Der Watchmaster Insolvenzantrag kam aus heiterem Himmel. Er ist die direkte Folge des Raubs von mehr als 1.000 Luxus-Uhren aus einem Tresor in der Berliner Fasanenstraße. Die Insolvenz ist laut der Watchmaster.com ICP GmbH allerdings nicht nur dem (laut eigenen Angaben versicherten) Verlusts im Wert von mehr als 10 Millionen Euro geschuldet, vielmehr soll der Insolvenzantrag dem dramatisch verschlechterten Ausblick auf die künftigen Watchmaster.com Geschäfte geschuldet sein. .
Die Uhren waren in Schließfächern in einem Hochsicherheits-Tresorraum in der Berliner Fasanenstraße deponiert. Dieser wurde laut der Polizei am Samstag, dem 26.11. 20222 in einem spektakulären Einbruch aufgebrochen und die Schließfächer geplündert. Allerdings waren nur die wenigsten Uhren Eigentum von Watchmaster.
Vom Raub betroffen sollen vor allem rund 900 Kunden sein, die ihre Uhren in Kommission über Watchmaster.com, einen der großen europäischen Akteure im Handel mit zertifizierten und gebrauchten Luxusuhren, verkaufen wollten.
Watchmaster Insolvenz
Zwar besteht laut Watchmaster für die eingelieferten Uhren ein Versicherungsschutz, jedoch bleibt zu klären, ob dieser Versicherungsschutz den tatsächlichen Wert der Uhren abdeckt. Insbesondere Watchmaster.com selbst wird der Versicherungsschutz nicht helfen, da lediglich der Wert der Uhren, nicht jedoch der große Aufwand für das Einschätzen, die Zertifizierung und das begleitende Marketing für Watchmaster.com bereits angefallen ist. Überdies entfällt durch den Verlust der Uhren das für die Generierung von Umsätzen so wichtige Weihnachstgeschäft 2022.
Watchmaster.com war eher ein Spätstarter unter den Plattformen für Gebrauchtuhren und wurde erst 2015 gegründet. Gleichwohl war das Berliner Unternehmen im Segment der Certified Pre-Owned Uhren (einen Überblick über die verschiedenen Handelsplattformen für zertifizierte Gebrauchtuhren gibt es hier) nicht unerfolgreich und hatte laut eigener Auskunft rund 4.000 Uhren im Angebot. Für das Erreichen der ambitionierten Pläne des Start-ups setzte man auf lokale Standorte und war so mit 75 Mitarbeitern in Berlin, Paris und London präsent.
Der USP des Unternehmens beim Verkauf der Uhren lag zum einen in der Konzentration auf hochwertige Luxusuhren, zum anderen legte das Unternehmen hohen Wert auf die Prüfung von Funktion und Echtheit der Uhren – ein Thema, bei dem Watchmaster dem weltweiten Marktführer Chrono24 durchaus voraus war.
Unter diesen nicht zu erwartenden Umständen ist es dem Unternehmen nicht mehr möglich, eine positive Fortführungsprognose abgeben zu können. Der Vorfall zwingt uns in die Insolvenz.“
Watchmaster Einbruch
Nun ist Berlin nicht gerade als ruhiges Pflaster bekannt. Das zeigen nicht zuletzt die spektakulären Einbrüche in Dresden oder der Raub der „Big Maple Leaf“ Münze durch Clan-Mitglieder verschiedener Berliner Neubürger. Aber der Einbruch in den Hochsicherheits-Tresor des Sicherheits-Unternehmens Vallog GmbH ist durchaus bemerkenswert. Es galt schließlich eine 1,75 Meter dicke Stahltür, ein Nebelalarmsystem sowie verschiedene Codes zu knacken, um zu den Schließfächern zu gelangen.
Ob dabei, wie von Watchmaster CEO Tim-Hendrick Meyer gegenüber T-Online geäußert, womöglich andere Schließfächer im Fokus der Einbrecher standen, wird sich womöglich noch klären.
Nervöser werden hingegen die Eigentümer der 1.000 Uhren sein, da laut der Musterverträge der Vallog Schließfächer diese „Gegen Feuer (Brand, Blitzschlag, Explosion), Vandalismus, bei Einbruchsdiebstahl und Raub innerhalb der Geschäftsräume ist das Schließfach durch den Vermieter mit einer Summe von höchstens 30.000 Euro je Schließfach versichert.“ sind. Ob das reichen wird, um den Wertverlust der Uhren auszugleichen, bleibt abzuwarten.
Positiv hingegen stimmt zumindest die Aussage der Polizei, nach der man laut eigener Aussage von einem konkreten Tatverdacht sprach. Womit man direkt beim Problem angekommen ist. Zwar wird man womöglich die Einbrecher finden – die Uhren hingegen sind bestimmt schon über alle Berge.
Über den aktuellen Stand wird es sicher in regelmäßiger Form up-dates auf Watchmaster.com geben. Hier geht es zur Seite.
Unsere Priorität liegt weiterhin auf dem Schutz unserer Kunden. Unsere Insolvenz wird uns von diesem Vorsatz nicht abhalten.
Der Einbruch war am 19.11.22!
Watchmaster ist eigentlich eine kleine Klitsche, ausgepumpt mit Risikokapital und einem jährlichen Verlust von 3-4 Mio.€. Daher auch die schnelle Insolvenz
Danke für das aufmerksame Lesen. Ja, der Einbruch erfolgte am 19.11.22.
Und dass die Bäume für die vielen größeren und kleinerern Uhrenplattformen nicht in den Himmel wachsen, ist auch nicht überraschend. Die Konkurrenz durch die großen Auktionshäuser wie Juweliere macht einigen zu schaffen.
🙂