Japanischer Herausforderer

Citizen Challenge-Timer Automatic Chronograph 8110A: Die Geschichte des Citizen Speedy

1969 debütierten due ersten Chronographen mit automatischem Aufzug. Citizen folgte 1972 mit den Kalibern 8100A und 8110 A. Letzteres Werk beseelt die hier vorgestellte Edelstahl-Referenz 67-9313. Das zeichnet den besonderen Vintage Citizen Challenge-Timer Automatic Chronograph 8110A aus.

von | 26.12.2023

Rückblende 1969

1972 begann mit dem Citizen Challenge-Timer Automatic Chronograph auch im Hause Citizen die Ära der automatischen Chronographen. Zu diesem Zeitpunkt blickte dieser Typus Uhr bereits auf eine dreijährige Geschichte zurück. In der zweiten Hälfte der 1960-er Jahre konkurrierten Breitling und Heuer samt den Mechanik-Spezialisten Büren und Dubois-Dépraz in der Schweiz mit der Uhrenmanufaktur Zenith. Und Seiko arbeitete im Land der aufgehenden Sonne an einer eigenen Kreation.
Die Premiere der Armbanduhren mit unterschiedlich konstruierten Automatikwerken ging im Jahr 1969 über die Bühne, wobei die Japaner beim Start der Serienproduktion vorne lagen.

Chronographenkaliber Seiko 6139B, Heuer 11, Zenith El Primero, Lémania 1341 und im Zentrum Citizen 8110A

Allesamt mit Rotor-Selbstaufzug: Chronographenkaliber Seiko 6139B, Heuer 11, Zenith El Primero, Lémania 1341 und im Zentrum Citizen 8110A

1971 folgten die Kaliber 1340 und 1341 des im Vallée de Joux beheimateten Spezialisten Lémania. Mutter Omega brachte diese Uhrwerke unter den Bezeichnung 1040 und 1041 auf den Markt. Gemeinsame Merkmale sind horizontale Räderkupplung und Kulissenschaltung des Zwei-Drücker-Chronographen mit zentralem Minutenzähler und 12-Stunden-Totalisator bei „6“. Der Zentralrotor spannt die Zugfeder in beiden Drehrichtungen. Ca. 44 Stunden beträgt die Gangautonomie der mit vier Hertz oszillierenden Zeit-Mechanik.

Chronographenkaliber Omega 1041 und Lémania 1341

Quasi Zwillinge: Chronographenkaliber Omega 1041 und Lémania 1341 mit Rotor-Selbstaufzug

Citizen Challenge-Timer

Dahinter mochte die 1930 in Tokio gegründete Citizen Watch Co. Ltd. natürlich nicht zurückstehen. In den 1960-er Jahren richtete sie den Fokus auf elektronische Uhrwerke, ohne die überlieferte Mechanik jedoch ganz aus den Augen zu verlieren.

Seiko Sports 5 Automatik-Chronograph 1969

Seiko Sports 5 Automatik-Chronograph mit dem Kaliber 6139B, vorgestellt 1969

Vermutlich initiierte das 1969 von Seiko vorgestellte Kaliber 6139B den Konkurrenzen Citizen zu eigenem Handeln. Wohl zwei Jahre später tickten Prototypen der Kaliber 8100A ohne und 8110A mit Stundenzähler. Beide taten dies mit vier Hertz. 1972 startete die Serienproduktion dieser Automatikwerke. Nach derzeitigem Kenntnisstand währte sie bis 1980.

Citizen Challenge-Timer Kaliber 8110A

Citizen Challenge-Timer Kaliber 8110A mit Rotor-Selbstaufzug und Schaltrad-Chronograph

Im abgebildeten Citizen Challenge-Timer Chronograph mit der Referenznummer 67-9313 findet sich das Kaliber 8110A. Wegen der Tachymeterskala am Glasrand des lediglich 39 Millimeter messenden Stahlgehäuses erhielt dieser japanische Stopper der Beinamen Citizen Speedy.

Citizen Challenge-Timer

Erhielt den Spitznamen Speedy: Citizen Challenge-Timer Chronograph, Referenz 67-9313

Der Blick aufs Zifferblatt zeigt bei „6“ einen 30-Minuten-Zähler. Gegenüber liegend dreht der 12-Stunden Totalisator seine Runden. Nicht vorhanden ist hingegen eine Permanentsekunde zur Kontrolle der Funktion des Uhrwerks. Nach Auffassung der Techniker war diese auch verzichtbar. Bei der Kupplung hatte sich das Citizen-Team am Kaliber 6139B des Mitbewerbers Seiko orientiert und auf Friktion gesetzt.

Dieses System benötigt weniger Energie. Daher kann der zentrale Stoppzeiger ohne massive Beeinträchtigung der Unruh-Amplitude immer mitlaufen. Hat der beidseitig aufziehende Kugellagerrotor mit äußerem Schwermetallsegment die Zugfeder vollständig gespannt, stehen rund 40 Stunden Gangautonomie zur Verfügung. Die Regulierung des Gangs obliegt einem Rückersystem, welches auf die aktive Länge der flachen Unruhspirale einwirkt. Eine Exzenterschraube auf dem Unruhkloben erleichtert das feine Verstellen.

Citizen Challenge-Timer Kaliber 8110A ohne Rotor

Citizen Challenge-Timer, Kaliber 8110A, ohne Rotor

Automatik und Flyback

Ausgestattet ist das 27 Millimeter große und 6,72 Millimeter hoch bauende Oeuvre mit 23 funktionalen Steinen. Analog zum Seiko 6139B besitzt es neben dem Fensterdatum auch noch eine digitale, wie bei Seiko ebenfalls zweisprachige Wochentagsanzeige. Natürlich ist eine Schnellverstellung für beide Indikationen vorhanden. Auf das Datum wirkt die einmal gezogene Krone ein. Der Wochentag lässt sich durch Betätigung des Nullstelldrückers verstellen.

Die Besonderheit der von einem klassischen Schaltrad angesteuerten Stopp-Mechanik besteht in einer Flyback-Funktion. Somit lässt sich der Chronograph durch Betätigung des bei „4“ angeordneten Drückers aus dem Lauf heraus anhalten, nullstellen und sofort wieder neu starten. Citizen bezeichnete die praktische Temposchaltung damals als Instant Start. Mit von der Partie ist auch ein sogenanntes Puffersystem. Citizen integrierte es, weil plötzlicher starker Stoß gegen den Nullstelldrücker nach Auffassung der dortigen Ingenieure zu einer Störung des Chronographen führen kann. Derartige Probleme unterbindet besagter Puffer-Mechanismus.

Citizen Challenge-Timer Chronograph Referenz 67-9313 Detail Zifferblatt

Der Blick aufs Zifferblatt zeigt, dass die Indexierung für die Sekunden-Bruchteile nicht mit der Unruhfrequenz des Kalibers 6110A übereinstimmt.

Citizen Speedy

Erhältlich war der Citizen Flyback Speedy Chronograph Referenz 67-9313 seinerzeit mit weißem oder schwarzem Zifferblatt. Nicht korrekt ist übrigens die Teilung der Sekundenskala. Wer genau hinsieht, entdeckt vier kleine Bruchteil-Indexe. Diese korrespondieren jedoch mit einer überlieferten Unruhfrequenz von 2,5 Hertz, welche Fünftelsekunden-Stoppungen ermöglicht. Bei jenen flotten 28.800 Halbschwingungen, welche der Gangregler des Kalibers Citizen 8110A stündlich vollzieht, agiert der Chronograph auf die Achtelsekunde genau. Richtig wären demnach (nicht ablesbare) sieben oder nur drei kleine Striche.

An diesen Sachverhalt dachte damals aber auch Seiko nicht. Und selbst der Design-Guru Ferdinand A. Porsche (ein interessantes Interview von einst lesen sie hier auf Uhrenkosmos) ließ den von ihm gestalteten Chronographen trotz moderner vier Hertz Unruhfrequenz nach alter Väter Sitte vier Teilungsstriche angedeihen. Diese Frequenz-Thematik war man sich damals einfach noch nicht bewusst. Und selbst bei bedeutenden Uhrenmanufakturen lebt die Tradition ungeachtet des höheren Schwingungstempos fort.

Zurück zum Citizen Speedy: Je nach Zustand von Uhrwerk, Schraubboden-Gehäuse und Original-Gliederband bewegen sich die Preise für getragene Exemplare zwischen 400 und 1.000 Euro. Selbige ist diese Armbanduhr allemal wert, zumal es sich beim 8110 Challenge-Timer meines Wissens nach um den weltweit ersten Automatik-Chronographen mit permanenter Nullstellung oder Flyback-Funktion handelte.

Citizen Challenge-Timer Chronograph Referenz 67-9313 im Profil

Der stählerne Citizen Challenge-Timer Chronograph Referenz 67-9313 im Profil

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