Außer dem Namen hat die neue Omega Speedmaster Super Racing wenig mit ihren sonstigen Omega Speedmaster Geschwistern gemein. Im Speziellen geht es bei der Super Racing um eine patentierte Innovation, das neue Spirate Unruhesystem. Omega verspricht bei der Super Racing eine Genauigkeit von 0/+2 Sekunden pro Tag, womit zumindest in Sachen Präzision am ewigen Wettbewerber Rolex vorbeiziehen würde.
Dabei ist das Verlangen nach einer höheren Genauigkeit nicht neu. Bei klassischen Uhren war es im Jahr 1675 einst Christiaan Huygens (mehr zu den wichtigsten Erfindungen gibt es hier), dessen vorgestellte Unruhspirale für einen Quantensprung sorgte. Später sorgte die Regulierung durch die Justierung der Schrauben an der Unruh für eine höhere Präzision. Eine weitere Möglichkeit liegt darin, in die Steifigkeit der Spiralfeder einzugreifen. Überdies brachte die Methode der Schwanenhals-Regulierung eine weitere Steigerung der Ganggenauigkeit. Gleichwohl waren die Fortschritte in den letzten Jahrzehnten übersichtlich.
Silizium
Einen Quantensprung in puncto Präzision brachte der einst von Ulysse Nardin in Spiel gebrachte Werkstoff Silizium. Bei Omega wiederum erfolgte die Nutzung des neuen Werkstoffs durch die Si14 Unruhspirale erstmals im Jahr 2008. Diese Siliziumspirale mit geringerer Reibung und einem hohen Amagnetismus, der etwa bei der 2013 lancierten Omega Seamaster Aqua Terra magnetischen Strömen von bis zu 15.000 Gauss widerstand, sorgte allein schon durch die Materialeigenschaften des Siliziums für eine höhere Genauigkeit.
Ein Übriges taten die 2014 gestarteten Master-Chronometer und METAS Prüfverfahren. Dank besserer Regulierung und stärkerer Kontrolle verbesserte sich die Genauigkeit weiter auf 0/+5 Sekunden pro Tag. Wobei auch diese geringe Gangabweichung noch nicht den Endpunkt darstellen sollte.
Spirate System
Mit dem Anfang 2023 präsentierten, patentierten Spirate System, das aus der besonderen Silizium-Unruh und einer neu erfundenen Feinregulierung besteht, setzt Omega nun ein weiteres Ausrufezeichen. Nicht ohne Grund, denn der wachsende Erfolg von Sellita, aber auch die zunehmende Zahl von hauseigenen Manufaktur-Kalibern, wie etwa des Oris Calibre 400, sorgt für wachsende Konkurrenz. Umso wichtiger ist es für die Swatch Group, den Führungsanspruch des konzerneigenen Kaliber-Herstellers Eta nach außen zu dokumentieren – was eben nur mit Neuheiten und Innovationen gelingen kann.
Dass ausgerechnet die wichtigste Marke der Gruppe, Omega, und deren Top-Modell, die Speedmaster, damit ausgestattet wurde, kommt somit nicht überraschender. Spannender ist eher der Blick auf die neue antimagnetische Spirale. Ihre Geometrie ermöglicht eine extrem präzise Ganganpassung, wobei es die flexible Lagerkonstruktion ermöglicht, die Steifigkeit der Unruhe zu modifizieren. Dabei muss laut Omega selbst die aktuelle Präzision von 0/+2 Sekunden pro Tag nicht der letzte Schritt sein. Man traut sich bei verbesserter Regulierung sogar eine noch geringere Gangabweichung zu.
Ein wichtiger Faktor für Swatch ist neben der zu erreichenden Präzision jedoch die wirtschaftliche, industriellen Maßstäben gehorchende Herstellungsweise. Denn was für Omega recht ist, kann in naher Ferne für andere Marken des Hauses durchaus billig sein.
Omega Speedmaster Super Racing
Die Gestaltung der neuen Omega Speedmaster Super Racing (Referenz 329.30.44.51.01.003) ist markant kantig und weicht optisch von der Mehrzahl der Speedmaster Modell ab. Mit 44,25 mm Größe und 14,9 mm Bauhöhe ist sie von stattlicher Größe. Das Saphirglas über dem Zifferblatt sowie der Saphirglasboden bieten eine solide Wasserdichtigkeit von 50 m. Womit ein guter Schutz vor eindringendem Wasser besteht, allerdings sollte man die Uhr beim Schwimmen besser ausziehen.
Etwas ungewöhnlich ist die wabenförmige Struktur des Zifferblatts, ebenso die schwarz-gelbe Farbgebung unter Zuhilfenahme eines neuen, exklusiv für Omega hergestellten Super-LumiNova-Farbe, der gestreifte Sekundenzeiger bei 9 Uhr sowie die von Schwarz zu Gelb verlaufende Zentralsekunde. All diese gestalterischen Elemente sind der von Omega gewünschte Verweis auf das oben gezeigte Aqua Terra Modell von 2013.
Speedmaster Super Racing
Von größerer Bedeutung dürfte jedoch für Technikliebhaber das Spirate System im neuen Co-Axial Master Chronometer im 4 Hz – Kaliber 9920 und seine neue Regulierungsmöglichkeit sein. Dessen hohe Präzision von 0/+2 Sekunden Gangabweichung pro Tag, bei einer guten Gangautonomie von 60 Stunden, sind ein neuer Maßstab in puncto Genauigkeit und dürfte den Wettbewerb weiter befeuern.
Zur Auslieferung kommt die Omega Speedmaster Super Racing mit Stahlband, in einer ebenfalls mit einem Wabenmuster versehenen Speedmaster-Box in Schwarz mit gelben Nähten, sowie mit einem aus recyceltem Kunststoff gewonnenen NATO-Bands inklusive des für den Bandwechsel notwendigen Werkzeugs. Der Preis für diese innovative Speedmaster Super Racing beträgt 12.400 Euro. Die Gewissheit einer innovativen Regulierung gibt es gratis dazu.
An die Redaktion gerne der Hinweis, das es wohl in der Textpassage Wasserdichtigkeit, eher heißen soll: Beim Schwimmen die Uhr besser abzulegen sei als sie im Wasser anzubehalten.
Ansonsten ein guter und ausführlicher Bericht über eine in meinen Augen überfällige Neuerung im Uhrensektor.
Das Lob freut uns – und natürlich soll es heißen “beim Schwimmen abzulegen”.
Danke für den Hinweis und das aufmerksame Lesen.
🙂