Beginn im Jahr 2004
Knapp 20 Jahre nach der Präsentation erster eigener Uhren hat sich Greubel Forsey bei hinreichend betuchten Sammlern zu einer Manufaktur mit hoher Strahlkraft entwickelt. Als Gründer zeichnen der inzwischen 63-jährige Robert Greubel und sein 1967 geborener Partner Stephen Forsey verantwortlich. Mit einem Durchschnitts-Publikumspreis von schätzungsweise rund 600.000 Euro, ohne Edelsteinbesatz versteht sich, agiert Greubel Forsey am oberen Ende der Branche.
Das Abenteuer beruflicher Selbständigkeit begann 1999, als der Elsässer und der Engländer, beide Uhrmacher von Beruf, ihren Job bei der Audemars-Piguet-Tochter Renaud & Papi quittierten. 2001 gründeten sie in der Jurametropole La Chaux-de-Fonds die CompliTime SA. Dabei handelte es sich, wie der Firmenname unschwer erkennen lässt, um eine Fabrikationsstätte für komplexe Uhr-Mechanik.
2004 erfüllte sich das Duo den Traum von eigenen Armbanduhren der absoluten Spitzenklasse. Die ersten Kaliber waren vom Willen geprägt, das 1801 von Abraham-Louis Breguet patentierte Tourbillon zu optimieren. Den Königsweg ans und am Handgelenk sahen die Beiden in einer Schrägstellung des Schwingsystems um 30 Bogengrade.
Dieser Neigungswinkel ist optimal, um die negativen Einflüsse der Schwerkraft zu minimieren und optimale Gangergebnisse zu erzielen. Diesbezüglich wissen unsere Kunden auch ohne Chronometerprüfung, dass sie eine kompromisslos optimale Reglage ihrer Uhr erwarten können.
Zeit für die Zeit
Zeit spielt bei der Entstehung von Armbanduhren mit dieser Signatur definitiv keine Rolle. Die ausschließlich manuelle Feinbearbeitung der Komponenten eines einzelnen Uhrwerks verschlingt je nach Kaliber 300 bis mehr als 500 Stunden. Allein für die Finissage einer schlanken Tourbillon-Brücke ziehen zehn volle Stunden durch den Jura.
Für die anschließende Montage ist jeweils nur ein einziger Uhrmacher zuständig. Die in der Uhrenindustrie verbreitete Baugruppen-Vormontage gibt es bei Greubel Forsey nicht. Zum Zusammenbau eines Tourbillons mit 24 Sekunden Umlaufgeschwindigkeit (eine schöne Präsentation und Erklärung der Bauform findet sich hier auf Uhrenkosmos) verbringt ein Uhrmacher etwa drei Wochen am Werktisch. Beim hochkomplexen Quadruple Tourbillon sind es sogar sechs Wochen. Die Reglage nimmt mindestens zwei Tage in Anspruch. Der komplette Durchlauf bis zur Lieferung liegt bei mindestens drei Monaten.
Und in aller Regel ist das, was die schräg-markante, inzwischen von Antonio Calce geleitete Fertigungsstätte links der Straße von La Chaux-de-Fonds nach Le Locle verlässt, bereits vorbestellt. Zahlreiche der Käufer sind sogenannte „Mehrfachtäter“. Eine Greubel Forsey Uhr fürs Handgelenk reicht ihnen offensichtlich nicht. Und dieses Faktum ist das Beste, was einem elitären Uhrenhersteller passieren kann.
Greubel Forsey
Ein Grund für den anhaltenden Erfolg besteht auch in dem Erfindungsreichtum, welchen die Greubel Forsey Manufaktur seit Anbeginn an den Tag legt. Traditionsgemäß mag Greubel Forsey nicht akzeptieren, dass alles bereits erfunden ist. Was die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten seit nahezu 20 Jahren auszeichnet, ist die uneingeschränkte Freiheit und Autonomie. An diesem Prinzip hält auch Antonio Calce nicht nur eisern fest, sondern der CEO hat das Team auf 22 Personen verstärkt und die technischen Ressourcen des Unternehmens weiter ausgebaut.
Auf diese Weise ist Greubel Forsey auf diesem Gebiet autonom. Die Grenzen steckt der Himmel. Das beweisen nicht weniger als 68 Patente seit der Gründung. Während 20 Jahren sind mehr als 30 eigene Kaliber entstanden. Deren ist auf 5 Jahre begrenzt. Danach braucht es etwas Neues und natürlich Besseres. Die schnellsten Projekte realisiert das F&E-Team im Laufe von sechs Monaten. An der Greubel Forsey Grande Sonnerie arbeiteten die Spezialisten mehr als zehn Jahre.
Acht grundlegende Erfindungen
Am Vorabend des 20. Geburtstags blick Greubel Forsey auf acht grundlegende Erfindungen zurück. Diese sind es wert, mit Blick auf das Jubiläum im Uhrenkosmos detailliert vorgestellt zu werden.
2004: Doppeltourbillon-Technik 30°
Das Doppeltourbillon 30° ist die ursprüngliche Erfindung von Greubel Forsey. Einen ersten Käfig mit einer Neigung von 30°, der eine Umdrehung in einer Minute vollzieht, integrierten die Uhrmacher in zweites Drehgestell mit einer Rotation in in vier Minuten. Diese Kreation gestattet eine optimierte durchschnittliche Ganggenauigkeit in allen Positionen des Zeitmessers. Dieses Werk legte auch den Grundstein für die generelle Ästhetik von Greubel Forsey: die Kombination verschiedener Winkel, Geschwindigkeiten, Ebenen und technischer Möglichkeiten, um immer bessere Ergebnisse zu erzielen. Das Double Tourbillon 30° Technique gewann 2011 den Concours International de Chronométrie mit 915 von 1000 Punkten
2005: Vierfach-Tourbillon
Jedes der vier Drehgestelle des Greubel Forsey Quadrouble Tourbillon trägt unabhängig von den anderen dazu bei, einen präzisen und zuverlässigen Zeitablauf zu gewährleisten. Als Bindeglied der vier Tourbillons dient ein kugelförmiges Differential. Selbiges leitet den durchschnittlichen Genauigkeitswert ans Zeigerwerk weiter. Das optimiert die chronometrische Leistung der 2006 entwickelten und zwei Jahre später lancierten Uhr. Die vier Käfige bestehen aus insgesamt 261 Bauteilen. Das asymmetrische Gehäusedesign gilt inzwischen als Markenzeichen von Greubel Forsey.
2006: Tourbillon 24 Sekunden
Das Tourbillon 24 Sekunden kombiniert eine schnelle Rotationsgeschwindigkeit mit einer 25-Grand-Neigung zur Lösung des Problems kritischer Positionen des Gangreglers in Bezug auf die Erdanziehungskraft. Durch die Reduktion der Umlaufzeit auf 24 Sekunden verbringt die Unruh weniger Zeit in den kritischen Positionen. Folglich optimiert die Kombination aus Tempo und Winkel die Ganggenauigkeit. Logisch, dass Greubel Forsey dieses technische Prinzip in der Zukunft fortschreiben wird.
2007: Balancier Spiral Binôme
2007 weitete Greubel Forsey seine Materialforschung aus. Dabei ergab sich, dass die Verwendung desselben Materials die Interaktion zwischen Unruh und Unruhspirale verbessert. Der Werkstoff für das Schwingsystem ist sowohl temperaturbeständig als auch amagnetisch. Beide physikalische Eigenschaften sind für Unruh wie Unruhspirale und damit für die Präzision von großer Bedeutung. Die Anfänge mit synthetischen Diamanten ebneten den Weg für die Erforschung anderer Materialien.
2008: Différentiel d’Égalité – Ausgleichsdifferenzial
Konstanter Kraftfluss vom Energiespeicher zum Gangregler ist von größter Bedeutung für die Präzision einer mechanischen Uhr. Beim Différentiel d’Égalité von Greubel Forsey handelt es sich um einen Drehmomentregler in Gestalt eines kugelförmigen Differentials. Das Federhaus liefert seine Kraft an eine Sekundärfeder, welche alle fünf Sekunden in Aktion tritt. Das Bauteil ist vor dem Regulierorgan angeordnet und gewährleistet so eine möglichst gleichmäßige Energieübertragung.
2009: Doppelte Unruh
Bei der Doppel-Unruh sind die Oszillatoren auf zwei verschiedenen Achsen angeordnet. Dank eines sphärischen Differentials, welches die Fehlerquote halbiert, ergibt sich ein optimaler mittlerer Gang. Die Neigung der beiden Gangregler wirkt den negativen Auswirkungen der Schwerkraft entgegen. Ursprünglich hat Greubel Forsey das sphärische Differential für sein Quadruple Tourbillon entwickelt. In diesem Fall wirkt es mit zwei schräg positionierten Unruhn zusammen.
2015: Compteur Mécanique – mechanischer Zähler
Der mechanische Zähler ist das Herzstück der Äquation mit Ewigem Kalender (QP à Équation) von Greubel Forsey. Er besteht aus mehreren koaxial übereinander angeordneten Programmrädern mit abnehmbaren Fingern. Je nach Drehgeschwindigkeit und Anzahl der Zähne liefern diese Räder ganz unterschiedliche Informationen. Der mechanische Zähler steuert außerdem direkt ein System von Saphirscheiben zur Darstellung der Zeitgleichung an. Diese Erfindung schützen gleich drei neue Patente.
2023: Tourbillon Cardan – kardanisches Tourbillon
Greubel Forsey positioniert seine große, um 30° geneigte Unruh in einem schnell drehenden Tourbillonkäfig. Letzterer rotiert in nur 16 Sekunden um 360 Bogengrade. Es ist Teil eines kardanischen Systems, welches aus zwei beweglichen Ringen besteht, die in 48 Sekunden hin und her schwingen. Zwei Vorrichtungen, zwei Bewegungen und dazu zwei Geschwindigkeiten kompensieren die schädlichen Schwerkrafteinflüsse in allen Positionen. Mit dieser bislang einzigartigen Kombination erzielt Greubel Forsey einen nahezu perfekten mittleren Gang.
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