Aufbruch und Antwort
Das Design dieser Vintage Uhr und die Zeitanzeige des Kelek Automatik Chronographen ist durchaus gewöhnungsbedürftig. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen liegt es sicher am rechteckigen, tonneau-förmigen Gehäuse des Chronographen. Noch mehr trägt jedoch die ungewöhnliche Kombination aus digitaler Zeitanzeige und klassischem Chronographenzeiger dazu bei. Sie entstand vor dem Hintergrund der generell im Design sehr offenen und mutigen 70er Jahre. Etliche Schweizer Uhrenfachleute sahen in dieser Form der Zeitindikation eine adäquate Antwort auf die fernöstliche Quarz‑Digitaluhren‑Invasion. Zu ihnen gehörte auch der Uhreningenieur Gabriel Feuvrier, der seit dem Jahr 1968 als technischer Direktor bei der Kelek S.A., La Chaux‑de‑Fonds fungierte.
Jung und dynamischk
Diese Uhrenmarke Kelek war im Jahr 1960 von Jean‑Raoul Gorgerat, dem damaligen Inhaber eines seit 1896 bestehenden Familienunternehmens zur Fertigung einfacher und komplizierter Uhren, als reine Vertriebsorganisation ins Leben gerufen worden. Ein Jahr zuvor, 1959, hatte er in Zusammenarbeit mit der Fabrique d’Ebauches Fontainemelon ein neues Montageband für Uhrwerke installiert. Nun galt es, die sprunghaft angestiegene Jahresproduktion von stattlichen 800.000 Uhren effektiv zu vermarkten.
Das war jedoch alles andere als einfach. Zu jener Zeit wurden die Entstehungskosten der Uhren von den Kontrolleuren der FH (Fédération Horlogère) nämlich peinlich genau überwacht. Die Industrie durfte zwar beliebige Gewinne erwirtschaften, die exakt definierten Mindestpreise jedoch nicht unterschreiten.
Gorgerat hatte daher in Abstimmung mit anderen Fabrikanten die Vereinigung SAGITER (Anfangsbuchstaben der Mitglieder Sandoz, Aetos, Gorgerat, Invicta, Technos, Eska und Rado) geschaffen, um sich dem staatlichen Reglement widersetzen und der Realität entsprechende Preise offerieren zu können. Immerhin war der durchschnittliche Montagepreis für ein Uhrwerk nach Einführung der Montagebänder von sechs auf zwei Franken gesunken. Dieses konspirative Vorgehen entfachte zwar große Aufregung, dagegen unternommen wurde jedoch nichts, weil die allgemeine Situation zwingend Maßnahmen der Rationalisierung und Kostensenkung erforderte. Man einigte sich daher recht geräuschlos mit den Kostenwächtern.
Kelek Automatik Chronograph
Feuvrier, der mit Quarzuhren nichts im Sinne hatte, nahm schließlich im Jahr 1969 Kontakte zu Dubois‑Dépraz im Vallée de Joux auf, einer anerkannten Spezialfirma für mechanische Schaltwerke. Es entwickelte sich eine enge Kooperation, die 1974 zur Entstehung des damals kleinsten Uhrwerks mit automatischem Aufzug und Chronograph führte.
Aus Kostengründen hatte man keine integrierte Lösung angestrebt, sondern eine Modul‑Bauweise vorgezogen, die schon beim Kaliber 11 von Breitling, Hamilton‑Büren und Heuer praktiziert worden war. Als Basis‑Uhrwerk diente ein 11 1/2 liniges Automatik‑Kaliber von Brac. Auf dessen Vorderseite wurde ein Chronographen‑Modul mit Kulissenschaltung befestigt. Erhältlich waren dabei Ausführungen mit analoger Zeitanzeige (Kaliber 1369 TDBK) oder mit, wie ganz oben abgebildetet, digitaler Zeitanzeige (Kaliber 1376 TDBK).
Kelek Automatik Chronograph
Hersteller | Kelek S.A., La Chaux-de-Fonds |
Name | Chronograph |
Referenz | |
Jahr | ca. 1975 |
Uhrwerk | Kaliber TDB K 1376 Brac |
Aufzug | Automatik |
Steine | 17 |
Unruh | monometallische Schraubenunruh |
Stoßsicherung | Incabloc |
Unruhfrequenz | drei Hertz |
Chronograph | Kulissenschaltwerk Dubois-Dépraz |
Anzeige | Stunde, Minute, große Sekunde, kleine Sekunde, Datum |
Zusatzanzeige | Tachymeter |
Gehäuse | Edelstahl und verschraubter Edelstahlboden |
Durchmesser | 36 x 45 mm |
Armband | Lederarmband |
Preis | ca. 600 bis 1200 Euro |
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