Es geht nichts über präzise Zeitangaben. Dachte ich.

Reine Zeitverschwendung

Das neue Jahr hat kaum begonnen, die ersten Vorsätze sind kaum ins Wasser gefallen, schon ist es Zeit für einen vorausschauenden Rückblick über Zeitverschwendung und was eine Wetter-App mit meinem Date zu tun hat!

von | 05.01.2019

Auf einer Seite wie Uhrenkosmos.com auf die Bewandtnis einzugehen, dass sich die Menschen freiwillig unter das Joch der Zeiteinteilung begeben haben, wäre Uhren nach Athen getragen. Die für Uhrenliebhaber naheliegende Erklärung, dass es rein an der Schönheit faszinierender Zeitmesser liegt, ist wohl nicht zu halten. Stattdessen sollten es wohl funktionale Gründe sein, die für eine verständliche und funktionierende Zeiteinteilung zu sorgen. Ein geschäftlicher Termin oder eine Verabredung zum Rendez-Vous etwa gewinnen eindeutig an Reiz, wenn sich beide Teilnehmer zur verabredeten Stunde einfinden. Nur – Geschäftsleute mit Erfahrungen im afrikanischen Raum können Kunde davon tun, dass diese Übereinkunft in puncto Stunde, ja mitunter Tag eher selten Bestand hat. Ebenso belegen eigene Erfahrungen aus jugendlichen Tagen, dass so manche Verabredung der Regenprognose einer heutigen Wetter-App entsprach: Die Angebetete kam praktisch nie zur vereinbarten Zeit. Mal früher, meist später. Selbst das Überhaupt-Kommen ließ sich allenfalls in einer prozentualen Wahrscheinlichkeit ausdrücken, wobei das Eintreten des freudigen Ereignis mit Länge der Haare und Grad der Blondierung abnahm.
Skeptiker werden nun natürlich anmerken, dass eine geschäftliche Verabredung in Kinshasa oder das Date mit der 16-jährigen Angebeteten ja schlechte Beispiele sind. In Wirklichkeit weiß ein jeder um die Wichtigkeit einer Übereinkunft in Sachen Zeitangabe. Der gemeinsame Arbeitsbeginn, die Abfahrt des Zuges oder der Beginn der Kinovorstellung – es hat einfach Vorteile, wenn alle wissen, wann es los geht. Erstaunlicherweise jedoch, trotz technischer Perfektion der Uhrenbauer, Funkuhren mit Standleitung zur Cäsium-Atomuhr in Braunschweig und allgegenwärtiger, sekundengenauer Handmaschinen (der chinesische Ausdruck für Mobiltelefon) mit Zeitanzeige aller Zeitzonen weltweit scheint sich die Übereinkunft auf gemeinsame Zeiten nicht wirklich durchzusetzen. So hängt der Arbeitsbeginn im Büro von der Länge der „To-go“- Schlange des umliegenden Coffee-Shops ab. Auch die Bundesbahn sieht den Abfahrtsplan als eher als Zeitangabe an, ab der theoretisch der Prozess einer Zugabfahrt einsetzen könnte. Und mein Kino an der Ecke versteht den Beginn der Kinovorstellung als Auftakt einer 47-minütigen Werbefilm-Orgie. Wobei Orgie der falsche Ausdruck ist. In diesem Wort könnte fälschlicherweise ein Vergnügen herausgelesen werden. Damit nicht genug. Selbst Uhrenfirmen, Großmeister der Zeit, sind inzwischen dabei, feste Termine in ein Zeit-Raum-Kontinuum übergehen zu lassen. Nehmen wir etwa das Vorstellen von Uhren-Neuheiten: In der Vergangenheit waren Messen dazu da, im gleichermaßen schönen wie überteuerten Rahmen Neuheiten zu präsentieren. Also man traf sich in Genf oder Basel und der Hersteller zeigte stolz, was er so macht. Inzwischen haben aber nicht nur Messen an Reiz verloren. Vielmehr werden Messe-Neuheiten zunehmend vor der Messe präsentiert. Man möchte schließlich mehr ganze Aufmerksamkeit. Auf diese Weise verlieren zwar die Messe-Neuheiten den Reiz. Durch die Vorankündung der Nach-Messeneuheit, gewinnt aber die Messe wiederum an Neuigkeitswert und kann somit dem Nachmesse-Zeitraum den Rang ablaufen. Darauf reagiert die Nach-Messe-Kommunikation ihrerseits durch die Vorankündigung des danach Kommenden, überschneidet sich aber nur gering mit der Vor-Kommunikation der darauf folgenden Messe. Logisch. Sie verstehen das. Nein? Auch nicht schlimm. Ich muss sowieso los. Der Blick auf meine schöne Uhr sagt, es ist schon spät und ich habe mich um 3 mit einer Freundin im Café verabredet. Möchte pünktlich sein.

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