Inspiriert durch Kampfpanzer
Was wäre, wenn? Diese Frage lässt sich im Zusammenhang mit vielen menschlichen Erfindungen und Entdeckungen, darunter auch dem weltberühmten Uhrenklassiker Cartier Tank stellen. Zahlreiche Seiten des großen Buchs der Kulturgeschichte wären vermutlich leer, wenn … was, wenn? Ja, wenn es keine Zufälle, glückliche Umstände, Fügungen oder Inspirationen gäbe.
Und so nimmt auch diese Geschichte ihren Anfang. Was also wäre geschehen, wenn die britischen Truppen am 15. September 1916 ohne jene Kettengefährte mit dem euphemistischen Tarnnamen Tank in die Somme-Schlacht gezogen wären? Der Ausgang des Ersten Weltkriegs steht an dieser Stelle nicht zu Debatte, sondern die gestalterische Genese des am Handgelenk getragenen Zeitmessers.
Ganz beeindruckt von den martialisch anmutenden Panzern griff der Juwelier und Designer Louis Cartier zum Zeichenstift. Mit seiner neuen Kreation leistete der Spross des Pariser Nobeljuweliers nach der Cartier Santos einen weiteren wichtigen Beitrag zur formalen Emanzipation der aus pragmatischen Gründen meist noch runden Armbanduhr. Ihr exhibitionistisches Attribut setzte den Auftritt am Unterarm dem Diktat der Mode aus. Insbesondere Gehäuse und Zifferblatt hatten sich regelmäßig dem allgemeinen Stilempfinden anzupassen. Das wiederum verlangte förmlich nach neuen, dem runden Design der Taschenuhren abschwörenden Ideen.
In genau diese Kerbe schlug Louis Cartier. Als Zeichen des Danks für die Befreiung der Grande Nation überreichte er 1918 die ersten Exemplare seiner Tank L.C. an General John Joseph Pershing, Oberbefehlshaber der amerikanischen Truppen in Frankreich, Oberst William Hayward sowie einige andere hohe Offiziere des Expeditionskorps der US-Streitkräfte. Über die Exklusivität ihres Geschenks konnten sich die Militärs indessen nur ein Jahr lang freuen. 1919 trat das rechteckige Modell ins Stadium der Serienfertigung.
Wer wollte und über das nötige Kleingeld verfügte, konnte seinen chronometrischen Hedonismus damit am Handgelenk zur Schau stellen. Womit nicht gesagt sein soll, dass Louis Cartier die rechteckige Armbanduhr erfunden hat. Sein Verdienst bestand jedoch in einem ganzheitlichen Konzept mit spezieller Gehäusekonstruktion einschließlich langgezogener Flanken zur Befestigung des Armbands.
Thema mit vielen Variationen
Im Laufe der folgenden Jahre durchlief dieser Armbanduhr zahlreiche Metamorphosen. Das Jahr 1920 brachte die Tank mit geschwungenen Hörnern, 1922 die Tank Chinoise mit markanten Querbalken ober- und unterhalb des Zifferblatts.
Den Maharadscha von Kapurthala beeindruckte die im gleichen Jahr vorgestellte Tank L.C. mit gewölbten Gehäuseflanken. Für einer der reichsten Männer Indiens, welcher zum Aufziehen seiner etwa 250 Cartier-Uhren einen eigenen Diener beschäftigte, hob Louis Cartier 1923 das übergroße und stark Modèle cintré aus der Taufe.
Der 1931 durch das geniale Reverso Wendegehäuse gebannten Gefahr brechender Kristallgläser begegnete Cartier u.a. durch die Tank à guichets mit kleinen verglasten Öffnungen für die digitale Anzeige der Stunden und Minuten. Auf breiter Front durchsetzen konnte sich dieses System wegen der eingeschränkten Ablesbarkeit aber nicht.
Praktischer und erfolgreicher war die Tank Basculante mit rechteckiger Wendeschale, salopp auf gut Deutsch auch Liegestuhl genannt.
Als weitere Meilensteine in der Ahnengalerie dieser kantigen Stilikone gelten zum Beispiel auch die Petite Tank Rectangle sowie die gestreckte Tank Allongée. Zum breiten Spektrum gehört ferner die Tank Asymétrique mit Parallelogramm-Schale.
Das Muss von Cartier
Nach wirtschaftlich eher mageren Jahren führten die 1973 lancierten Cartier Tank Les Must de Cartier zurück auf die Erfolgsspur. Als Generaldirektor bewerkstelligte Alain-Dominique Perrin mit Bravour die Internationalisierung der breit gefächerten Cartier Must-Philosophie.
Ab 1977 machte die Tank mit Quarzwerk und Vermeil-Gehäuse (vergoldetes Sterlingsilber) als erstes Mitglied der Uhrenkollektion Les Must de Cartier von sich reden.
Mitte der 1980-er Jahre besaßen die Lest Must de Cartier Tank und die Les Must de Cartier Santos den eher zweifelhaften Ruf, zum Kreis der weltweit meistgefälschten Armbanduhren zu gehören.
Das Jahr 1989 stand im Zeichen der gewölbten Cartier Tank Américaine, und 1996 debütierte eine gestalterische Neuinterpretation des Klassikers, La Tank Française genannt.
Cartier Tank für anspruchsvolle Mechanik-Freaks
Im späten 20. Jahrhundert präsentierte Cartier mit der Collection Privée Cartier Paris, kurz CPCP genannt, eine Re-Interpretation der eigenen Uhrentradition. In ihr erlebte ein bemerkenswerter Teil des breiten Tank-Spektrums seine Renaissance. Die in relativ kleiner Edition bis zu jährlich 500 Exemplaren produzierten Armbanduhren beseelte einmal hochrangige Mechanik aus eigenem Haus wie die Form-Handaufzugskaliber 9901 MC und 9902 MC.
Ferner verbaute Cartier zukaufte Werke der Schwestern Jaeger-LeCoultre und Piaget. Zum Kreis der Lieferanten gehörten schließlich auch Dubois-Dépraz, Girard Perregaux sowie Renaud & Papi.
Cartier Tank
Die inzwischen mehr als hundertjährige Geschichte der Cartier Tank zeugt unmissverständlich von der Wandlungsfähigkeit klassischen Designs. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich dieser Zeitmesser zum Lifestyle-Symbol und zugleich auch Statement am Handgelenk. Auf dem Punkt brachte die Dinge kein geringerer als Andy Warhol:
Ich trage die Tank nicht, um zu wissen, wie spät es ist. Ich ziehe sie niemals auf. Ich trage die Tank, weil man diese Uhr einfach tragen muss.
Ihre Cartier war und ist auch vielen anderen prominenten Zeitgenossen heilig, darunter zum Beispiel der Marquis Boni de Castellane, Rudolfo Valentino, Stewart Granger, Jackie Onassis, Alain Delon, Jean-Pierre Melville, Yves Montant, Elton John, Jacques Chirac, Yves Saint Laurent oder Calvin Klein.
Cartier Tank 2021
Im Corona-Jahr 2021 schickt Cartier im Detail überarbeitete, aber natürlich weiterhin unverzüglich erkennbare neue Tank-Modelle ins Rennen um die Käufergunst.
Als Einstieg bietet sich die Cartier Tank Must in Edelstahl an. Ihre Optik spiegelt jenes der altbekannten Tank Louis Cartier wider. Kenner entdecken abgerundete Gehäuseflanken, die bekannte Krone mit integriertem Cabochon und ein Zifferblatt mit römischen Indexen sowie modifizierten Proportionen. Umweltfreundlichkeit ist das Markenzeichen des veganen Altstrap-Armbands aus innovativem Werkstoff. Selbiger besteht zu etwa 40 % aus pflanzlichen Stoffen, gewonnen aus Abfällen von in Deutschland, Italien und der Schweiz angebauten Äpfeln. Als langlebige Alternative lässt sich auch die Version mit stählernem Gliederband und Faltschließe erwerben.
Liebhaberinnen und Liebhaber zeitbewahrender Mechanik müssen sich für das 8,37 Millimeter hoch bauende Must XXL-Modell mit dem exklusiven Kaliber 1847 MC entscheiden. Das 3,77 mm flache Automatikwerk mit vier Hertz Unruhfrequenz, Zentralsekunde und Fensterdatum bei „6“ besitzt rund 40 Stunden Gangautonomie. Die Preise liegen bei 3.550 bzw. 3.900 Euro mit Gliederband.
Mit hauseigenem Quarzwerk finden die 6,6 mm hohen L- und S-Varianten als Handgelenk. Batteriewechsel gehört bei ihnen der Vergangenheit an, denn die Energieversorgung erfolgt über unter dem leicht cremefarbenen Zifferblatt. Durch die winzigen Öffnungen in den römischen Stundenziffern gelangt Licht zu den Solarzellen. Das während zwei Jahren von Cartier entwickelte SolarBeat–Uhrwerk besitzt ungefähr 16 Jahre Lebensdauer.
Der Einstieg in diese umweltfreundliche elektronische Welt der Cartier Tank Must beginnt bei 2.490 Euro für das kleine Modell. Die größere Variante schlägt mit 2.620 Euro zu Buche. 2.850 bzw. 2.980 kosten die mit einem Gliederband ausgestatteten Versionen.
Konventionelle Quarzwerke bewahren die Zeit in den farbigen Tank Must-Modellen mit puristischen lackierten Zifferblättern und Krokoleder-Armband. Am Handgelenk tragen die Stahlgehäuse ebenfalls 6,6 Millimeter auf. Zu haben sind sie für 2.740 Euro.
Louis Cartier Tank Preis
Als Krönung des neuen Tank-Auftritts verstehen sich zwei gleichfalls 6,6 Millimeter hoch bauende Modelle zu Ehren von Louis Cartier. Ihr charakteristisches Gehäuse mit gewölbten Flanken besteht entweder aus gelbem oder roséfarbenem Massivgold. Beide schützen das Ende 2018 erstmals vorgestellte Manufakturkaliber 1917 MC. Dieses kleine Form-Handaufzugswerk mit drei Hertz Unruhfrequenz misst 16 x 12,95 Millimeter. Seine Unruh oszilliert mit drei Hertz. Nach Vollaufzug läuft das 2,9 Millimeter flache Oeuvre 38 Stunden am Stück. Ein Alligator-Lederband mit Dornschließe sorgt für komfortablen Halt am Handgelenk.
Hier liegt der unverbindliche Publikumspreis bei 13.200 Euro.
Zum Launch der neuen Tank Modelle offeriert Cartier einen kostenfreien Wartungs- und Reparaturservice unabhängig vom Produktionsjahr. Außerdem lässt sich die Garantie für diese Modelle nach einer Registrierung bei Cartier Care auf bis zu acht Jahre verlängern.
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