Sportlicher Luxus der 1970er-Jahre
Die Vorstellung erster Quarzwerke während der Basler Uhrenmesser 1970 erfreut auch zahlreiche Uhrendesigner. Die Erklärung ist einfach, denn die anfangs recht voluminöse Elektronik rechtfertigte relativ opulente Uhren-Gehäuse. Und die passten irgendwie auch zum Stil jener Epoche.
1972 machte Audemars Piguet aus der damaligen Not eine Tugend. Mit der „Royal Oak“ rebellierte Gérald Genta, der geniale Designer, auf seine Weise gegen die gestalterischen Auswüchse jener Epoche.
Mit dieser Armbanduhr, die Stahl hinsichtlich seiner Verarbeitung in den Rang edlen Goldes erhob, löste die von Georges Golay geleitete Familienmanufaktur aus dem abgeschiedenen Vallée de Joux einen anfangs belächelten, inzwischen jedoch sehr nachhaltigen Trend aus: Sportlich Luxus , dazu dank flacher Ausführung von Uhrwerk und Gehäuse auch noch ausgesprochen elegant.
Nach anfänglichem Lächeln folgte auch Baume & Mercier, damals noch nicht unter dem Dach der Richemont-Gruppe, dem neuen chronometrischen Zeitgeist. Die im Folgejahr 1973 lancierte „Riviera“ bestach ein durch stilvolles 35-Millimeter-Gehäuse mit zwölfeckiger Lünette und direkt angesetztem Gliederband. Mangels hinreichend flacher Quarzwerke durfte sich sogar noch einmal überlieferte Mechanik in Gestalt des Unisex-Kalibers BM-760 mit beidseitig wirkendem Kugellagerrotor bewähren. Als Basis diente ein Automatikwerk der Eta-Familie 26xx. Bei Baume & Mercier hieß das Kaliber BM-760.
Ab 1980 gab es die sportlich elegante Armbanduhr auch mit Quarzwerk. Bei den Gehäusematerialien konnten die Kundinnen und Kunden überdies zwischen Massivgold, Stahl/Gold und edlem Stahl wählen. Zur Untermauerung der Zuverlässigkeit überstand ein Exemplar im Juni besagten Jahres an der Felge eines BMW M1 klaglos die 24 Stunden von Le Mans.
Thema con variazioni
Im Laufe der Jahrzehnte erlebte die „Riviera“ allerlei Metamorphosen. Nach ausgeprägter Elektronik-Phase durfte es in der zu einem Leader aufgestiegenen Armbanduhr auch wieder ticken. 1992 standen verschiedene Modelle mit Automatikwerk, Zentralsekunde und Datumsanzeige zur Wahl. Die Gehäuse mit verschraubter Krone waren wasserdicht bis zu drei bar Druck.
Jubiläumsmodell 1993
1993 zelebrierte Baume & Mercier den 20. Geburtstags der bis dahin recht erfolgreichen „Riviera„. Aus diesem Anlass brachte die Marke 499 massivgoldene Exemplare einer limitierten „Riviera Complication“ mit Lederband auf den Markt. Beim Automatikwerk vom Kaliber BM-11530 handelte es sich um ein Eta 2892-A2 mit einfachem, vorderseitig aufgesetztem Vollkalender-Modul von Dubois-Dépraz.
Warum denn keine „Riviera Baumatic“?
Seit etwa zehn Jahren ist es sehr ruhig geworden um die durchaus bemerkenswerte „Riviera“. Dabei hätte der Klassiker im Hause Baume & Mercier durchaus ein gerüttelt Maß Aufmerksamkeit verdient.
Zum Beispiel schon 2018, als das exklusive Automatikkaliber BM 12-1975 mit fünf Tagen Gangautonomie in der „Clifton Baumatic“ seinen Einstand gab. Mittlerweile ist bekanntlich das Nachfolgekaliber BM 13-1975A ohne Silizium-Unruhspirale am Zuge.
Eine natürlich größer ausgeführte sowie hinsichtlich Schale und Band auf den neuesten technischen Stand gebrachte „Riviera Baumatic“ besäße durchaus das Potenzial, den preislichen Einstiegsbereich der Liga sportlich-eleganter Armbanduhren abzudecken. Aber was nicht ist, kann ja durchaus noch werden.
0 Kommentare