Neu für Nautilus-Liebhaber
Die Katze ist aus dem Sack. Die Genfer Uhrenmanufaktur präsentierte die neue Patek Philippe Nautilus 5811/1G. Wie im Zusammenhang mit dieser Lancierung aus der Genfer Firmenzentrale zu hören ist, wird es auf absehbare Zeit keine maskuline Stahl-Nautilus ohne weitere Zusatzfunktion außer dem Fensterdatum mehr geben. Wer den puristischen Klassiker in dezentem silbergrauen Farbton aktuell erwerben möchte, muss sich nolens volens am Sekundärmarkt bedienen. Dort sind die Preise für das Stahlmodell seit April 2022 zwar kontinuierlich im Sinkflug. Aber gleichwohl werden je nach Alter und Zustand immer noch 100.000 Euro und mehr fällig.

Alternative bietet sich besagte 5811/1G an. Der Buchstabe G steht in diesem Zusammenhang für Or Gris oder auf gut Deutsch Weißgold. Aus der Ferne oder bei oberflächlicher Betrachtung lässt sich das kostbare Gehäuse- und Bandmaterial kaum erkennen. Erst wenn man den altbekannten Newcomer in die Hand nimmt, fällt logischer Weise zunächst das deutlich höhere Gewicht auf. Nach und nach zeigen sich auch weitere Unterscheidungsmerkmale zur Referenz 5711 und ihren Vorgängern.

Weißgold-Retrospektive
Bevor diese zur Sprache kommen, sei eine kurze Weißgold-Retrospektive der klassischen Nautilus gestattet. Bekanntlich war es Philippe Stern, der Gérald Gentas Entwurf in Richtung Serienprodukt führte und 1976 die Markteinführung der Referenz 3700/1A bewerkstelligte. Bei 4.250 DM oder umgerechnet rund 2.175 Euro lag der erste Publikumspreis für die mit dem ultraflachen Automatikkaliber 28-255 ausgestattete Edelstahl-Jumbo mit 41 Millimeter Durchmesser. Bis sich nachhaltige Erfolge einstellten, zogen etliche Jahre durch die Eidgenossenschaft.
Die Uhr war wirklich Gentas eigenes Design. Wir hatten ein paar grundsätzliche Ideen, und die haben wir ihm mitgeteilt. Dann später arbeiteten wir gemeinsam an verschiedenen Prototypen. Wir änderten die Proportionen, die Dimensionen. Das war ein langer Prozess. Soweit ich mich erinnern kann, vergingen von den ersten Schritten bis hin zur fertigen Nautilus in den Geschäften mehr als zwei Jahre.
Zwischendurch zögerten wir immer wieder und fragten uns manchmal, ob das noch eine Patek Philippe sei, ob wir so eine sportliche Stahluhr wirklich machen sollten. Man muss sagen, dass die Nautilus am Anfang wirklich kein durchschlagender Erfolg war, der kam nur allmählich. Es ging sehr langsam, aber auch kontinuierlich aufwärts. 1998 platzte dann der Knoten bei der großen Stahl-Version. Plötzlich übertraf die Nachfrage das Angebot, weil wir bei der Nautilus in kleineren Dimensionen dachten und nicht zu viele Stahluhren herstellen wollten. Die Nachfrage stieg, unsere Stückzahlen blieben jedoch gleich. Letztlich war es eine limitierte Produktion.
Einen ersten Schritt in Richtung Modellvielfalt tat Philippe Stern im Jahr 1978. Den tradierten Edelmetall-Luxusanspruch von Patek Philippe verkörperte die Referenz 3700/1 in Weißgold. Insgesamt gelangten wohl nur 25 Exemplare mit den Gehäusenummern 540.337 sowie 540.619 bis 540.643 auf den Markt.

Daher kann man von einer echten Rarität sprechen. 1980 kostete die Stahl-Referenz 4.950 Deutsche Mark. Für die Ausführung in Weißgold wurden 25.400 Mark und damit gut das Fünffache fällig.

Die nächste Weißgold-Etappe bewältigte Patek Philippe ab 1985. Mit drei unterschiedlichen Zifferblätter erhältlich war die 36.2 Millimeter messende Referenz 3800/1. Die Zeit bewahrt das Automatikkaliber 330 SC. In Stahl lag der Publikumspreis 1988 bei rund DM 8.060, in Weißgold bei rund DM 34.300. 2003 verlangte Patek Philippe für die stählerne Ausführung 10.000 Euro und für die weißgoldene Version knapp das Dreifache, sprich 29.700 Euro.


Nur kurzes Leben war der 38 x 32 Millimeter messenden Sichtboden-Referenz 3711/1G beschert. Patek Philippe stattete sie mit dem Automatikkaliber 315 SC aus. Stahl war für 10.500 Euro wohlfeil, Weißgold für 27.800 Euro. Zum 30. Nautilus-Geburtstag im Jahr 2006 präsentierte Patek Philippe bekanntlich die Referenz 5711 mit dreiteiliger Schale und Automatikkaliber 330 SC. Bis zum Ende der Produktion verwendete Patek Philippe hierfür kein Weißgold.

Patek Philippe Nautilus 5811/1G
Und damit ist die neue Nautilus 5811/1G an der Reihe. Salopp gesagt, könnte man sie gestalterisch als Doppelgängerin der bisherigen Weißgold-Referenzen bezeichnen. Allerdings haben sich die Konstrukteure intensiv der weiterhin bis zwölf bar druckdichten Schale gewidmet. Mit Blick auf eine flachere Bauweise des Gesamtkunstwerks, in diesem Fall sind es 8,2 Millimeter, kehrte die Manufaktur zu einem zweiteiligen Gehäuse zurück. Natürlich besitzt es weiterhin einen Saphirglas-Sichtboden.

Eine Änderung erfuhr die Aufzugs- und Zeigerstellkrone. Passé ist das System der so genannten Reißkrone, die nach dem Losschrauben mit kräftigem Zug nach rechts von der Welle getrennt wird. An ihre Stelle tritt eine neue, zum Patent angemeldete Stellhebel-Wippe. Somit ist beim Patek Philippe Automatikkaliber 26-330 SC zifferblattseitiges Entfernen möglich. Nach Vollaufzug durch den Kugellagerrotor aus 21-karätigem Gold stehen mindestens 35 Stunden Gangautonomie zur Verfügung. Maximal tickt das 3,3 Millimeter hoch bauende, aus 212 Komponenten montierte Uhrwerk 45 Stunden am Stück mit vier Hertz.

Zu den bemerkenswerten Innovationen gehört die Butterfly-Faltschließe des Gliederbands. Üblicher Weise ist damit keine Verlängerung möglich, was bei Hitze oder am Ende eines arbeitsreichen Tags, wenn das Handgelenk angeschwollen ist, recht unangenehm sein kann. Nicht so bei der Referenz 5811/1G.

Hier lassen sich die letzten Bandglieder nahe der Schließe nach Betätigung rückwärtiger Federelemente um jeweils etwa drei Millimeter auseinanderziehen. Auf der Unterseite des Handgelenks fällt das nicht auf. Das Zusammenschieben gelingt auch bei geschlossenem Band ohne Knopfdruck.

Nautilus 5811-1G
Wie bei Patek Philippe üblich, wird es nicht ganz leicht werden, ein Exemplar dieser Armbanduhr für unverbindliche 68.622 Euro zu ergattern. Noch 2022 sollen die Konzessionäre mit je einem Stück beliefert werden. Das wiederum dürfte sehr schnell an Stammkunden vergeben sein. Folglich kann man schon jetzt absehen, dass die Preise am Parallelmarkt deutlich höher liegen werden.




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