In den Annalen der Uhrenindustrie stößt man mitunter auf Modelle, die aus unterschiedlichsten Gründen nie in Serienfertigung gegangen sind.
Auch die abgebildete Mysterieuse Uhr, deren Erfinder und Prototypist sich nicht mehr feststellen lässt, entstand in den fünfziger Jahren. Damals experimentierten verschiedene Hersteller auch bei Armbanduhren mit einer sogenannten „mysterieusen“ Zeitanzeige. Z.B. wurden die Zeiger durch Glasscheiben mit kleinen Brillanten ersetzt oder unter raffinierten Abdeckungen verborgen, welche nur die Spitzen sichtbar werden ließen. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt.
Der Erfinder der abgebildeten Armbanduhr schlug stattdessen einen völlig anderen Weg ein. Die Zeigerspitzen sollten sich wie von Geisterhand bewegt um das Zifferblatt drehen. Auf den plumpen Trick einer Abdeckung über den üblichen, zentral angeordneten Zeigerwellen mochte er dabei nicht setzen. Also musste er das Pferd sozusagen vom Schwanz her aufzäumen. Dies bedeutet, rein uhrentechnisch betrachtet, dass die Zeiger von außen und nicht vom Zentrum aus bewegt werden.
Mysterieuse Uhr
Die Konstruktion gründet sich auf ein Handaufzugswerk für Damenuhren. Dieses Uhrwerk ist in einem Trägergestell montiert, welches zugleich auch das besondere Zeigerwerk und ein ungewöhnlich großes, zentral angeordnetes Federhaus trägt. Letzteres ist zwingend erforderlich, um die Kraft für das außergewöhnliche Zeigerwerk zu liefern. Dieses besteht aus an zwei gezahnten Ringen, an denen die Zeigerspitzen befestigt sind. Trotz des voluminösen Federhauses beträgt die Gangreserve dieser Armbanduhr lediglich 18 Stunden. Aufzug und Zeigerstellung vollziehen sich wie bei normalen Serienuhren über die Krone. In gezogener Position können die Zeiger beliebig vor- oder rückwärts verstellt werden.
Wie sich auch heute noch unschwer feststellen lässt, funktionierte das System der Mysterieuse Uhr nicht so zuverlässig, dass eine Serienfertigung zu einem geschäftlichen Erfolg geführt hätte. Möglicher Weise stieß der Prototyp, als er zur Basler Uhrenmesse präsentiert wurde, auch nicht auf die nötige Resonanz beim potentiellen Fachhandel. Mangelndes Kundeninteresse führte in der Geschichte der Armbanduhr nämlich schon häufig zur Abwendung von Produktideen. Wie dem auch sei: Über das Stadium eines Prototyps kam diese gedanklich und optisch sicher interessante Kreation nicht hinaus. Vielleicht haben sich Hersteller und Käufer dadurch viel Ärger erspart. Reklamationen wären mit einem hohen Maß an Wahrscheinlichkeit vorprogrammiert gewesen.
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