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Chronograph

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Der Chronograph ist eine Uhr mit Stunden-, Minuten- und Sekundenzeiger, die zusätzlich eine Zeitstoppfunktion besitzt.

Der meist zentral angeordnete Chronographenzeiger kann durch Betätigung eines Drückers gestartet, gestoppt und wieder in seine Nullposition zurückgestellt werde. Das eigentliche Uhrwerk läuft währenddessen weiter.

Was macht ein Chronograph?

Der Chronographenzeiger zeigt gestoppte Zeitintervalle an. Je nach Ausführung können Chronographen überdies einen Minuten- und (ggf.) Stunden-Zählzeiger besitzen. Damit registrieren sie die seit Beginn des Stoppvorgangs abgelaufenen Minuten bzw. Stunden. Dadurch wird auch die Messung längerer Zeitspannen von bis zu zwölf Stunden möglich. Bei Betätigung des Nullstelldrückers springen die Zählzeiger automatisch in ihre Ausgangsposition zurück.

Ab den 1930er Jahren hat sich bei den Armbanduhren der 2-Drücker-Chronograph durchgesetzt: ein Drücker dient dem Starten und Stoppen des Chronographenzeigers, der andere ausschließlich der Nullstellung. Solche Chronographen ermöglichen Additionsstoppungen. Der Chronographenzeiger kann also beliebig oft angehalten und aus der zuletzt eingenommenen Position heraus erneut gestartet werden.

Chronograph

Der Flyback Chronograph von Hanhart (1940).

Technische Besonderheiten und Funktionen des Chronographen

Das entscheidende Merkmal klassischer Chronographen liegt in der konstruktiven Einheit von Uhrwerk und dem komplexen, aus etwa 40 Teilen bestehenden Schaltwerk (Kadratur). Ohne einen entsprechenden Steuer-Mechanismus ist das Abrufen der chrono-spezifischen Funktionen “Start”, “Stopp” und “Nullstellung” nicht möglich. Dabei unterscheidet man zwischen zwei grundsätzlich verschiedenen Systemen: Bei hochwertigen Chronographen-Kalibern erfolgt die Steuerung über ein drehbar gelagertes Schaltrad. Das aufwändige, vergleichsweise teure Bauteil besitzt – abhängig von Hersteller und/oder Werkskonstruktion –  fünf, sechs, sieben, acht oder gar neun Säulen. Bei jedem Schaltvorgang bewegt sich es sich im Uhrzeigersinn um einen exakt definierten Winkel.

Kommt das Ende einer Schaltwippe auf einer Säule zu liegen, wird es durch diese angehoben. Fällt es hingegen zwischen zwei Säulen, sorgt leichter Federdruck für eine Absenkung. Weil Schaltrad-Konstruktionen einen relativ hohen Fertigungsaufwand haben, entwickelten die Rohwerkefabrikanten in den späten 30er Jahren kurante Alternativen ohne Schaltrad. Hierbei übernehmen  intelligent geformte, schwenkbare Schaltnocken die Aufgaben des Schaltrads. Per Knopfdruck stellt eine Räderkupplung die Verbindung zwischen dem Uhrwerk (nach hinten verlängerter Zapfen des Sekundenrads mit aufgesetztem Mitnehmerrad) und dem Chronographen her.

Manche Kaliber, wie z.B. das gängige Valjoux 7750, besitzen ein wesentlich simpleres Kupplungssystem. Beim sogenannten “Schwingtrieb” handelt es sich um eine beweglich montierte Welle mit zwei Ritzeln. Das zifferblattseitig angebrachte Ritzel greift ins Sekundenrad des Uhrwerks, das gegenüberliegende nach Betätigung des Start-Drückers und einem kurzen Schwenk ins Chrono-Zentrumsrad. Die Verbindung besteht, der Chronograph läuft. Ein weiterer Knopfdruck bewegt den Schwingtrieb wieder vom Chrono-Zentrumsrad weg – dann hält der Chronographenzeiger an.

Kenner identifizieren Chronographen-Kaliber anhand des typischen Bildes der verschiedenen Hebel, Wippen, Federn, Räder sowie des Schaltrads oder -nockens. Hilfe bieten dabei sogenannte Werksucher.

Vom Zeitschreiber bis zur Armbanduhr: Geschichte des Chronographen

Schon im frühen 19. Jahrhundert entstanden die ersten Möglichkeiten, Zeitintervalle zu messen. Seit etwa 1800 konnte man Taschenuhren kaufen, deren Sekundenzeiger gestoppt werden konnte. Die Auslösung des Stoppmechanismus bewirkte jedoch, dass das ganze Uhrwerk anhielt. Lästig, denn so musste die Uhrzeit immer wieder neu eingestellt werden.

1821 erfand der Uhrmacher Nicolas Mathieu Rieussec den „Zeitschreiber“, für den er 1822 Patent anmeldete. Bei diesem Gerät, mit dem der Franzose die Zeit bei Pferderennen stoppen wollte, drehte sich das Zifferblatt und ein Schreibmechanismus hielt darauf Zeitintervalle in Form von Strichen und Punkten fest.

Die erste Uhr, mit dessen Sekundenzeiger sich die Zeit unabhängig von der Funktion des Uhrwerks stoppen ließ, entwickelte der Österreicher Joseph Thaddäus Winnerl (1799-1886). Er stellte seine Erfindung im Jahre 1831 der Öffentlichkeit vor und präsentierte später zusätzlich den Chronographen mit zwei übereinander angeordneten Sekundenzeigern, von denen einer den Start eines Ereignisses markierte, der andere dessen Ende. Nachteil der Winnerl’schen Konstruktion: Die Zeiger ließen sich nicht nullstellen.

Als eigentlicher Vater des Chronographen gilt daher Adolphe Nicole. Er meldete 1844 das auf der Welle des Sekundenrads befestigte Nullstellherz zum Patent an. Mit seiner Hilfe sprang der Chronographenzeiger per Knopfdruck in seine Ausgangslage zurück. 1862 kam die erste uneingeschränkt brauchbare Taschenuhr mit Chronograph auf den Markt.

Der Chronograph in seiner heutigen Form – mit dem werksseitig über den Brücken und Kloben angeordneten Zusatzmechanismus –  geht auf Auguste Baud und das Jahr 1880 zurück. Um 1910 herum wurden die ersten Armbanduhren mit Chronograph vorgestellt, Armband-Chronographen mit automatischem Aufzug kamen 1969 auf den Markt.

Inzwischen sind auch die sogenannten Modul-Konstruktionen weit verbreitet. Bei ihnen wird ein Chronographen-Modul auf ein klassisches Uhrwerk montiert. Die Funktionen sind die gleichen. Neben den rein mechanischen Kalibern gibt es auch die quarz-mechanische Hybrid-Konstruktion. Sie besitzt einen mechanischen Chronographenmechanismus und quarzgesteuerte Gehwerke. Auch vollelektronische Chronographen mit analoger und/oder digitaler Anzeige sind heute im überall zu haben.