographen in Schwarz, mit einem dunklerem, DLC-beschichtetem Gehäuse hält sich an die neue Gestaltungsform und verfügt über ein schwarzes, strukturiertes „Clous de Paris“-Muster mit gleichfarbenen Totalisatorenscheiben. Allerdings wurde bei diesem, auf 500 Exemplare limitierten schwarzen Nicolas Rieussec Monopusher Chronographen die Beschriftung in Gold gehalten. Im warmen Goldton glänzt auch der rautenförmige Chronographenzeiger, bzw. die Stunden- und Minutenzeiger.
Auf eine zusätzliche farbliche Kennzeichnung der Stundenindexe des Hauptzifferblatts wird verzichtet. Stattdessen sorgen die tieferliegenden Aussparungen der Indexe für ein Erkennen der jeweiligen Uhrzeit – was zwar das Ablesen nicht erleichtert, aber die klare Designsprache der Uhr hervorhebt. In der Art-Directors-Lieblingsfarbe Schwarz ist auch das Textilband der Uhr gehalten. Wie ihr blaues Pendant ist das Band mit einem Bandschnellwechselsystem ausgestattet, was einen schnellen Bandwechsel in nur wenigen Sekunden ermöglicht.
Montblanc Nicolas Rieussec Monopusher
Unverändert bleibt bei den zwei 4 Hz Rieussec Monopusher Chronographen die Werkkonstruktion des Kalibers MB-R200 mit seinen zwei Federhäusern und die stattliche Gangreserve von bis zu 72 Stunden. Für eine ansprechende Optik sorgt hierbei die Streifenschliff-Dekorierung des Uhrwerks sowie der mit dem Montblanc Stern und eingraviertem Hufnagelmuster gezierte skelettierte Rotor. Diese offene Konstruktion erleichtert überdies den Blick auf das freiliegend konstruierte Säulenrad und die Unruh mit dem angrenzenden Räderwerk.
Betrachtet man nun das Gesamtpaket aus Zifferblattdesign, Komplikation, hochwertigem Manufakturkaliber und der sich am historischen Vorbild orientierenden, kreativen Chronographenanzeige ist man vom aufgerufenen Preis für die beiden Montblanc Star Legacy Nicolas Rieussec Monopusher Chronograph Uhren positiv überrascht. Denn für die stählerne Version mit blauem Zifferblatt wird ein Preis von 8.100 Euro aufgerufen. Die DLC-beschichtete schwarze Version kostet hingegen 8.450 Euro.
Ob Nicolas Rieussec geahnt hat, dass noch 200 Jahre später moderne, hochpräzise Chronographen an seine Erfindung eines zeitschreibenden Titenchronographen erinnern werden?
Mehr zu den bisher lancierten Montblanc Star Legacy Nicolas Rieussec Monopusher Chronographen und ihrer Technik gibt es hier zu lesen.
Clous wird einmal Clos geschrieben und Rieussec hat seine Erfindung 1922 schützen lassen???? Warum liest keiner Korrektur?
Abgesehen davon sind Monopusher, die nicht den Drücker mit der Krone vereinigen, wenig elegant.
Vielen Dank für den Hinweis.
Was die Monopusher Bauweise betrifft, überlassen wir es dem einzelnen Uhrenliebhaber für sich zu entscheiden, welche Form und Bauweise ihm zusagt.
„Wat den Eenen sin Uhl, is den Annern sin Nachtigall!“, so lautet das Sprichwort.
🙂