Comeback aus Fleurier und Genf

L.U.C 1860 Chopard: Eine Hommage im Retrolook

Zur Watches & Wonders 2023 wartete Chopard mit einer Hommage ans Jahr 1997 auf. Da ging die L.U.C 1860 mit dem ersten eigenen Automatikkaliber 1.96 an den Start. Damals bestanden die Gehäuse aus Massivgold. Die aktuelle Version besitzt hingegen eine Gehäuseschale aus exklusivem Lucent Stahl

von | 22.04.2023

Comeback eines Klassikers

Auf gut Deutsch heißt retro nichts anderes als zurück. Einen Blick in die durchaus anstrengende und später detailliert geschilderte Vergangenheit auf dem Weg zur eigenen Manufaktur unternimmt Chopard mit der neuen L.U.C 1860. Ihr Gehäuse besteht aus jenem Lucent Stahl, welchen das Familienunternehmen auch für die sportlich-elegante Alpine Eagle verwendet.

Chopard L.U.C 1860 Lucent Steel Referenz 168860-3003

Cuvée 2023: Chopard L.U.C 1860, Lucent Steel, Referenz 168860-3003, unverbindliche 25.200 Euro

Drei Zeiger zur Indikation von Stunden, Minuten und (kleinen) Sekunden lachsfarbenem und guillochiertem Zifferblatt aus massivem Gold. Auf das Fensterdatum hat Chopard bei dieser Retro-Edition aus guten Gründen verzichtet. Damals störte es die Klarheit des Zifferblatts mit kleiner Sekunde schon ein wenig.
Chopard L.U.C 1860 Lucent Steel Referenz 168860-3003 (02)

Das Zifferblatt der Chopard L.U.C 1860, Referenz 168860-3003, besteht ebenso aus Massivgold wie die Zeiger und Stundenindexe

Als Antrieb dient das nur 3,3 Millimeter hoch bauende Manufakturkaliber L.U.C 96.40-L an. Hierbei handelt es sich um eine Variante der L.U.C 1.96 von 1996. Zu seinen technischen Merkmalen gehören ein Mikrorotor aus 22-karätigem Massivgold, zwei in der so genannten Twin Technologie übereinander positionierten Federhäuser, mindestens 65 Stunden Gangautonomie und ein Unruhstopp zum sekundengenauen Einstellen der Uhrzeit. Insgesamt 176 Komponenten benötigen die Uhrmacher für eines der 27,4 Millimeter messenden Uhrwerke.
Chopard L.U.C 1860 Lucent Steel Referenz 168860-3003 Kaliber 96.40-L

Durch den Suchtboden des Gehäuses aus Lucent Steel zeigt sich das Mikrorotor-Kaliber L.U.C 96.40-L

Stündlich 28.800 Halbschwingungen vollzieht die Unruh. Eine manuell hochgebogene Endkurve nach Phillips besitzt die Unruhspirale. Deren aktive Länge beeinflusst ein Rücker mit Schwanenhals-Feinregulierung. Ein COSC-Chronometerzertifikat bezeugt die Ganggenauigkeit im Bereich der dort vorgegebenen Norm. Weil die ganze Uhr zudem das neue Genfer Siegel trägt, darf sie während einer Woche maximal 60 Sekunden falsch gehen.
Chopard L.U.C 1860 Lucent Steel Referenz 168860-3003

Die Auflage der neuen Chopard L.U.C 1860 in Lucent Steel ist nicht limitiert

Die runde Schale aus Lucent Steel, dessen Legierung zu 85 Prozent aus recycelten Metallen besteht, bearbeitete Chopard wie Edelmetall. Das von der österreichischen Voestalpine zugelieferte und seit 2019 genutzte Material blickt auf vier Jahre Forschung und Entwicklung zurück. Seine Eigenschaften sind vergleichbar mit denen von Chirurgenstahl.

Natürlich besitzt das manuell polierte und satinierte Gehäuse einen Sichtboden. Bis zu drei bar Druck reicht der Schutz gegen eindringendes Wasser. Bei moderaten 36,5 Millimeter Durchmesser trägt es am Handgelenk 8,2 Millimeter auf. Auf das Zifferblatt mit weißgoldenen Stundenindexen und die drei Weißgoldzeiger blickt man durch beidseitig entspiegeltes Saphirglas.

Aus Kalbsleder lässt Chopard das anthrazitgraue Armband mit Lucent Stahl-Dornschließe fertigen. Unverbindliche 25.200 Euro kostet die unlimitiert gefertigte Referenz 168860-3003 beim konzessionierten Fachhandel und in Chopard Boutiquen.

Chopard L.U.C 1860 -1997 Weißgold

Das Vorbild aus dem Jahr 1997: Chopard L.U.C 1860 in Weißgold

Aller Anfang war schwer

Genau 30 Jahre ist es her, dass Karl-Friedrich Scheufele, der damalige Juniorchef von Chopard mit einem seiner geliebten Sportwagen erstmals nach Fleurier fuhr. Dort gingen ein paar anerkannte Uhrenkünstler ihrer Arbeit nach. In einem der kleinen Ateliers nahm das Thema eigene Manufaktur ganz vorsichtig Gestalt an. Und zwar in Form eines Automatikwerks mit Mikrorotor. Das Pflichtenheft verlangte nach beidseitig wirkendem Aufzug, hoher Gangautonomie Zuverlässigkeit, Langlebigkeit, und Präzision anstelle minimaler Bauhöhe rangieren. Genügend Kraft für eventuell hinzukommende Komplikationen brauchte es ebenfalls.

Karl-Friedrich Scheufele im Jahr 1996

Der junge Chopard Co-Präsident Karl-Friedrich Scheufele

Natürlich hatte diese Reise eine Vorgeschichte. Und die begann für Karl-Friedrich Scheufele und seine Familie Anfang der 1990-er Jahre. Da nämlich zeichnete sich mit dem Fehlen eigener Kaliber ein Defizit bei der Uhrenmarke Chopard ab. Der Zukauf aller Rohwerke verwehrte die Aufnahme in den elitären Zirkel der Manufakturen. Irgendwann hatte sich nach scheinbar endlosen Diskussionen das Thema hauseigener und Mechanik derart in den Köpfen festgebissen, dass Worten nur noch Taten folgen konnten. Aus technischen und wirtschaftlichen Erwägungen kam nur eine Automatik in Betracht. Weil der Mitbewerb niemals schläft und das Ohr stets am Puls des allgemeinen Zeitgeschehens hat, lautete die Parole „absolute Diskretion“. Nicht einmal enge Mitarbeiter erfuhren von den ambitionierten Plänen.
Mitwisser hätte die Geheimhaltung gefährdet und manche von ihnen vielleicht in echte Gewissenskonflikte gestürzt. Also blieb uns gar nichts anderes übrig, als das Prozedere in die Ferne zu verlagern. suchen. Im abgeschiedenen Jura sollte unser anspruchsvolles Zukunftsprojekt Gestalt annehmen.
Karl-Friedrich Scheufele

Co-Präsident, Chopard

Im Herbst 1993 startete im abgeschiedenen Val de Travers die Realisation des anspruchsvollen Projekts. Auf Reißbrett und Bildschirm entstanden Entwürfe. Bis zur Fertigstellung erster Prototypen erlebte die faszinierende Landschaft den Lauf der Jahreszeiten gleich zweimal.
Diese Zeitspanne kam mir manchmal vor wie eine kleine Ewigkeit. Zwischendurch hegte ich immer wieder Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidung. Nicht nur einmal dachte unsere Familie daran, das ganze Projekt zu den Akten zu schreiben.
Karl-Friedrich Scheufele

Co-Präsident, Chopard

Die ersten Prototypen mit knapp 26 Millimeter Durchmesser sorgten für große Enttäuschung. Aus gleich mehreren Gründen entsprachen die Gangleistungen nicht den Vorgaben. Andere konstruktive Merkmale widersprachen den Anforderungen an ein modernes Serienprodukt.
Wir waren in einer scheinbar ausweglosen Sackgasse angelangt.
Karl-Friedrich Scheufele

Co-Präsident , Chopard

Zweiter Anlauf

Gleichwohl ließ sich Karl-Friedrich Scheufele nicht beirren. Er formierte ein neues, diesmal unmittelbar unter Chopard-Regie arbeitendes Team. Sein Auftrag bestand in einer kompletten Optimierung des Produkts samt Steigerung des Durchmessers auf 27 mm (12 Linien) innerhalb von nur neun Monaten. Weihnachten 1995 lag das neue, bis dahin bereits rund drei Millionen Schweizerfranken teure Automatikwerk endlich unter dem Gabentisch. Diesmal erfüllte es weitestgehend die Ansprüche. Seine Präzision bewegte sich im Bereich der offiziellen Chronometernorm.

Automatikkaliber L.U.C 1.96 Komponenten

Komponenten des Automatikkalibers L.U.C 1.96

Der kleine Rotor spannte parallel wirkende, in zwei Federhäusern übereinander angeordnete Energiespeicher beiden Drehrichtungen. Diese Konstruktion sorgt über mindestens 65 Stunden hinweg für einen erstaunlich gleichförmigen Antrieb. Das Plazet zum Feintuning ließ nicht lange auf sich warten. Schon im Sommer 1995 hatte Chopard beim Werkegiganten Eta in Fleurier geeignete Räumlichkeiten angemietet und danach sukzessive mit den erforderlichen Maschinen ausgestattet.
Chopard L.U.C Gebäude Fleurier im Jahr 1996

Das ehemalige Gebäude der Rohwerkefabrik FEF, hier 1996, gehört heute der Chopard Manufaktur

Blick auf Fleurier im Jahr 1996

Blick auf Fleurier im Jahr 1996. Der Pfeil zeigt auf das mittlerweile kernsanierte Gebäude der Chopard Manufaktur nahe dem Bahnhof

Damit kehrte uhrmacherisches Leben zumindest im zweiten Stock der verlassenen Rohwerkefabrik FEF zurück. Techniker zogen ein, Uhrmacher und Mechaniker. Sie alle, damals knapp zwanzig an der Zahl, standen in den Diensten der am 1. Januar 1996 gegründeten Chopard Manufacture SA.
Chopard L.U.C Fleurier, das erste Team von 1996, darunter Jean-Fréderic Dufour

Das erste Team der Chopard Manufaktur im Jahr 1996, darunter der heutige Rolex-CEO Jean-Fréderic Dufour (zweiter von links)

Chopard Manufaktur Fleurier, Konstruktion des Automatikkalibers L.U.C 1.96

Chopard Manufaktur Fleurier, Konstruktion des Automatikkalibers L.U.C 1.96

Zunächst einmal galt es, die Technik und Optik weiter zu optimieren. Genfer Streifen, polierte Stahlteile und anglierte Kanten standen in der absoluten Luxusklasse außer Frage. Schwanenhals-Feinregulierung, Rotor aus 22-karätigem Gold, Breguetspirale und Genfer Siegel rundeten das Bild von der Top-Version des 3,3 Millimeter flachen, 32-steinigen Automatikkalibers L.UC 1.96 mit springender Datumsanzeige ab.
Chopard Automatikkaliber L.U.C 1.96 (C) Uhrenkosmos

Das 1996 fertiggestellte Chopard Automatikkaliber L.U.C 1.96

Die Serien-Rohwerke entstanden mit Hilfe modernster Maschinen in Fleurier. Finissage und Regulierung oblag Uhrmachern im Genfer Stammsitz. Nur so gab es das Poinçon de Genève Qualitätssiegel (mehr über das Genfer Siegel und seine Kriterien gibt es hier zu lesen). Über die Ganggenauigkeit jedes einzelnen Uhrwerks wachte die Offizielle Schweizer Chronometerkontrolle (COSC).

Chopard L.U.C 1860 - 1997

Debütierte 1997: die Chopard L.U.C 1860 hier in Gelbgold

Damit ausgestattet, ging die 1997 erste Serie eigener Chopard-Armbanduhren in Gestalt der L.U.C 1860 an den Start. Als Retromodell mit lachsfarbenem Zifferblatt feiert sie 2023 ein von vielen erhofftes Comeback.

 

Chopard L.U.C 1860 von 1997 in Gelbgold

Die gelbgoldene Chopard L.U.C 1860 von 1997. Jede Uhr bekam auch einen massiven Gehäuseboden mit auf den Weg.

L.U.C 1860

Vorgestellt während der Watches & Wonders 2023: Chopard L.U.C 1860, Referenz 168860-3003, in Lucent Steel

Goldener Mikrorotor des Kalibers L.U.C 96.40-L

Live-Ansicht des Kalibers L.U.C 96.40-L mit goldenem Mikro-Rotor

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