Mut zur Farbe
Ein farbiges Zifferblatt klingt für viele, eher klassisch gesinnte Uhrenliebhaber allzu sehr nach Halbwelt, modischem Fehlgriff und unseriösem Auftreten. Selbst das in der Zwischenzeit fast omnipräsente Blau der Zifferblätter – gerade in Kombination mit Stahlgehäuse – brauchte lange, ehe es sich in der Breite durchsetzen konnte. Dabei spricht so vieles für ein farbiges Zifferblatt. Es kann sich ebenso gut anpassen wie ein weisses oder sogar noch besser als ein schwarzes Zifferblatt. Es setzt eine farbilichen Akzent, ohne dass die Farbe ob ihre Geballtheit des Auftretens überdominant wäre und es zeugt vom guten, feinen Geschmack ihres Trägers.
Sind das nicht gute Argumente, die von uns ausgesuchten Uhren einmal in Ruhe zu betrachten? Es bringt sicher Farbe aufs Zifferblatt und Farbe ins Spiel.
Piaget übt sich bei der Piaget Polo in Stahl
Seit 1979 heißt die sportliche Seite des Uhrengeschäfts von Piaget kurz und bündig Piaget Polo. 2016 brachte schließlich die Piaget Polo S. Der zusätzliche Buchstabe steht für jenen Stahl, aus dem die Manufaktur das 42 Millimeter große Gehäuse fertigt.
Dieses Gehäuse umfängt das vier Millimeter hoch bauende Automatikkaliber 1110P der Piaget Polo mit etwa zwei Tagen Gangautonomie. Neben den Stunden, Minuten und Sekunden zeigt das aus 280 Komponenten assemblierte Manufakturwerk auch das Datum. Und zwar in einem Fenster bei der „6“. Hierfür vollzieht die Unruh stündlich 28.800 Halbschwingungen, was einer Frequenz von vier Hertz entspricht. Zum ausdruckstarken grünen Zifferblatt gesellt sich ein Krokoband in der gleichen Farbe. Der Vollständigkeit halber sei zu erwähnen, dass es die Piaget Polo auch mit blauem Zifferblatt und grauem Zifferblatt gibt. Aber ein grünes Zifferblatt steht nun mal für die Farbe der Hoffnung und mächtig angesagt. Bei einem Preis von 12.200 Euro ist zu hoffen, dass sie mit dem Juwelier ihres Vertrauens noch etwas handeln können.
Dreifach kompliziert
Weniger ist manchmal mehr. Und so produziert A. Lange und Söhne vom A. Lange & Söhne Datograph Perpetual Tourbillon nur 100 Exemplare. Nun gut, es ist ja auch keine Massenware. Entsprechend gibt es dazu auch ein farbiges Zifferblatt.
Zum Weißgoldgehäuse mit 41,5 Millimetern Durchmesser bildet das lachsfarben lackierte Zifferblatt aus massivem Rotgold einen perfekten Kontrast. Das verbaute Handaufzugskaliber L952.2 besitzt einem Schaltrad-Chronographen mit Temposchaltung und springendem Minutenzähler.
Hinzu gesellt sich ein ausgesprochen leicht einstellbares, immerwährendes Kalendarium mit ebenfalls springende Anzeigen. Einen besonderen Komfort bietet die Schnellkorrekturtaste der A. Lange & Söhne Datograph Perpetual Tourbillon bei der „10“. Ausgesprochen entspannt geht es auch sonst zu, denn erst nach gemächlichen 122,6 Jahren verlangt der Mond nach einer manuellen Nachbesserung der Mondphase.
Wer das außerdem vorhandene Tourbillon begutachten möchte, kann gebannt durch den Sichtboden schauen. Von vorne wiederum ist der Energievorrat der Gangreserve ersichtlich. So lässt sich bei Zeiten genussvoll das Werk aufziehen. Etwas länger wird man bei diesem uhrmacherischen Glanzstück auf den Preis sehen. Er liegt bei 277.800 Euro. Dafür erhalten Sie allerdings eine Uhr aus 729 Teilen. Sie müssen nun angesichts des Preises nicht lachsfarben, wie das farbige Zifferblatt des A. Lange & Söhne Datograph Perpetual Tourbillon erglühen. Solch eine Uhr ist etwas Besonderes und davon träumen ist erlaubt.
Klassisches in neuer Kombination
Kaum glaublich, aber 47 Jahre alt ist sie nun und trotzdem unverändert jung. Die klassische Audemars Piguet Royal Oak. Wie so oft im Leben, werden aber schöne Dinge mit dem Alter eher schöner. Dazu gehört sicher auch dieser Uhren-Klassiker.
Im Jahre 1972 maß das Gehäuse der Royal Oak noch 39 Millimeter. Später wurde die Uhr dann größer. Einen Blick zurück wirft auch die so genannte „Jumbo“ des Jahres 2019. Das leicht gelblich schimmernde, roségoldene „Petite Tapisserie“ Nagelmuster-Zifferblatt dieser Audemars Piguet erschien 1992 zum 20. Jubiläum dieses Klassikers erstmals auf der Bildfläche. Damals umgeben von einer stählernen Schale mit 39 Millimeter Durchmesser. Aus diesem Material bestand auch das Gliederband.
Beim dieser vorgestellten Royal Oak in den genau gleichen Dimensionen verwendet die Familienmanufaktur zur Steigerung der Wertschöpfung nun weißes Gold für das Gehäuse und das Armband. Als konstante Größe präsentiert sich dagegen das ultraflache AP Automatikkaliber 2121 mit der Anzeige von Stunden, Minuten und Datum. Das mit 2,75 Hertz tickende Manufaktur-Werk baut nur dabei nur 3,05 Millimeter hoch. Erfahrene Uhrmacher fügen es schließlich aus 247 Teilen zusammen. Hierfür benötigt es natürlich eine entsprechende Gangenergie. Diese Antriebskraft steht nach einem Vollaufzug für eine 40-stündige, also knapp zwei Tage dauerende Gangautonomie zur Verfügung. Wasserdicht ist diese Uhr angegebener Weise bis 50 Meter.
Nicht superflach, sondern mehr Jumbo ist auch der Preis dieser besonderen Audemars Piguet Jumbo extraflach in Weißgold. Er beläuft sich auf 57 600 €. Aber überlegen Sie mal? Wie lange haben Sie Freude an einem VW Passat zum gleichen Preis. Vom Wertverlust ganz zu schweigen. Und diese Uhr bringt immerhin Farbe in ihr Leben.
Lachs aus den Niederlanden
In Holland sind Bart und Tim Grönefeld schon eine uhrmacherische Institution. Drei Jahre nach der „1941 Remontoire“ mit exklusivem Handaufzugswerk lancierten die Niederländer ihre erste Armbanduhr mit Selbstaufzug. Ihr Name – „1941 Principia”.
Ihre nur in einer Drehrichtung wirkende Schwungmasse aus massivem 22-karätigen Gold nutzt in altbekannter Weise die Schwerkraft zum Spannen der Zugfeder. Die Schwungmasse bewegt sich hierbei um ein wartungsfreies Keramik-Kugellager. Vielleicht eine kleine spannende Zahl dazu: Nach insgesamt 633 Rotationen reicht die erzeugte Energie für 24 Stunden Gangautonomie.
Komplett aufgezogen tickt das sorgfältig dekorierte Uhrwerk 56 Stunden lang mit drei Hertz. Durch die Verwendung einer Unruh mit variabler Trägheit kann die Spirale völlig frei atmen. Das Gesamtkunstwerk mit beschichteter Messingplatine und Edelstahlbrücken besteht aus 226 Teilen und baut 5,6 Millimeter hoch. Eine weitere Besonderheit des 39,5 Millimeter großen, aus 54 Komponenten montierten Weißgoldgehäuses besteht in den abnehmbaren Bandanstößen. Auf diese Weise lassen sie sich leichter nachpolieren oder im Fall schwerer Beschädigung auch unproblematisch ersetzen. Aus massivem Silber besteht schließlich das lachsfarbene Zifferblatt.
Das alleine muss es aber nicht gewesen sein. Bart und Tim Grönefeld bieten weitere Möglichkeiten und das Spektrum an Farben ist riesig. Es umfasst selbst Rot und Gelb. Grund genug für die beiden, auch diese Farben für Zifferblätter zu verwenden. Da wird doch etwas für Sie dabei sein?!
Die Farbe der Liebe
Es sollte etwas Besonderes sein. Also hat Kari Voutilainen Vingt-8 seine neueste Kreation mit seinem 18-karätigen Weißgoldgehäuse „Vingt-8“, vulgus 28 getauft. Dies jedoch nicht ohne Sinn.
Hinter dem roten Zifferblatt agiert ein selbst entwickeltes und weitgehend handgefertigtes Uhrwerk. Seine Platine, Brücken und Kloben bestehen aus Neusilber, die Räder aus Roségold.
Bei einem Durchmesser von 30 Millimetern baut der Mikrokosmos des Werks gerade einmal 5,6 Millimeter hoch. Zu seinen Besonderheiten gehört außerdem die große, ebenfalls selbst produzierte Unruh. Die zugehörige Unruhspirale verfügt über gleich zwei speziell geformte Endkurven.
Außen wählte der finnische Uhrmacher eine hochgebogene, nach Professor Phillips benannte Phillips Spirale. Besser bekannt ist sie unter dem Namen Breguet. Innen findet sich die von Moritz Grossmann ersonnene und nur sehr selten verwendete Kurve. Hinzu gesellt sich eine spezielle Hemmung mit zwei Hemmrädern, welche den Kraftimpuls direkt, also ohne Anker an die Unruh weiterleiten.
Dieses System, welches Ulysse Nardin in ähnlicher Form schon 2001 im so genannten „Freak“-Uhrwerk verwendete, zeichnet sich durch eine hohe energetische Effizienz aus. Hochenergetisch ist ebenso der Preis für diese wunderbare Manufaktur-Uhr. Sie liegt bei rund 89.000 Euro. Dafür können Sie sicher sein, mit der Voutilainen Vingt-8 sowohl farblich durch ein besonders farbiges Zifferblatt, als auch markentechnisch über die eher Insidern bekannte feine Marke Kari Voutilainen aus der grauen Masse der Uhrenliebhaber herauszuragen.
Ein Blickfang aus Luzern
Am Handgelenk ist der Chronoswiss Flying Grand Regulator Limited Edition wahrhaft unübersehbar. Das Zifferblatt in Gelb gepaart mit Schwarz und Rot kann man mit Fug und Recht als ungewöhnlich bezeichnen.
Besonders Markant sind auch die 44 Millimeter Durchmesser des DLC-beschichtetem Stahlgehäuses. Starke Anziehungskraft übt freilich nicht nur die Signalfarbe des geprägten Zifferblatts aus, sondern auch die hoch gesetzten Ringe mit roten Indexen und die gleichfarbigen Zeiger.
Am hinteren Ende des zentral drehenden Minutenzeigers findet sich ein kurzer Stummel. Zusammen mit einer spiegelverkehrten Minutenskala ersetzt er jene Indexierung, welche der trichterförmige Stundenring überdeckt. Durch den Sichtboden zeigt sich das Handaufzugskaliber C. 678. Als Basis hierfür dient das altbewährte Eta 6498 mit knapp 37 Millimeter Durchmesser. Nach nur dreißig Exemplaren endet die Produktion. Uhrenliebhaber mit einem Faible für Gelb sollten also schnell sein. Schließlich ist die Chronoswiss Flying Grand Regulator Limited Edition Uhr für 10.600 Euro auf 30 Exemplare limitiert.
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