Hommage an den Bumper
Die neue Alpina Startimer Pilot Heritage Manufacture kommt nicht ganz unvorbereitet. Denn 2021 debütierte bei Alpina bereits eine Version der Startimer Pilot Heritage Uhr. 2022 bringt nun zwei limitierte Varianten dieser Armbanduhr. Der Unterschied zeigt sich in den Zifferblättern mit gebürsteter Oberfläche. So ist das eine Zifferblatt in Champagnergrau gehalten, in der Farbe Marineblau debütiert die zweite Variante. Erhältlich sind jeweils 188 Exemplare.
Die Startimer-Modelle von Alpina erinnern zum einen an die in den 1930-er Jahren eingeläutete und 2011 wiederbelebte Fliegeruhren-Tradition des mittlerweile zur Citizen-Gruppe gehörenden Traditionsunternehmens. Wobei Alpina nicht die einzige Subbrand von Citizen ist. Vielmehr gehören unter anderem auch die Marken Frederique Constant, Arnold & Son, Bulova und Ateliers deMonaco zur Gruppe.
Ein weiterer Rückblick in die Vergangenheit zeigt sich hinter dem Sichtboden. Formal ist der dort erkennbare Rotor des hauseigenen Werks Kaliber AL 709 jener Pendelschwungmasse nachempfunden, welche in der Kaliberfamilie 58x agierte. Konkret begann das Automatik-Zeitalter im Hause Alpina 1944 mit dem Selbstaufzugskaliber 582. Aus patentrechtlichen Gründen bewirkte eine speziell gestaltete Schwungmasse die durch Armbewegungen erzeugte kinetische Energie in ein Kraftpotenzial, das die Zugfeder speicherte.
Weil die Rechte am unbegrenzt drehenden Rotor zunächst bei Rolex und ab 1942 auch bei Felsa lagen, musste der für Alpina tätige Werkelieferant Straub & Co. nolens volens einen Hammeraufzug. Puffer begrenzten den Bewegungsradius der einseitig wirkenden Pendelschwungmasse in beiden Richtungen. Kleine Schraubenfedern, englisch Bumper dämpften den Anschlag. Nach Vollaufzug betrug die Gangautonomie rund 40 Stunden. Über eine kleine Sekunde bei „6“ verfügte das 12½-linige, 5,5 mm hohe Automatikkaliber 582, intern auch P82 genannt. Fensterdatum und indirekte Zentralsekunde kennzeichneten das 584 oder P84 bzw. das Automatikkaliber 584C.
Aus nachvollziehbaren Gründen gehören so genannte Bumper-Aufzüge heute der Vergangenheit an. Und zwar einmal wegen der deutlich geringeren Effizienz. Des Weiteren bewirkten die fortwährenden Stöße der Schwungmasse gegen die beiden Federpuffer die Lockerung oder gar das Herausfallen nicht hinreichend gesicherter Schrauben. Stillstand des zweitbewahrenden Mikrokosmos konnte die Folge sein.
Gegenwart mit Rotor-Selbstaufzug
Derartiges Missgeschick ist beim aktuellen Manufakturkaliber AL 709 nicht mehr zu befürchten. Sein Rotor im charakteristischen Stil unterliegt keinen Einschränkungen mehr. Er dreht um 360 Grad und versorgt die Zugfeder stoßfrei mit Energie. Stündlich 28.800 Halbschwingungen, also bei 4 Hertz, vollzieht die Unruh des mit 26 funktionalen Steinen und 38 Stunden Gangautonomie (den Unterschied zwischen Gangautonomie und Gangreserve erläutern wir hier) ausgestatteten Automatikwerks.
Mit einem Gehäuse aus robustem, puristischem Edelstahl findet die Startimer Pilot Heritage Manufacture-Referenz AL-709AN4SH6 ans Handgelenk. Sie kostet 2.850 Euro.
Vergoldet ist das ebenfalls 42 x 40,75 mm messende Gehäuse aus Stahl der Alpina Schwester-Referenz AL-709ACH4SH5. Sie schlägt mit 2.950 Euro zu Buche. In beiden Fällen baut das zweiteilige Sichtbodengehäuse 13,25 mm hoch. Bis zu zehn bar Druck reicht die Wasserdichte. Aufgrund der Limitierung der beiden Editionen endet nach jeweils 188 Exemplaren die Produktion dieser beiden Armbanduhren aus dem Genfer Vorort Plan-les-Ouates.
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