Wer glaubt, dass die neu lancierte TAG Heuer Carrera Skipper partout nicht zu TAG Heuer passt, weil die Uhr doch erkennbar nichts mit vier Rädern oder Tauchen zu tun hat, dem sein zweierlei gesagt: Zum einen, ist es selbst für eine von den Herren Arnault auf Umsatz und Effizienz getrimmte Marke wie TAG Heuer schwer, im Bereich der motorsportaffinen Chronographen oder Taucheruhren ein außerordentliches Wachstum hinzulegen. Dafür ist die Konkurrenz zu gut und der Wettbewerb zu hart.
Zum anderen vergesst man schnell, dass Jack W. Heuer in den 60er und 70er Jahren zu den wohl kreativsten und innovativsten Managern gehörte, die im Uhrensektor unterwegs waren. Entsprechend legte er Wert darauf, neben den Modellen TAG Heuer Autavia, Monaco oder Carrera, alles Modelle mit unverkennbar automobilem Bezug, durch kreative Zifferblätter wie Arten der Zeitanzeige neue Zielgruppen und Märkte zu erreichen.
TAG Heuer Carrera Skipper
Eines der attraktivsten Modelle war dabei die TAG Heuer Skipper, Referenz 7754, die im Jahr 1968 lanciert wurde. Sie ist die Basis des Jahr 2023 neulancierten „Skipper“ Regatta-Chronographen, der bis Anfang der 80er Jahre in Verbindung mit unterschiedlichen Gehäuseformen fester Teil der Heuer Kollektion war.
Allerdings ist es nicht so, dass der Entwurf der Heuer Skipper aus heiterem Himmel kam. Vielmehr beruhte der Entwurf der Skipper letztendlich auf der einstigen Grundidee, der im Jahre 1949 lancierten Heuer Solunar. Dieses Modell entwickelte Jack Heuer bereits im Alter von 15 Jahren und war sein erster Beitrag zum Heuer Modellportfolio. Der Clou des Modells bestand darin, dass die Uhr ihrem Träger anhand der Totalisatoren-Skalen einer 12-Stunden-Anzeige Auskunft über den Stand der Mondphase, bzw. von Ebbe und Flut gab. Sie wurde zwar kein großer Erfolg, war jedoch die Basis für spätere Modelle.
Heuer Seafarer
Große Bekanntheit erlangte das Modell dann Anfangs der 50er Jahres in der USA unter dem Modellnamen Mareograph und Heuer Seafarer, das in Zusammenarbeit mit Abercrombie & Fitch lanciert wurde. Es kam Anfang der 1950er Jahre auf den Markt und war ein Drei-Register-Chronograph, bei dem bei 9 Uhr die Gezeitenanzeige die Funktion der laufenden Sekunde der Uhr ersetzte und im Gehäuseinnern ein leicht modifiziertes Valjoux-Chronographenwerk verwendet wurde.
Von der Heuer Seafarer wurden noch viele Jahre lang Modellvarianten in unterschiedlichen Gehäuseformen und Designs lanciert, die alle durch ein auffallendes buntes Zifferblatt auffielen. Die letzten Modelle wurden schließlich Mitte der 70er Jahre hergestellt. Heute sind vor allem die frühen Heuer Seafarer Modelle ausnehmend gesucht – wohl auch ein Grund, dass TAG Heuer die Lancierung der Carrera Skipper durchaus optimistisch angehen kann.
Carrera Skipper Regatta-Funktion
Die etwas eigentümliche Skala der Carrera Skipper hat eine so schlichte, wie nützliche Funktion. Sie soll bei Bootsrennen von Segelbooten die Zeitmessung und Navigation erleichtern. Denn um einen „fliegenden“ Start zu ermöglichen, kreuzen die Boote in den Minuten vor dem Rennstart vor der imaginären Startlinie – wobei sie diese keinesfalls vor Rennstart überqueren dürfen.
Die verbleibende Restzeit bis zum Start eines Rennens wird bei der neuen Carrera Skipper auf einer Hilfsskala mit 3 farblich gekennzeichneten 5-Minuten Abschnitten bei 3 Uhr angezeigt. Im Gegensatz hierzu arbeiteten die Modelle aus der Vergangenheit mit einer 30-Minuten Skala.
Bei 9 Uhr hingegen ist unverändert die 12-Stunden-Skala angebracht. Um auch dem unbeteiligten Betrachter der Uhr die Widmung der beiden bunten Totalisatoren-Skalen klar zu machen, ist auf der Skala bei 9 Uhr noch der Hinweis Skipper aufgebracht.
Anders als die Modelle aus der Vergangenheit ist die Grundfarbe der modernen TAG Heuer Carrera Skipper ein dunkelblaues, radial gebürstetes maritimes Blau. Dieses bildet auch den Hintergrund der kleinen fortlaufenden Sekunde bei 6 Uhr. Da der Hintergrund der Datumsanzeige in Weiß gehalten ist, gab es offenbar wenig Spielraum für eine zusätzliche, farblich gekennzeichnete Totalisatorenskala – was aber auch dazu führt, dass trotz der Farbigkeit der Uhr kein allzu bunter Farbmix entsteht.
Ergänzt wird die Zifferblattgestaltung von großen rhodinierten Zeigern und applizierten Indexen und Zahlen. Dabei sind Indexe wie Zeiger mit reichlich Leuchtmasse versehen. Die schwertförmigen Zeiger verfügen für eine bessere Ablesbarkeit an ihren Enden zusätzliche über leuchtend orangefarbene Akzente.
Wie das Vorbild der ersten Heuer Skipper verfügt die moderne Carrera Skipper über keine Lünette. Vielmehr hält sich die Konstruktion des 39 mm großen und 14 mm hohen Stahlgehäuses mit dem nach oben gezogenen Rand des Zifferblatts und seinem kuppelartigen Saphirglas an die Konstruktionsmerkmale der kürzlich lancierten TAG Heuer Carrera „Glassbox“. Da bei einer Uhr für Bootsfahrer der Kontakt mit Wasser wohl kaum vermeidbar ist, ist die Wasserdichtigkeit der Uhr von bis zu 100 Meter Wassertiefe ein echter Pluspunkt.
TAG Heuer Carrera Skipper Kaliber TH20-06
Unter dem Saphirglasboden zeigt sich das moderne automatische TAG Heuer Kaliber TH20-06. Dabei handelt es sich um das adaptierte TAG Heuer eigene Chronographen-Kaliber Heuer 02 mit klassischem Säulenrad und vertikaler Kupplung. Es arbeitet bei 4 Hz Kaliber, hat 33 Steine und bietet eine Gangautonomie von bis zu 80 Stunden.
Die Energiezufuhr erfolgt durch einen neu entworfenen, bi-direktional Energie gewinnenden, skelettierten Zentralrotor. Ob die nun gewählte Gestaltung als angedeutetes TAG Heuer Markenemblem bereits der ästhetischen Weisheit letzter Schluss ist, bleibt abzuwarten. Definitiv gelungen jedoch ist die Kombination von blauem Zifferblatt, Stahlgehäuse und blauem Stoffarmband. Dieses robuste, wasserfeste Armband bietet einerseits einen guten Halt am Handgelenk, andererseits zeigt die verstellbare Faltschließe, dass die Uhr definitiv Bootsdeck- und Boat-Owner tauglich ist.
TAG Heuer Carrera Skipper Preis
Zu kaufen gibt es die blaue TAG Heuer Carrera Skipper mit der Referenz-Nr. CBS2213.FN6002 ab sofort zum Preis von etwa 6.850 Euro direkt bei TAG Heuer und in den TAG Heuer Boutiquen, sowie, wie man so schön sagt, im gutsortierten Fachhandel.
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