Eine faszinierende Einzelanfertigung

Lang & Heyne Friedrich III Orient: Manufaktur-Kunst aus Sachsen

Für einen Uhrenliebhaber fertigte die Dresdener Lang & Heyne Manufaktur ein nach den individuellen Wünschen des Kunden hergestelltes Unikat mit handbemaltem Emailzifferblatt. Das macht die Lang & Heyne Friedrich III Orient so besonders.

von | 01.05.2023

Eines und sonst keines

Die Inspiration zum kunstvollen Zifferblatt der Lang & Heyne Friedrich III Orient lieferte eine antike Keramik aus dem asiatischen Raum. Bewundern lässt sich das kostbare Stück im Pariser Musée Guimet.

Musée Guimet Paris und antike Porzellanschale

Die Bemalung dieser antiken Schale aus dem Pariser Musée Guimet diente Lang & Heyne als Vorbild für das Emailzifferblatt der Friedrich III Orient

Auf Wunsch eines kunstsinnigen Uhrenliebhabers fertigte Lang & Heyne ein Unikat. Natürlich entstand die dekorative Email-Scheibe, vor der zwei Zeiger drehen, in langwieriger Handarbeit. Die Künstlerin lernte ihr Handwerk bei der renommierten Porzellanmanufaktur im nicht weit entfernten Meissen. Auf strahlend weißem Email verewigte sie Gräser und Blumen in Blau- und Schwarztönen. Dabei verschmilzt ihr Design mit dem Rand.

Lang & Heyne Friedrich III Orient

Zifferblattdetails der nur einmal gefertigten Lang & Heyne Friedrich III Orient

Lang & Heyne Friedrich III Orient

Indexe braucht es dank der analogen Zeitanzeige nicht. Außerdem kommt es Menschen, die sich ein derartiges Einzelstück ans Handgelenk schnallen, mit Sicherheit nicht auf die einzelne Minute an. Von uhrmacherischer Kunstfertigkeit zeugt auch das Handaufzugskaliber VI mit 33 Millimetern Durchmesser und 4,9 Millimetern Bauhöhe.
Zu den technischen Merkmalen der Lang & Heyne Friedrich III Orient gehören 55 Stunden Gangautonomie, drei Goldchatons und ein Diamant als Deckstein auf dem Lager der Unruhwelle. Stündlich vollziehen die Schraubenunruh samt Breguetspirale 18.000 Halbschwingungen. Mit von der Partie ist auch ein Unruhstopp, der im Fall dieser Armbanduhr im Grunde genommen keine Bedeutung hat. Einen Sekundenzeiger gibt es nämlich nicht. Er würde die Wirkung des bemalten Zifferblatts schlichtweg stören.

 

Lang & Heyne Kaliber VI klassische Version und Ausführung für die Friedrich III Orient

Das Manufakturkaliber VI von Lang & Heyne. Links die klassische Version und rechts das Uhrwerk für die Friedrich III Orient

Eine augenfällige Besonderheit bei dem natürlich speziell gekennzeichneten Unikat besteht in der galvanischen Oberflächenbehandlung von Platine, Brücken und Kloben. Sie sind rhodiniert und nicht vergoldet. Das war bis jetzt nur bei der Platine des Handaufzugskalibers VII im Modell Augustus I der Fall.

Lang & Heyne Manufaktur-Handaufzugskaliber VII für die Augustus I mit Ereigniskalender

Lang & Heyne Manufaktur-Handaufzugskaliber VII für die Augustus I mit Ereigniskalender

Des Weiteren hat Lang & Heyne die Oberflächen der drei Goldräder sowie der Aufzugsräder poliert. Schließlich treten an die Stelle roter Lagersteine in diesem Fall transparente Exemplare. Wer die feine Mechanik mit handgraviertem Unruhkloben durch den Saphirglas-Sichtboden bewundern möchte, muss den Weißgold-Zeitmesser vom Handgelenk nehmen. Omnipräsent hingegen sind das Zifferblatt sowie die eigens aus Stahl angefertigten und gebläuten Zeiger.

Lang & Heyne Friedrich III Orient Kaliber VI

Lang & Heyne Friedrich III Orient. Hinter dem Saphirglas-Sichtboden tickt das speziell bearbeitete Manufakturkaliber VI.

Kunst-Handwerk

Bis ins Detail lässt sich nicht mehr nachvollziehen, wer das Bemalen von Gegenständen mit Emailfarben erfunden hat. In der Literatur findet man Léonard Limosin. Ersten solcherart dekorierten Objekten begegnet man gegen 1630 in der Region um die französische Ortschaft Blois.

Wichtige Beiträge zur Optimierung dieser Handwerkskunst leisteten auch nach Genf geflohene Hugenotten. Trefflich auf die entsprechende Gestaltung von Uhrengehäusen und Uhrenzifferblättern verstanden sich Mitglieder der Familie Huaud. Deren unnachahmliche Kunstfertigkeit inspirierte im 17., 18. und 19. Jahrhundert ganze Dynastien von Emailmalern.

Emailmalerei von Jean-Pierre Huaud auf einer Taschenuhr aus dem Jahr 1685 (Antiquorum)

Emailmalerei von Jean-Pierre Huaud auf einer Taschenuhr aus dem Jahr 1685 (Antiquorum)

Um den hohen Ansprüchen der potenziellen Klientel gerecht zu werden, ließen sie sich bei der Wahl ihrer Sujets von den gerade vorherrschenden Malereitrends inspirieren. Großer Beliebtheit erfreuten sich naturgemäß Landschaften und Portraits. Als Grundlage für Email dient bekanntlich geschmolzenes und gemahlenes Glas.

Zur Herstellung von Zifferblättern, der Grundlage des späteren Geschehens, beschichtet die Handwerkerin bei Lang & Heyne eine Trägerplatte aus Weißgold mit weißem Pulver. Brennen in einem Spezialofen bringt das zustande, was man auf gut Deutsch auch Glasfluss bezeichnet. Die strahlenden Eigenschaften beruhen auf mehrfachem Materialauftrag, jeweils gefolgt von einem Brennvorgang. Da Metall und Email beim Erhitzen und dem anschließenden Abkühlen unterschiedliches Dehnungsverhalten aufweisen, trägt auch die Rückseite eine Emailschicht. Langsam und allmählich müssen sich die durch Wärme entstehenden Spannungen abbauen.

Lang & Heyne residiert in der Todenmühle Radeberg bei Dresden

Firmensitz von Lang & Heyne in der Todenmühle, Radeberg bei Dresden

Email-Kunst bei Lang & Heyne

Das Bemalen dieser Scheibe führt, wie die einzigartige Friedrich III Orient belegt, zu einem faszinierenden Kunstwerk en miniature. Die hierfür nötigen Farben entstehen durch Zugabe von Metalloxiden wie beispielsweise Zirkon-, Titan-, Kobalt- oder Chromoxid sowie das Vermischen von Emailpulver mit speziellem Öl. Das unabdingbare Brennen bewirkt eine mehr oder minder starke Veränderung der in diesem Fall blauen und schwarzen Farbtöne. Hinzu gesellt sich mit jedem Auftrag eine Steigerung der Intensität. Ohne die Fähigkeit des Antizipierens braucht die Emailkünstlerin also gar nicht erst beginnen.

Lang & Heyne Manufaktur in Radeberg, das Email-Atelier

Das Email-Atelier in der Lang & Heyne Manufaktur, Radeberg

Durch vorsichtiges Schleifen schafft sie zunächst einen spiegelglatten Emailgrund. Hierbei ist ihr sehr wohl bekannt, dass selbst geringste Unebenheiten verhängnisvolle Konsequenzen nach sich ziehen können. Mit einer Skizze des intendierten Motivs startet danach die eigentliche Arbeit. Unverzichtbar sind allerfeinste Pinsel mit Haaren vom Dachs oder Zobel. Manche Details verlangen übrigens nach Werkzeug mit lediglich einem Haar.

Emaillemaler, weißes Zifferblatt und blaue Farbe

Die diffizile Arbeit beim Bemalen eines weißen Emailzifferblatts kann beginnen

Jeder Farbauftrag bedingt anschließendes Trocknen und wiederum den Ofen mit Temperaturen von 800 bis 830° Celsius. Folglich entstehen die Gräser und Blumen Schritt für Schritt. Dauerhaften Schutz nach Abschluss der Arbeiten bietet eine Schutzschicht aus transparentem Email.

Doch damit nicht genug. Neben der Malerei adelt Champlevé das Zifferblatt. Lang & Heyne nutzt sie für die bekannte Signatur sowie die Herkunftsbezeichnung Made in Saxony. Bis ins 11. Jahrhundert lässt sich die Biographie der mittlerweile seltenen Technik des Grubenschmelz zurückverfolgen. Wie der Name erkennen lässt, befüllt die Künstlerin entsprechende Vertiefungen ebenfalls schrittweise mit Emailschichten. Zwischendurch heißt es in den Ofen, wo die Partikel miteinander verschmelzen und den gewünschten Farbton annehmen.

Lang & Heyne Manufaktur Radeberg Email-Atelier mit kleinem Brennofen

Unverzichtbar im Email-Atelier von Lang & Heyne: ein kleiner Brennofen

Alle genannten Arbeitsschritte sind logischer Weise von der Gefahr begleitet, dass etwas schiefgeht. In diesem Fall wäre das vorherige Schaffen komplett verloren. Und etwas anderes als Perfektion konnte Lang & Heyne dem anspruchsvollen Kunden nicht liefern. Was der kunstsinnige Uhrensammler für die wahrlich einzigartige Lang & Heyne Friedrich III Orient bezahlt hat, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis.

Weitere Artikel über die faszinierenden Uhren der kleinen, feinen Uhrenmanufaktur Lang & Heyne finden Sie in unserem Markenkosmos unter Lang & Heyne.

Lang und Heyne Friedrich III Orient

Was die Lang und Heyne Friedrich III Orient gekostet hat, gibt man natürlich nicht preis

Im Vergleich: Lang & Heyne Friedrich III klassisch und Unikat-Version Orient

Im Vergleich: Links die klassische Lang & Heyne Friedrich III und rechts die Unikat-Version mit dem Beinamen Orient

Kommentare zu diesem Beitrag

1 Kommentar

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