Capeland Shelby Cobra Chronograph von Baume&Mercier

Baume & Mercier Capeland Shelby Cobra: Die hat Biss!

In Interview verriet Alain Zimmermann, der heutige Head of Digital und ehemals CEO der Schweizer Uhrenmarke Baume&Mercier, wie die neue, dem legendären Rennwagen-Konstrukteur Caroll Shelby gewidmete Chronographen-Edition entstanden ist. Und warum man bewusst frustrierte Kunden in Kauf nimmt.

von | 06.02.2020

Am 26. April 2015 hatten sich auf dem Paul Ricard Rundkurs in Le Castellet bei Marseille nicht weniger als 30 sportliche Boliden eingefunden, welche allesamt die Handschrift des genialen Rennfahrers, Konstrukteurs und Autotuners Caroll Shelby tragen. Der sagte einst:
Die Konstruktion eines eigenen Sportwagens ist ein Traum für jeden Rennfahrer, und genau das bedeutete die Cobra für mich.
Caroll Shelby

Rennfahrer, Konstrukteur und Autotuner

Stil und Rennsport sind eins, für Baume&Mercier Head of Digital Alain Zimmermann

Stil und Rennsport passen sehr gut zusammen, sagt Baume&Mercier Head of Digital Alain Zimmermann

Dieses unglaubliche Meeting ist eben dieser Leidenschaft von Baume & Mercier Manager Alain Zimmermann zu verdanken. Natürlich gibt es aus diesem Anlass auch vier sehr limitierte Sonderserien von Armbanduhren. Sie erinnern an die vier Fahrer-Legenden Dan Gurney (Shelby Cobra Nr. 15), Ken Miles (Nr. 50), Allen Grant (96) und Dave MacDonald (97), welche 1963 in Sebring einen wahrhaft spektakulären Sieg herausfuhren. Von jedem der auf dem Zifferblatt mit diesen Fahrzeugnummern und mit dem Automatikkaliber Eta 7753 ausgestatteten Stopp-Boliden gibt es nur 15 Exemplare. In die Böden sind selbstverständlich auch die Namen der glorreichen Piloten eingraviert. Nach Deutschland kommt mit Sicherheit ein Set. Jedes Stahl-Exemplar, Durchmesser 44mm, kostet 4.800 Euro. So viel sei an dieser Stelle auch verraten: das Quartett ist seit Oktober 2016 bei Juwelier Wempe erhältlich.

In Marseille konnten wir mit Alain Zimmermann zur Kooperation zwischen Baume & Mercier und Shelby American reden.

Mit der limitierten Capeland Shelby Cobra Linie hat Baume & Mercier ja einen echten Hit gelandet. Die Uhren sind so gut wie ausverkauft. Erzählen Sie den Leserinnen und Lesern mal, wie es zu dieser ungewöhnlichen Kooperation kam.

Alain Zimmermann (AZ): Die Anfänge reichen jetzt rund zwei Jahre zurück. Damals hatten wir uns das Thema Zelebration, also Feiern auf die Fahnen geschrieben. Und zwar ausgehend von der Frage, wann man sich überhaupt noch eine neue Uhr kauft.

Zum Beispiel?

AZ: Hochzeit, runde Geburtstage, Geburt eines Kindes und ganz einfach erfolgreiches Handeln. Wegen einer Werbekampagne hatten wir mit Peter Lindbergh zusammengearbeitet. Und da hat uns ein Foto besonders fasziniert: ein Mann sitzt im Auto und an seinem Gesichtsausdruck kann man erkennen, dass es ihm richtig gut geht. Und da kam uns die Idee, speziell dieses Thema zusammen mit einem Partner weiterzuführen.

Die Partnerschaft zwischen Auto- und Uhrenmarken ist ja nicht gerade ungewöhnlich…

AZ: Da hast du völlig Recht. Das gibt es seit 15 Jahren und noch mehr. Wir haben uns gesagt, dass wir, wenn wir das auch machen wollen, es jedoch anders machen müssen. Und das haben wir dann ja auch gemacht.

Seid ihr auf Shelby zugegangen?

AZ: Auslöser war die Cobra, ein, wahrhaft faszinierendes Fahrzeug. Wenn heute irgendwo eine Cobra vorbeifährt, sind alle fasziniert, egal ob Kenner oder nicht. Das Auto zieht die Leute in seinen Bann. Das ist eine Ikone, das konnte es für uns sein.

Haben Sie eine Passion für derartige Autos?

AZ: Da unterscheide ich mich nicht von vielen Männern. Mich zieht der Porsche 356 magisch an. Wenn ich heute so ein Auto sehe, bleibt mein Herz stehen. Das Gleiche passiert mir mit der Cobra. Und zum Glück hatte Shelby keine Partnerschaft mit einer Marke.

Wie haben Sieden Draht geknüpft?

AZ: Hingegangen und gesagt, dass wir Baume & Mercier, eine traditionsreiche Uhrenmarke aus der Schweiz sind und uns eine Partnerschaft gut vorstellen könnten, weil wie vieles gemeinsam haben. Darf ich meine Vorstellungen einmal präsentieren?

Und das haben Sie natürlich getan.

AZ: Ja. Aus dem ersten Gespräch wurde Neugier, aus der Neugier dann Interesse und aus dem Interesse erwuchs schließlich Leidenschaft. Aber in diesem Fall ging alles relativ schnell. Solche Verhandlungen können sich über mehrere Jahre erstrecken. In diesem Fall ging alles super schnell, denn die Amerikaner haben sofort verstanden, dass es sich um eine Win-Win-Situation handelt. Allein die Nutzung des Logos war mir zu wenig. Mir ging es darum, zusammen etwas zu unternehmen, etwas zu veranstalten, was es bislang so noch nicht gibt. Und das genau konnten wir ja hier in Le Castellet erleben.

Welchen Vorteil hat Shelby durch diese Kooperation?

AZ: Beispielsweise die Erschließung des europäischen Marktes, wo wir bekanntlich stark sind, oder in Asien. Shelby ist stark in Amerika. Die Absicht, etwas auf Augenhöhe zusammen zu gestalten, macht den Erfolg dieser Kooperation aus.

Warum habt ihr dann aus allen euren Uhrenlinien die Capeland gewählt? Clifton hätte es doch aus sein können?

AZ: Capeland macht Sinn, weil es sich um unsere sportlich-elegante Uhrenlinie handelt. Clifton hingegen ist klassisch-elegant. Da lag die Entscheidung auf der Hand. Die sportliche Note ist bei der Cobra ja schon sehr präsent.

Ihr habt von der Cobra zahlreiche Design-Elemente in eure Chronographen implementiert. Wer hat die letzten Entscheidungen getroffen?

AZ: Wir handeln grundsätzlich immer im Team. Aber einer muss, wenn unser Chef-Designer Alexandre Perraldi mehrere Optionen anbietet, dann doch sagen, was Sache ist. Und dass bin letzten Endes schon ich. Ich muss aber auch die Verantwortung übernehmen.

Gab es Knackpunkte?

AZ: Schon. Es war für uns nicht immer ganz einfach herauszufinden, wie viel Cobra und Baume & Mercier in der Armbanduhr stecken soll. Um auf der sicheren Seite zu sein, haben wir die gesamte Bandbreite durchgespielt.

Nennen Sie uns ein Beispiel.

AZ: Wenn man eine Cobra sieht, sticht der der weiße Streifen ins Auge. Also hätten wir den am Zifferblatt von oben nach unten verewigen können. Aber wir haben festgestellt, dass das nicht elegant, sondern reichlich grob gewesen wäre. Also gab es den Streifen nicht. So sind wir für alle Design-Elemente Schritt für Schritt vorgegangen. Konsequent und mit Bedacht. Chronographen-Zähler und Zeiger beispielsweise. Bis wir am Ende sagen konnten, der Biss der Schlange ist da, aber es bleibt ne Baume & Mercier. Die Cobra, und es steckt viel von ihr drin, entdeckt man erst bei genauer Betrachtung der Uhr.

Sie haben ja zwei Serien gemacht, eine in Stahl pur und eine schwarz ADLC beschichtete. Sie sind  ja eher klassisch. Akzeptieren die Kunden so einen schwarzen Auftritt?

AZ: Es war für uns sehr spannend. Aber die der Vorstellung während des Genfer Uhrensalons haben wir sehr schnell rausgespürt, dass es wirklich fifty-fifty ist. Aber uns ist auch bewusste geworden, dass die Märkte ganz unterschiedliche Vorstellungen besitzen. In Südamerika, Spanien oder Australien kam das schwarze Gehäuse mit Kautschukband wegen des betont sportlichen Charakters extrem gut an. Durch die gelbe Farbe besitzt natürlich auch die puristische Stahlversion mit Lederband ihren sportlichen Chic. Das ist wie bei der Cobra. Der 289 unterscheidet sich vom 427, der eine sieht sportlicher aus, aber beides sind echte Cobras. Wir wollten die Differenzierung.

Inwieweit ist eigentlich die Familie Shelby involviert. Caroll ist ja 2012 verstorben.

AZ: Caroll Shelby hatte ja nur Kinder aus seiner ersten Ehe. Einer der Söhne, Aaron, interessiert sich für den Sport und möchte sich deshalb stärker einbinden.

Zur Re-Edition der Cobra haben Sie eine limitierte Serie aufgelegt. Vier Uhren mit den Nummern der Autors der legendären Cobra Piloten im Jahr 1963. Jeweils gibt es in Anlehnung an die Auto-Edition nur 15 Stück. Sie hätten doch auch 150 von jeder Serie locker verkaufen können.

AZ: Ja, locker, das muss ich zugeben. Wir haben die erste Serie in vernünftiger Stückzahl produziert und das, was jetzt in die Geschäfte kommt, bleibt dort nur sehr kurz. Bei der Vierer-Edition ging es mir um etwas anderes. Es handelt sich um vier unglaubliche Fahrer. Es waren nicht 400 oder 4000, sondern vier. Diese Exklusivität wollte ich für diese Armbanduhr beibehalten. Für uns ist es positiv, dass man darüber reden wird. Das ist Gesprächsstoff. Klar hätten wir mehr machen können. Aber in diesem Fall hatte ich eine Hommage an die Driver im Sinn. Weil die Fahrer oder Familien jeweils die Nummer ein bekommen, sind es dann ohnehin nur noch 14 Serien für die Märkte.

Damit erzeugen Sie frustrierte Kunden.

AZ: Das kann ich verstehen, ist es mir aber wert, um die Marke begehrlich zu machen. Aber wir liefern ja noch Uhren der 1963-er Serie. Und die schauen ja sehr ähnlich aus.

Kommt in Sache Shelby Cobra bald Neues.

AZ: Wir wollen nichts übertreiben. Diese Produkte sollen und werden exklusiv sowie immer limitiert sein.

Wenn die 1963er durch sind …

AZ: … dann ist es vorbei. Schön für jene Kunden, die eine besitzen. Das dürfte stolz machen. Und daran möchte ich nicht durch immer Neues rütteln.

Aber das Projekt geht weiter, oder endet es mit 4 mal 15?

AZ: Jetzt reden wir schon über die Zukunft. Ich kann so viel sagen: Als wir uns mit dem Shelby-Team an einen Tisch gesetzt haben, wurde uns das riesige Potenzial erst einmal bewusst. Caroll Shelby, 427, 289, Sebring, Fahrer. Und ich kann sagen, dass es da noch viel mehr gibt. Ich möchte die Sache wegen des momentanen Erfolgs aber auch nicht überstürzen und vor allem nicht überstrapazieren. Wenn wir die Balance verlieren, wird es kontraproduktiv, schadet es uns. Der Zeitpunkt des Aufhörens ist definitiv noch nicht gekommen. Aber auch künftig wird die Limitierung als Goldene Regel zum Thema Shelby und Cobra gehören.

Das Gespräch fand 2018 statt, zu diesem Zeitpunkt war Alain Zimmermann noch CEO von Baume&Mercier, heute bekleidet er die Rolle des Head of Digital

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