Letter from London

Watches and Wonders 2024 Vorschau: Was wir schon wissen, war wir noch herausfinden und was anderswo vor sich geht

Die Uhrenwelt ist in gespannter Erwartungshaltung, was die Genfer Uhrenmesse nächste Woche bringen wird. Chris Hall, Herausgeber des The Fourth Wheel Newsletters, gibt in seinem Letter from London eine Watches and Wonders 2024 Vorschau auf das, was kommende Woche auf uns zukommen könnte. Oder sollte.

von | 06.04.2024

Hallo und willkommen zum ersten Letter of London für Uhrenkosmos. In dieser Watches and Wonders 2024 Vorschau geht es um die Genfer Uhrenmesse. Die Koffer für die Schweiz sind gepackt und am Montag fahre ich nach Genf, wo die Taxis teuer sind, die Schokolade milchig ist und sich Uhrenhersteller, von denen man noch nie gehört hat, Plakatwerbung am Flughafen leisten können. Die Lupen sind poliert, die Taschenlampen aufgeladen und ich bereite mich darauf vor, mein letztes Gemüse für eine Woche zu essen.

Spekulationen, Spekulationen, Spekulationen – darum geht es in unserer 2024er Watches and Wonders Vorschau. Was werden uns die großen Brands zeigen?! Wie Kinder an Heiligabend zappeln wir vor lauter Aufregung. Bei so viel Vorfreude auf die neuen Uhren, die auf ihre Enthüllung warten, kann man schon einmal den Blick für den größeren Zusammenhang verlieren. Deshalb – und weil ich so ein pessimistischer „Debbie-Downer“ bin, was mir ja leid tut – möchte ich Ihnen, während Sie sich mit Neuheiten vollstopfen, ein paar übergreifende Themen der Uhrenindustrie ans Herz legen. Ich werde genau beobachten und zuhören, um zu sehen, welche davon, wenn überhaupt, auf der Messe erwähnt werden – nennen wir es die „Elefanten im Raum“.

Watches and Wonders 2024 Ausblick

Die Watches and Wonders 2024 wird voraussichtlich noch dichter und gedrängter werden. Mit vielen Neuheiten und insgesamt 54 ausstellenden Marken.

Die Themen abseits der vielen Neuigkeiten

Transparenz und Nachhaltigkeit. Es ist ein Thema, das ich immer wieder anspreche. Die Uhrenmarken werden Lippenbekenntnisse zu diesem Thema ablegen, indem sie limitierte Auflagen mit grünem Anstrich herausbringen, aber wird irgendjemand etwas Konkretes zu sagen haben? Wird irgendjemand etwas wagen und sich zu einer echten Veränderung verpflichten?

Only Watch 2024. Ich werde versuchen, herauszufinden, welche Marken sich verpflichtet haben, zurückzukommen, und wie die allgemeine Stimmung ist. Vergeben und vergessen? Wir werden sehen.

Die Auktionsszene. Wird sie sich von einem annus horribilis 2023 mit Skandalen, Klagen und Annullierungen erholen? Steigen die Preise, sinken sie oder bewegen sie sich seitwärts? Hat sich der Neo-Vintage-Indie-Markt bereits wieder abgekühlt?

Angebot, Nachfrage und Preise. Kann sich irgendjemand die Frage erlauben, ob wir wirklich all diese neuen Uhren brauchen? Die Exporte sind gestiegen, aber die Verkäufe an die Verbraucher sind gesunken. Kommt hier eine weitere Graumarktkrise auf uns zu? Kann die Strategie weniger Uhren für mehr Geld an eine immer knapper werdende Gruppe von Superreichen zu verkaufen, wirklich funktionieren? Gibt es wirklich genug Nachfrage für all diese neuen kleinen, unabhängigen High-End-Marken?

Die Kreativitätskrise. Sie haben mich schon verstanden. Oh, es gibt einige großartige Uhren. Aber beantworten Sie mir eine Frage: Wie viele davon sind neue, interessante Designs, die nicht auf Kooperationen mit Dritten, Partnerschaften für limitierte Auflagen oder Neuauflagen alter Stücke beruhen? Ich werde diese einzeln, nach und nach zählen, und ich wette, ich brauche hierfür nicht die Finger beider Hände.

Watches and Wonders 2024 Vorschau

Angesichts der aufgeführten großen Themen muss das nicht heißen, dass mich die neuen Uhren selbst nicht interessieren oder dass ich nicht gespannt bin. Das bin ich definitiv. Ich werde mich von allem, was ich sehe, in den Bann ziehen lassen, und ich wette, es gibt viele Uhren, die ich gerne besitzen würde. Einiges davon steht unter Geheimhaltung, so dass ich nicht zu viel verraten kann. Aber lassen Sie mich die Grenzen dieser Embargos umgehen, indem ich Ihnen einen kleinen Ausblick auf einzelne Marken, bzw. den Gossip mitteile, der mir zugetragen wurde. Auf diese Marken freue ich mich nächste Woche am meisten freue und ich erkläre auch warum.

Bremont. Alle Gerüchte besagen, dass Bremont nicht nur neue Modelle vorstellen wird, sondern eine völlig neue Produktstrategie und vielleicht sogar eine Art Rebranding. Ich habe einige Bilder gesehen, die mich sehr neugierig gemacht haben – das könnte eine neue Qualität haben.

IWC. Die Ingenieur-Liebelei vom letzten Jahr hat mich ein bisschen kalt gelassen. Ich weiß, dass wir dieses Jahr mehr neue Uhren, mehr uhrmacherische Innovationen und eine größere Bandbreite an Einflüssen sehen werden.

TAG Heuer. Ich denke, wenn Ihnen gefallen hat, was Sie letztes Jahr gesehen haben, wird Ihnen auch gefallen, was in diesem Jahr auf Sie zukommt. Mehr kann ich nicht verraten.

Zenith. Etwas, das Sie definitiv NICHT erwartet haben, kommt von Zenith. Ich möchte wirklich wissen, wie diese Neuheit im wirklichen Leben aussieht. Sie könnte etwas an sich haben, das die Gemüter erhitzt.

Nomos. Als echter Fan bin ich voreingenommen. Aber es wird eine Uhrenkollektion auf den Markt kommen, von der ich weiß, dass ich viel Zeit damit verbringen werde, sie kennenzulernen und zu studieren. Das ist Nomos pur, so etwas würde keine andere Marke machen, und ich hoffe, dass sie meinen Erwartungen gerecht wird.

Bremont Supermarine Ocean

Sollte die Watches and Wonders 2024 Prevision nicht trügen, könnte sich bei Bremont einiges tun. Im Bild die neue Bremont Supermarine Ocean Taucheruhr.

Watches and Wonders 2024 Ausblick

Zu den obengenannten Marken, die mich wirklich neugierig gemacht haben, gibt es noch ein halbes Dutzend Marken, auf die ich mich immer freue, weil ich sicher bin, dass ich etwas Interessantes, Anderes, Cooles oder Lächerliches zu sehen bekomme. Chanel, Czapek, Hermes, H. Moser, Parmigiani, Trilobe, Ressence – sie sind es immer wert.

Es sollte selbstverständlich sein, dass ich bei Rolex, Tudor, Patek, Lange, Cartier und all den anderen großen Marken sein werde,. Aber sie sind, was sie sind, und während ich nicht weiß, was ich sehen werde (größtenteils), weiß ich doch, was ich sehen werde, wenn Sie mir folgen können…

Wer hat die Fähigkeit zu überraschen? Oris hat es letztes Jahr geschafft, ebenso wie Rolex. Von den 54 Marken der Messe wüsste ich nicht, auf welche ich setzen würde, wenn es um den Überraschungshit geht. Grand Seiko? Bell & Ross? Ulysse Nardin? Hat Piaget nach seiner Polo 79 noch mehr in petto? Werden Jaeger-LeCoultre oder Panerai für Aufsehen sorgen? Ich hoffe es.

Rolex Oyster Perpetual Celebration

Erstaunlich progressiv zeigte sich Rolex auf der Watches and Wonders 2023 mit Modellen wie der Rolex Oyster Perpetual Celebration. Ob es in diesem Jahr ebenso sein wird?

Mondzeit

Viele haben sich diese Woche darüber aufgeregt, dass die NASA beauftragt wurde, eine Zeitzone für den Mond zu erfinden. Ich bin fast wahnsinnig geworden, als ich versucht habe, herauszufinden, wo ich diese Geschichte schon einmal gesehen habe: Es stellte sich heraus, dass die Europäische Weltraumorganisation schon vor mehr als einem Jahr begonnen hatte, darüber zu sprechen – mit der NASA, wohlgemerkt!
Nun könnte es sein, dass die jüngste Flut von Artikeln von den Wissenschaftlern, die sich tatsächlich schon seit einer Weile mit dem Problem befassen, mit einem eher verhaltenen Lächeln aufgenommen worden ist. Es gibt auf Wired.com einen guten Artikel über die Zeitmessung auf dem Mond, also wenn Sie das allgemeine Thema der interplanetaren Zeitmessung interessiert, nur zu.

Mond und Erde fotografiert von japanischen Sonde Kaguya in 2007 Bild JAXANHK

Mond und Erde fotografiert von japanischen Sonde Kaguya im Jahr 2007 Bild JAXANHK

MoonSwatch Mission to the Moonphase

Weitere Neuigkeiten zum Thema Mond: Swatch hat gerade die MoonSwatch Mission To The Moonphase New Moon auf den Markt gebracht, die sich langsam wie eine weitere Fortsetzung der Transformers-Kinofilmserie anhört. Und da wir gerade von ungewollten Fortsetzungen sprechen…. nein, das ist unfair. Diese ist wahrscheinlich schöner als die weiße MoonSwatch Mission to the Moon und wird sich auf lange Sicht sicher besser verkaufen. (Die anderen MoonSwatch Modelle hatten wir hier auf Uhrenkosmos bereits vorgestellt).

Aber ich habe das Gefühl, dass wir alle mit jeder weiteren Markteinführung ein bisschen weniger Interesse zeigen. Das war unvermeidlich; die MoonSwatch hat sich ziemlich schnell von einer Überraschungssensation zu einem Teil des Mobiliars entwickelt, und das ist wahrscheinlich ein Preis, den die Swatch Group zahlen muss, wenn man bedenkt, dass die Leute immer noch Schlange stehen, um sie zu kaufen. Ich würde sagen, sie können diese Zitrone noch ein paar Jahre lang auspressen.

Das war’s für heute mit dem Letter from London und der Watches and Wonders 2024 Vorschau.
Ein kleines Amuse-Bouche, bevor das All-you-can-eat-Bankett in Genf beginnt.
Wir sehen uns auf der anderen Seite

 

Noch mehr spannende Uhrennews und den originalen Chris Hall Newsletter auf Englisch gibt es hier auf der Seite The Fourth Wheel zu sehen.

Rückseite des Mondes mit MoonSwatch Mission to the Moonphase

Rückseite des Mondes mit MoonSwatch Mission to the Moonphase

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