Comeback
Unter dem Namen Zenith Chronomaster Original Triple Calendar präsentiert Zenith zur LVMH Watch Week 2024 eine weitere Version des El Primero Chronograph mit einfachem Vollkalender und Mondphasenanzeige. Über „den Ersten“ muss man an dieser Stelle nicht viele Worte verlieren. Bekanntlich war der Zenith Chronomaster 1969 der weltweit erste Chronograph mit Selbstaufzug durch Kugellagerrotor, fünf Hertz Unruhfrequenz und horizontaler Räderkupplung.
Nach dem Lancement der Referenzen AH 385 (Edelstahl), GH 383 (Gelbgold) und GH 381 (Gelbgold) mit 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler sowie Fensterdatum gesellte sich 1970 eine komplexere Kalender-Variante der in einer Auflage von 2.500 Stück produzierten Panda-Referenz A 386 hinzu. Sozusagen als besonderes Dankeschön für das Team rund um die Entwicklung und Fertigung des El Primero-Kalibers entstanden 25 Prototypen mit einfachem Vollkalender und Mondphasenanzeige. In Serie ging diese Armbanduhren nie. Aber Zenith gelang es, das Exemplar aus jenes legendären Uhrmachers Charles Vermot zu erwerben, dessen Unbeugsamkeit die El Primero-Renaissance in den 1980-er Jahren zu verdanken ist. Aus diesem Kauf resultiert die Kreation der aktuellen Zenith Chronomaster Original Triple Calendar. Somit handelt es sich um ein Retromodell mit zeitgemäßer Attitüde. Doch davon später mehr.
In den Verkauf gelangte die Kalender-Version der Referenz A 386 erstaunlicher Weise nie. Dagegen gelangte zu Beginn der 1970-er Jahre die 39 Millimeter messende Espada an die Öffentlichkeit. Deren opulentes tonneauförmiges Gehäuse leitete sich von der oben abgebildeten El Primero ab und passte zum Stil der damaligen Epoche. Insgesamt fertigte Zenith 300 Exemplare von der tonneauförmigen Referenz A 7817 mit dem Automatikkaliber 3019 PHF.
Kalender-Retrospektive
Im Zusammenhang mit diesem Comeback lohnt ein Blick in die Geschichte der klassischen Armbandchronographen mit Vollkalender. Ihr Kennzeichen besteht in der digitalen Darstellung von Wochentag und Monat sowie analoger oder digitaler Datumsanzeige. Als eine Art Blaupause kann die 1941 vorgestellte Referenz 1518 von Patek Philippe gelten.
Ein Rohwerk des Spezialisten Valjoux diente als Basis des Kalibers 13″‚ CHR 130 Q. Das auf der Vorderseite montierte Kalendarium steuerte Dubois-Dépraz aus dem Vallée de Joux bei. Seine Besonderheit besteht im ewigen Charakter, d.h. eine manuelle Korrektur braucht es rein theoretisch erst Ende Februar 2100, wenn der Schalttag außerplanmäßig entfällt. Um einen Volks-Zeitmesser handelte es sich allein schon wegen des Preises nicht. Summa summarum entstanden 281 Exemplare.
Universal und Valjoux
Deutlich mehr konnte Universal Genève ab 1944 von seinem Tri-Compax verkaufen. Dieses Modell kann mit Fug und Recht als damaliger Mercedes unter den Armbandchronographen gelten. Die Bezeichnung Tri steht für die drei Funktionen Chronograph, Kalender und Mondphase.
Wie bei Patek Philippe stellen die Handaufzugskaliber 281, 287 und 481 das Datum analog, also per Zeiger dar. Selbiger rotiert zusammen mit der Mondscheibe unterhalb der „12“. Wochentag und Monat lassen sich durch Zifferblattausschnitte ablesen. Allerdings muss das Kalendarium bei diesem Stopper in allen Monaten mit weniger als 31 Tagen händisch nachgebessert werden.
Die Universal-Rohwerke lieferte Ebauches Martel. Universal kümmerte sich um die Fertigstellung und das Einschalen. Kult-Charakter besitzt die Tri-Compax-Referenz 881101/01. Universal Genève brachte das Modell mit Panda-Zifferblatt und dem Beinamen Eric Clapton 1967 auf den Markt.
In den 1950-er Jahren offerierte auch Zenith einen „Tri-Compax-Chronograph“ mit 13-linigem Martel-Kaliber. Die Manufaktur nannte es 136 HC. Mit Martel pflegte das Unternehmen in Sachen Chronographen damals noch mangels eigener Rohwerke schon eine längere Kooperation.
Bevor wir zum El Primero Vollkalender zurückkehren, gilt es noch einen kurzen Blick auf Valjoux zu lenken. 1946 präsentierte der Spezialist aus dem Vallée de Joux das bis 1974 hergestellte und von vielen Marken genutzte Handaufzugskaliber 72C mit digitaler Wochentags- und Monatsanzeige sowie Zeigerdatum. Ein Jahr später, 1947 gesellte sich das Valjoux 88 mit zusätzlicher einfacher Mondphasenindikation hinzu.
Die Produktion des Valjoux 88 währte ebenfalls bis 1974. Als Auflage nennen die Archive 13.218 Exemplare. Wie bei Patek Philippe und Universal weicht die Darstellung der Lichtphasen des bleichen Erdtrabanten rund alle drei Jahre einen Tag von der astronomischen Norm ab.
Zenith Kalender-Chronographen
Nun ist wieder Zenith an der Reihe. Taschenuhren mit Chronograph und Vollkalender verkaufte die 1865 gegründete Firma schon im späten 19. Jahrhundert.
Auf dem Weg zu eigenen Uhrwerken mit Stoppfunktionen hatte das Traditionsunternehmen 1960 die nur elf Kilometer entfernte Martel Watch Co. erworben. Deren einschlägiges Knowhow floss ab 1962 in die von Zenith angestrebte Entwicklung des 1969 lancierten El Primero ein. Das Premierenkaliber 3019 PHC bestand aus 280 Komponenten. Die Bezeichnung dieses Uhrwerks kam nicht von ungefähr. 30 signalisierte den Durchmesser, 1 die Ordnungsnummer in der Chronologie eigener Kaliber mit gleichem Durchmesser und 9 den Werkstyp, in diesem Fall also Chronograph.
Bei den Buchstaben griff Zenith auf die einstige Martel-Klassifizierung zurück. 354 Komponenten brauchte es für das komplexere Vollkalender-3019 PHF. Bei dessen Konstruktion konnten die Techniker auf ihre grundlegenden Tri-Compax-Erfahrungen (mehr zu Trip-Compax und den Hintergründen des heutzutage recht unscharf verwendeten Begriffs gibt es hier zu lesen) zurückgreifen. Allerdings verlegten sie die Mondphasenanzeige in den Süden des Zifferblatts. Die Ausschnitte für Wochentag und Montag wanderten nach außen. Unangetastet blieb das Fensterdatum zwischen „4“ und „5“.
Damit besaß die Zenith-Kreation 1970 hinsichtlich des Kalendariums ein Alleinstellungsmerkmal. Im Zuge der Quarzrevolution stellte Zenith die Produktion der Kaliber 3019 PHx ein. 1984 startete die Produktion mechanischer Uhrwerke, darunter auch die des El Primero aufs Neue. Mit veränderter Stoßsicherung hieß das 3019 PHC fortan 400. Die Version mit Vollkalender und Mondphasenanzeige nannte sich fortan 410.
Dauerbrenner
Dass „El Primero“ zu Zenith gehört wie das Salz zu den Ozeanen verwundert unter diesen Vorzeichen nicht. Daneben gerieten auch die Kalendermodelle gerieten in Le Locle niemals in Vergessenheit. Im Laufe der Jahrzehnte entstanden ganz unterschiedliche Modelle.
Zenith Chronomaster Original Triple Calendar
Eine weitere Renaissance geht Anfang 2024 in Miami über die Bühne. Während der dortigen LVMH Watch Week debütiert der Chronomaster Original Triple Calendar in drei verschiedenen Ausführungen mit jeweils 38 Millimeter Gehäusedurchmesser. Geschichte ist fortan jedoch das Automatikkaliber 410. Die Zukunft nennt sich El Primero 3610 SC. Sie basiert auf dem EP 3600, das der Zehntelsekunden-Stoppgenauigkeit in besonderer Weise Rechnung trägt. Mehr zu diesem Uhrwerk findet sich hier im Uhrenkosmos.
Zwei der neuen Chronomaster Original Triple Calendar lassen sich bei Zenith-Konzessionären und in den speziellen Markenboutiquen erwerben. Einmal ist da die Edelstahl-Version mit silberweißem „Panda“-Zifferblatt mit zusätzlicher Hundertstelsekundenskala auf schwarzem Grund. Alternativ dazu gibt es diesen Chronographen im umgekehrten Pandalook mit schiefergrauem Zifferblatt. Beide besitzen roségoldfarbene applizierte Stabindizes und Zeiger.
Nur in Monobrand-Geschäften und im Online-Shop offeriert Zenith die Dritte im Bunde. Diese verfügt gleichfalls über ein Stahlgehäuse und als deutliches Unterscheidungsmerkmal über ein olivgrünes Zifferblatt mit Sonnenschliff. In allen Fällen besitzt die runde, bis zu fünf bar druckdichte Schale einen Sichtboden. Im Gegensatz zu den früheren Zenith Chronomaster-Modellen haben die in den Newcomern verbauten Werke keine offizielle Chronometerprüfung absolviert.
Bei den Armbändern besteht Wahlmöglichkeit zwischen Stahl oder Kalbsleder. Mit dreireihigem Gliederband kosten die Chronographen unverbindliche 14.500 Euro. Wer Leder bevorzugt, zahlt 14.000 Euro. Mit Blick auf die Langlebigkeit und den Werterhalt lohnt es sich auf jeden Fall, den Mehrpreis von 500 Euro zu schultern und sich den Chronomaster Original Triple Calendar mit Stahlband zu kaufen.
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