Silberne Aussichten
Mit der Sinn 1739 Ag B Uhr mit massivem Silbergehäuse platziert die Frankfurter Uhrenmarke Sinn Spezialuhren ein schlichtes, elegantes Modell abseits der Einsatzuhren, für die Sinn Spezialuhren bei vielen Uhrenliebhabern geschätzt wird. Allerdings ist das Modell keine Silberuhr im klassischen Sinne, bei der das Anlaufen des Silbers bewusst in Kauf genommen wird, bzw. nur ein regelmäßiges Nachpolieren ein Anlaufen verhindert. Vielmehr setzen die Frankfurte Uhrmacher bei der 1739 Ag B auf eine Legierung, die ein Anliefen verhindert und der Uhr mehr oder minder zeitlebens ihren warmen hellen Silberglanz erhalten soll.
Dabei kann das Edelmetall Silber auf eine beeindruckende Geschichte verweisen. Schließlich wurden insbesondere im 19. Jahrhundert, aber auch noch Anfang des 20. Jahrhunderts Uhrengehäuse häufig aus Silber hergestellt. Allerdings hat das Metall ungeachtet seines Glanzes und seiner Schönheit einige Nachteile versus modernem Edelstahl oder etwa Weißgold und Platin. Zum einen ist reines Silber weich und empfindlich und bekommt leicht Schrammen und Kratzer. Zum anderen oxidiert Silber schnell und entwickelt, insbesondere bei Kontakt mit der menschlichen Haut, eine dunkle, unschöne Oxidationsschicht. Aus diesem Grund wurde Silber in den vergangenen Jahrzehnten immer seltener zur Herstellung der Uhrengehäuse eingesetzt.
Sinn 1739 Ag B
Diesen Dornröschenschlaf beendete die Lancierung einiger Uhrenmarken in jüngster Vergangenheit. So war das im letzten Jahr lancierte Modell Tudor Black Bay Fifty-Eight 925 mit seinem COSC-geprüften Manufakturkaliber Kaliber MT5400 in kürzester Zeit abverkauft und neue Uhren sind nur noch mit langer Wartezeit erhältlich. Dabei setzte Tudor beim Bau des Silbergehäuses der silbernen Black-Bay ebenfalls auf eine moderne, anlaufgeschützte Silberlegierung.
Diesen Weg geht auch die Silberuhr Sinn 1739 Ag B. Die recht kleine, nur 39 mm große und 11 mm hohe Sinn Uhr mit Silbergehäuse setzt dabei auf eine Silberlegierung namens Argentium. Diese Legierung besteht aus Silber und ersetzt das bei klassischem Sterlingsilber enthaltene Kupfer durch Germanium. Hierdurch weist es, insbesondere nach erfolgter thermischen Behandlung, eine höhere Härte als klassisches Silber auf. Für den Träger der Uhr noch wichtiger dürfte jedoch der Umstand sein, dass die Beigabe von Germanium die Oxidation des Silbers verlangsamt und ähnlich dem Aluminium eine natürlich Oxidationsschicht als Schutz des Metalls entwickelt.
Dadurch bleibt der Glanz des Silbergehäuses länger erhalten und entwickelt mit der Zeit statt eines schwarzen Anlaufens nur einen leicht silbrig-goldfarbenen Farbton. Anhand der mitgelieferten Argentium-Pflegetücher lässt sich durch kurzes Nachpolieren der Glanz der Uhr überdies in kürzester Zeit wieder herstellen.
1739 Ag B Gestaltung
Abseits des besonderen Gehäusematerials ist die Sinn 1739 eine klassische Dresswatch. Zum silbernen Farbton des Gehäuses mit schmaler Lünette und sich verjüngenden Bandanstößen kombiniert Sinn ein blau galvanisiertes Zifferblatt mit Sonnenschliff-Struktur, bei dem sich der Zifferblattring nach oben zieht. Die Indexe sowie die Zeiger der Uhr sind silberfarben rhodiniert.
Die Zeigerlängen orientieren sich dabei am Beginn der Wölbung des Zifferblattrings, schließen allerdings nicht mit dem Ende der Indexe ab. Vielmehr sind die Indexe weit in die Mitte des Zifferblattes gezogen. Ein Gestaltungsmerkmal, das einerseits die Ablesbarkeit der Uhr enorm erleichtert, andererseits einem Verfechter der reinen Gestaltungslehre ein leichtes Missbehagen verursachen wird. Aber nachdem der Grieche Thukydides bereits im 5. Jahrhundert vor Christus zum Besten gab, dass die Schönheit stets im Auge des Betrachters liegt, wollen wir klugerweise davon absehen, hier den Stab zu brechen.
Preis der Sinn 1739 Ag B
Stattdessen ist lobend hervorzuheben, dass Sinn abseits der Ästhetik die Uhr mit einem hohen praktischen Nutzen versieht. Dazu gehört zweifellos die vorzügliche Wasserdichtigkeit von bis zu 100 Meter, die die Uhr mit ihrem Saphiruhrglas und verschraubtem Saphirglasboden im Alltagsbetrieb ausreichend vor einem Eintritt von Wasser ins Werk schützt. Der erwähnte Glasboden gibt dem Betrachter gegebenenfalls auch den Blick auf das verwendete automatische Sellita SW300-1 frei. Zweifelsohne ein ausnehmend bewährtes, alltagstaugliches Uhrwerk mit 25 Steinen und Sekundenstopp, dessen Rotor und Brücken von Sinn veredelt werden, bzw. mit gebläuten Schrauben optische Kontrapunkte setzt. Das 4 Hz Werk bietet dem Träger der Uhr, sollte er diese für kurze Zeit zur Seite legen wollen, übrigens eine passable Gangautonomie von bis zu 42 Stunden.
Stilistisch passend stattet Sinn die Uhr mit wahlweise schwarzem oder braunem Lederband oder einem optisch schön anzusehendem und ökologisch korrekten grauen Alcantara Band aus. Der Preis für diese unspektakuläre, durch das Silbergehäuse gleichwohl sehr angenehm anzusehende klassische Armbanduhr liegt bei 2.350 Euro.
0 Kommentare