Die Geschichte dieser Taucher-Armbanduhr beginnt mit einem lautstarken Wecker. Wer auf die alarmierende Zusatzfunktion verzichten kann, kommt bei der puristischeren Ausführung mit Fensterdatum auf seine Kosten.
Alarm am Arm unter Wasser
Jaeger-LeCoultre kam das rege Interesse in den 1960-er Jahren gerade recht. Immer öfter verlangte der US-amerikanische Markt nach Modellen namens „Memovox“. Und das nicht ohne Grund: Auf dem Gebiet der Armbanduhren mit integrierter Weckfunktion gehörte die Traditionsmanufaktur aus dem abgeschiedenen Jouxtal zu den anerkannten Pionieren. Trotz ihrer klangvollen Funktionalität besaß die 1956 von Jaeger-LeCoultre vorgestellte „Memovox“ Automatik mit dem Manufakturkaliber 815 bei Einsätzen außerhalb der schützenden vier Wände ein durchaus gravierendes Manko. Dem nassen Element hatte ihr formschönes Gehäuse kaum etwas entgegenzusetzen. Das Jahr 1959 brachte dann gleich zwei Neuerungen: Das Kaliber 815 erhielt ein Fensterdatum und mutierte so zum Modell 825. Dank der neuen „Memovox Deep Sea“, ausgestattet mit dem altbewährten Kaliber 815, mussten Taucher und Alpinisten fortan nicht mehr auf die hilfreiche Alarmfunktion verzichten.
Einen spektakulären Durchbruch in der Armbanduhrengeschichte und -technologie brachte auch die Referenz E-859. 1962 starteten die Entwicklungsarbeiten hierzu. Im Pflichtenheft war ein Gehäuse festgeschrieben, welches die Schallwellen auch unter Wasser hinreichend laut transportiert. Und diesem Anspruch wurde die Schale dank Dreifachboden absolut gerecht. Selbst die Befestigung über dem Neopren-Taucheranzug dämpfte den Geräuschpegel kaum. Darüber hinaus verfügte die ausdrucksstarke Gehäuse-Schale mit dem patentierten, bis 20 bar wasserdichten „Piquerez Compressor“-Dichtungssystem über drei speziell abgedichtete Kronen. Eine davon diente dem Verstellen des innen liegenden Tauchzeit-Drehrings. Für 1963 verzeichnen die Jaeger-LeCoultre-Archive 50 Vorserien-Armbanduhren, ausgestattet mit dem Automatikkaliber 825.
In Europa war dieser Tauch-Bolide ab 1965 unter dem Namen „Memovox Taucher“ erhältlich. Insbesondere auf den US-amerikanischen Markt zielte ab 1968 die „Memovox Polaris“. Während des „Kalten Kriegs“ propagierten die dortigen Streitkräfte ihre so getauften Raketen als wirksames Machtsymbol des Westens gegenüber der Sowjetunion. Daneben symbolisierte „Polaris“ aber auch das Entdeckungsstreben der 1960-er Jahre, welches dem Raum außerhalb der menschlichen Atmosphäre galt.
Bis 1970 entstanden exakt 1714 Exemplare der beiden Ausführungen dieser bemerkenswerten Armbanduhr. 1969 lag der Preis für die Version mit einem Gummi-Armband vom Typ „Tropique“ bei 625 Schweizerfranken. 35 Schweizerfranken kostete ein stählernes Gliederband.
Oben links: Das Memovox Polaris Kompressor-Gehäuse mit drei speziell gestalteten Kronen
Oben rechts: Blick ins Kompressor-Gehäuse der Memovox Polaris von 1968
Im Jahr 2008 kehrte diese Armbanduhr in zwei limitierten Retro-Versionen zurück. Ihre Optik erinnert Kenner an die Originale aus den Jahren 1965 und 1968.
oben: Jaeger-LeCoultre Memovox Tribute to Polaris, 2008
Eine weitere Re-Edition der 1968-er „Memovox Polaris“ brachte das Jahr 2018 anlässlich des 50. Geburtstags. Auf 1.000 Exemplare beschränkt sich die Auflage des unüberhörbaren Boliden mit dem Manufakturkaliber 956. Foto siehe unten
Polaris ohne Memovox
An Zeit-Puristen, welche auf die Alarmfunktion verzichten können, wendet sich Jaeger-LeCoultre nun mit einer neuen Sonder-Edition. Selbige knüpft an die 2018 während des Genfer Uhrensalon SIHH vorgestellte „Polaris Automatic“ an. Eine ihrer nur zwei Kronen braucht es zum Bedienen des wie gehabt innen liegenden Tauchzeit-Drehrings. Die untere primär zum Einstellen der Uhrzeit. Über ein Fensterdatum verfügte das 41 Millimeter große Basismodell dieser Taucheruhren-Linie mit dem der Manufakturautomatik 898/1 allerdings nicht.
Jaeger-LeCoultre Polaris Automatik, 2018, Referenz Q9008471
Jaeger-LeCoultre Polaris Date, 2018, Referenz 9068670
Selbiges war jedoch der parallel dazu vorgestellten „Polaris Date“ zu Eigen. Und auch den insgesamt 800 Exemplaren einer soeben in den USA vorgestellten, aber natürlich auch hierzulande erhältlichen limitierten Edition. An die großartige Vergangenheit erinnert das Design der handlackierten blauen Scheibe, vor der Zeiger für Stunden, Minuten und Sekunden drehen. Sie trägt die bekannten trapezförmigen Indexe sowie vier arabische Ziffern. Durch ein Fenster bei „3“ zeigt sich das aktuelle Datum. Reichlich Super-LumiNova Leuchtmasse sorgt für zweifelsfreies Ablesen selbst bei widrigen Sichtverhältnissen. Im Inneren des 42 Millimeter messenden Stahlgehäuses kommt einmal mehr das Manufakturkaliber 899A/1 mit vier Hertz Unruhfrequenz zum Einsatz. Beim Tragen oder auf einem Umlaufgerät erzeugt sein Kugellagerrotor Energie für 38 Stunden Gangautonomie. Unter Wasser reicht der Schutz für das Uhrwerk bis zu 20 bar Druck. Farblich abgestimmt ist das blaue Kautschukarmband mit „Clous de Paris“-Muster und Faltschließe.
Der massive Boden zeigt unter anderem einen Taucherhelm und den Schriftzug „eine von 800“. Vor dem Verlassen der Manufaktur muss jede dieser Armbanduhren ohne Beanstandung den hauseigenen 1000 Stunden Test absolvieren. Ihr Preis liegt bei 8.250 Euro.
Uhrenkosmos Modell-Steckbrief
Hersteller |
Jaeger-LeCoultre |
Name |
Polaris Date |
Referenz |
Q9068681 |
Premiere |
August 2019 |
Uhrwerk |
Kaliber 899A/1 |
Aufzug |
automatisch |
Durchmesser |
26 Millimeter |
Bauhöhe |
|
Komponenten |
219 |
Unruhfrequenz |
vier Hertz |
Gangautonomie |
38 Stunden |
Anzeige |
Stunden, Minuten, Sekunden, Fensterdatum |
Gehäuse |
Edelstahl |
Durchmesser |
42 Millimeter |
Wasserdichte |
20 bar |
Armband |
Kautschuk, Faltschließe |
Limitierung |
800 Exemplare |
Preis |
8.250 Euro |
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