Ein Gedanke vorweg
Hand aufs Herz: Im Computer-Zeitalter braucht niemand eine Frédérique Constant Yacht Timer Regatta. Also eine Armbanduhr, mit der sich beim Segeln ein perfekter Regatta-Start hinlegen lässt. Konkret geht es beim Regattastart um den Countdown vor dem Ertönen des eigentlichen Startsignals. In dieser wichtigen Phase heißt es strategisch optimal vor der Startlinie kreuzen, um diese im richtigen Winkel zu überqueren und sich so Vorteile gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen.
Wenn es um alles geht, nutzen Profis heutzutage natürlich ausgeklügelte Computer, die ihnen alle nötigen Daten permanent vor Augen führen.
Am Charme spezifischer Regatta-Armbanduhren ändert das freilich nichts. Man kennt sie schon seit den 1940-er Jahren. In den folgenden Jahrzehnten realisierten findige Fabrikanten ganz unterschiedliche Ideen.
Zum Beispiel wartete Yema ab den 1960-er Jahren mit dem in mehreren Ausführungen hergestellten „Yachtiggraph“ auf. In der sechsten Version von 1970 arbeitete dabei das Handaufzugskaliber Valjoux 7733. Anstelle des üblichen Minuten-Zählzeigers bei „3“ verwendete die französische Marke jedoch eine speziell für die Startpahse von Regatten konzipierte Scheibe.
Besonders beliebt, weil markant und leicht ablesbar, ist auch das von einem Chronographen abgeleitete Leitsystem mit Farben. Unterhalb der „12“ besitzt das Zifferblatt dabei fünf kreisrunde Fenster. Dahinter dreht eine Scheibe, deren Farbcode sich mit abnehmender Vorstart-Zeit kontinuierlich verändert.
Starten, Stopp und Nullstellung erfolgen hierbei ganz einfach per Drücker links und rechts der Krone. In den 1970-er Jahren erlangte z.B. das Modell „Memosail“ starke Bekanntheit. In dieser Armbanduhr tickte das von einem Venus 188 abgeleitete Handaufzugskaliber Venus 188.
Auf eine derartige Armbanduhr blickte auch der passionierte Segler Philippe Stern. Das bekannte der Patek Philippe-Präsident im Jahr 2000 auf die Frage, ob er schon einmal eine Armbanduhr einer anderen Marke getragen habe.
Die 2005 von der Corum-Tochter „Memotime“ in einer Restauflage von 100 Exemplaren verkaufte Variante gelangte mit dem Automatikkaliber Valjoux 7750/57 auf den Markt. Dubois-Dépraz, der traditionsreiche Mechanikspezialist im abgeschiedenen Vallée de Joux offeriert hierbei unterschiedliche Module. Ihr Antrieb erfolgt dabei durch ein Automatikwerk von Eta oder Sellita.
Von Yacht Master zu Yacht Timer
Als sich Frédérique Constant dieser Thematik zuwandte, war die junge Uhrenmarke schon nach Carouge übersiedelt. Im Genfer Stadtteil kletterte die Jahresproduktion ab 1997 relativ schnell von 11.000 auf 18.000 Uhren, resultierend in erster Linie aus Erzeugnissen für andere Marken, zumeist ausgestattet mit Quarzwerken. Weil Peter C. Stas und seine Frau Aletta Stas, die beiden Inhaber ihre Prioritäten mehr auf die eigene Marke lenken wollten, entstand auch ein so genannter Regatta-Timer.
Mein Neffe segelte bei den Olympischen Spielen mit und fragte nach einer spezifischen Uhr. Gemeinsam mit Camy haben wir einen Chip zur Steuerung der Scheibe für die Vorstartphase entwickelt. Das war eine komplexe Angelegenheit und hat uns damals beinahe überfordert. Aber insgesamt war es ein Erfolg. Es entstanden rund 3.000 dieser Uhren.
Als das Ehepaar Stas diese Armbanduhr erstmals während der Baselworld präsentierte, erlebte es allerdings eine unangenehme Überraschung. Schon bald nach Eröffnung der Messe besuchten Anwälte den Stand. Jedoch nicht wegen des funktionalen Objekts, sondern wegen seines Namens. „Yacht Master“ hatte sich Rolex schon lange zuvor schützen lassen.
Also musste der Zeitmesser auf Geheiß des über unlauteren Wettbewerb und Fälschungen wachende Marken-Panels schleunigst aus dem Fenster. Unterkriegen ließ sich Peter Stas indessen nicht. „Bereits zehn Minuten später hatte ich die Idee für den Namen „Yacht Timer“. Und dagegen gab es seitens Rolex keine Einwände mehr.
Frederique Constant Yacht Timer Regatta Countdown, Referenz FC-380NT4H4
Regattazeit mit Frédérique Constant
Mehr als zwanzig Jahre ist das jetzt her. Nachdem sich der Regattasport weiterhin größter Beliebtheit erfreut, präsentiert Frédérique Constant nun eine neue Version dieses Typs Armbanduhr. Nun jedoch rein mechanisch unter Verwendung des Automatikkalibers FC-380. Dabei handelt es sich um ein modifiziertes Chronographenkaliber SW-500 von Sellita
Die in den eigenen technischen Ateliers entwickelte Anzeigemechanik für die Vorstartphase von Regatten findet auch in den sehr markanten und deutlich sportlicher gestalteten Modellen „Sailing Extreme 40 Chronograph“ und „Seastrong Yachttimer Regatta Countdown“ Verwendung. Diese Modelle gehören allerdings zur Uhrenkollektion der Frederique Constant Schwester Alpina.
Ablesbarkeit und Handling groß geschrieben
Weil Skipper und Crew vor Beginn des Rennens alle Hände voll zu tun haben, rangierte schnelle Ablesbarkeit bei der Gestaltung der Regatta-Uhr ganz oben.
Jedes der fünf Aussparungen im Zifferblatt steht für eine Minute. Ein erster Countdown, gestartet mit Hilfe des Drückers bei „2“, lässt sukzessive alle weißen Punkte blau werden. Sobald dies geschehen ist, sind genau fünf Minuten verstrichen.
Im Zuge des zweiten, ebenso lange dauernden Countdown erfolgt ein Farbwechsel von Blau nach Orange. Wenn sich das letzte Fenster derartig verfärbt, heißt es den zentralen Stoppzeiger im Auge behalten. Wenn dieser die „12“ erreicht, sollte man im Idealfall die Startlinie überqueren.
Wie bei einem üblichen Chronographen erfolgt die Bedienung des Frederique Contant Yacht Timer Regatta Countdown mit Hilfe von Drückern
Übrigens beschränken sich die Einsatzmöglichkeiten des neuen „Yacht Timer“ nicht nur aufs Segeln. Auch beim trivialen Al-Dente-Kochen von Spaghetti, Ankleben von Schuhsohlen mit Hilfe von Pattex oder der einfachen Kontrolle der Länge von Reden lässt sich diese Armbanduhr mit augenfälliger Stoppfunktion bestens nutzen. Wobei natürlich diese Nutzarten wohl keinen vergleichbaren Reiz zum Regattastart verströmen.
Uhrenkosmos Modell-Steckbrief
Hersteller | Frédérique Constant |
Name | Yacht Timer Regatta Countdown |
Referenzen | FC-380VT4H2B (Bicolor, Metallband), FC-380VT4H4 (Roségold-Beschichtung, weißes Zifferblatt, Lederband), FC-380NT4H4 (Roségold-Beschichtung, blaues Zifferblatt, Lederband), FC-380ST4H6 (Edelstahl, Lederband) |
Premiere | September 2019 |
Uhrwerk | Kaliber FC-380 (Basis Sellita SW500-1) |
Aufzug | automatisch |
Durchmesser | 30 Millimeter |
Bauhöhe | 7,9 Millimeter |
Unruhfrequenz | vier Hertz |
Gangautonomie | 48 Stunden |
Anzeige | Stunden und Minuten |
Zusatzfunktionen | Countdown für die letzten zehn Minuten vor Beginn einer Segelregatta |
Gehäuse | Edelstahl pur oder beschichtet |
Durchmesser | 42 mm |
Sichtboden | ja |
Wasserdichte | zehn bar |
Armband | Glieder- oder Lederband. Jedes der vier Modelle kommt zudem mit einem Kautschukband |
Preis | ca. 3.495 Euro (Bicolor), 3,595 Euro (Roségold beschichtet), 3.295 Euro (Edelstahl pur) |
Limitierung | keine |
Frederique Constant Yacht Timer Regatta Countdown, Roségold beschichtet, Referenz FC-380VT4H4
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