Eine frühe Entscheidung
Offengestanden überrascht nicht die Meldung, dass die Baselworld 2022 abgesagt ist. Überraschend ist eher die Meldung, dass die Messe Basel weiterhin an einem Konzept arbeitet, die Baselworld als weltweite Plattform fortzuführen. Übrigens auch kein Wort mehr von „Houruniverse“. Offenbar hat man erkannt, dass es ein mutiges Unterfangen ist, im Zuge eines Komplettumbaus auch den Markennamen zu ändern.
Als Begründung gibt die Basler Uhrenmesse durchaus nachvollziehbare Gründe an. So ist die Entwicklung einer weltweiten Plattform für Hersteller, Händler und Endverbraucher eine ausnehmend vertrackte Angelegenheit. Insbesondere, wenn die Messe sich selbst dabei als Plattform für den Austausch von Information, direkte Kommunikation wie Handelsplattform integrieren will. Wobei auch andere Uhrenmessen wie die Inhorgenta in München oder die Watches and Wonderns in Genf vor vergleichbaren Problemen stehen.
Dazu kommen die ersten Auswirkungen der Corona-Welle im Spätherbst 2021 und die damit verbundenen Reisebeschränkungen wie die gefühlte Unsicherheit, was das kommende Frühjahr betrifft.
Außerdem sind die Erfahrungen der Basler Uhrenmesse mit einer Art von Pop-up Co-Präsenz der Baselworld ernüchternd zu nennen. Ein Durchlavieren mit kleineren Pseudo-Präsenzen ist deshalb keine Option und würde auch der durchaus herausfordernden Kostenstruktur der Messe Basel nicht gerecht.
Der Hinweis, dass „in den kommenden Monaten wird deshalb ein interdisziplinäres Team der MCH Group die Zielsegmente analysieren und im engen Austausch mit Herstellern und Händlern deren Marketing- und Transaktionsbedürfnisse vertiefen“ überrascht ein wenig. Wäre dafür nicht in den letzten Monaten ausreichend Zeit gewesen?
Offenbar sieht das auch der CEO der MCH Group Beat Zwahlen so. Denn verbunden mit der Absage der Messe wurde in knappen Zeilen üblichen Tenors der Abgang von Geschäftsführer Michel Loris-Melikoff verkündet. Allerdings glaubt Zwahlen weiter an eine Zukunft der Messe.
„Wir haben in den letzten Monaten unser Ökosystem Uhren, Schmuck und Edelsteine eingehend untersucht und aus Gesprächen mit wichtigen Branchenvertretern wichtige Erkenntnisse gewonnen“, sagt Beat Zwahlen, CEO der MCH Group. „Wir sind zum Schluss gekommen, dass der Markt für eine B:B:C-Plattform, die mittelgrosse und spezialisierte Hersteller mit unabhängigen Händlern zusammenbringt, vorhanden ist. Deren Bedürfnisse müssen aber noch genauer analysiert werden. Das bedeutet, dass wir deutlich mehr Zeit brauchen, um dieses Ziel zu erreichen.“
„Baselworld 2022 abgesagt“
Nun wäre es seitens einer redaktionellen Uhrenplattform wie Uhrenkosmos.com vermessen, die Richtigkeit der Absage wie die Conclusio der Messeleitung zu bestätigen oder in Zweifel zu ziehen. Was jedoch der normale Sachverstand sagt ist, dass im heutigen rasant voranschreitenden und wandelndem Wirtschaftsleben etwas sehr knapp ist: Zeit. Stattdessen ist die Fähigkeit des schnellen Wandels zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor geworden.
So betrachtet ist der Baselworld zu wünschen, dass sie sich des raren Guts Zeit bewusst ist und endlich Fahrt aufnimmt. Das Know-how sollte ja vorhanden sein. Hat man doch schließlich über Jahrzehnte die weltgrößte Messe für Uhren und Schmuck ausgerichtet.
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