Das Jahr 1918 war nicht nur die Geburtsstunde der Venus Mutterhauses in La Chaux-de-Fonds. Es war für die Schweiz wie für Europa insgesamt eine einzige Chronik der politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Umbrüche und Veränderungen: Neben all den dramatischen Ereignissen und unangenehmen Dingen gabt es aber auch positive Meldungen.
So hatte der im November beendete Erste Weltkrieg nicht zu dem befürchteten massiven Umsatzeinbruch in der schweizerischen Uhrenindustrie geführt. Den Fabrikanten war es vielmehr gelungen, die großen Lagerbestände an Uhren weitgehend zu räumen, da mit dem Siegeszug der Armbanduhren sowie der den Kriegshandlungen geschuldete Verlust an Uhren zu einem starken Abverkauf führte.
Trotzdem war die Unsicherheit in Europa in allen Ländern zu spüren.
Les Fils de Paul Schwarz-Etienne
Jede Krise birgt auch eine Chance. Dieser Ansicht war dagenen Paul Schwarz-Etienne, der in La Chaux-de-Fonds im Jahr 1918 allen Unkenrufen zum Trotz eine Fabrik zur Fertigstellung von Uhren gründete. Nachdem seine Kinder später deren Leitung übernahmen erhielt die Firma im Laufe der Jahre den Namen Les Fils de Paul Schwarz-Etienne. Uhren mit dieser Signatur konnte und kann man am Markt freilich vergebens suchen. Um die aus zugekauften Teilen zusammengestellten Zeitmesser zu vertreiben, beantragte das Unternehmen, das sein Glück als Etablisseur versuchte beim Eidgenössischen Amt für Geistiges Eigentum einen Markenschutz für eine Vielzahl von Handelsmarken.
Zu diesen Marken gehörten unter anderem die Marken Ardor, Arexo, Ascot, Astro, Certus, Cysne, Denis, Dom, Germa, Gerwa, Glorys, Haga, Innig, Lessek, Orfeus, P.S.E., R.P.S., Synthetic, Vedeor und nicht zuletzt auch den Markennahmen Venus. Welche davon tatsächlich verwendet wurden oder gar wie lange die Nutzung dauerte, läßt sich heute nicht mehr exakt feststellen. Jedoch waren manche Modelle durchaus erfolgreich. So war etwa im italienischen Markt die Uhrenmarke „Dom“ durchaus gut vertreten.
Das Portfolio von Paul Schwarz-Etienne wie auch das Modellportfolio der Venus Uhren umfasste eine Vielzahl von Armbanduhr-Modellen. Es gab Uhren mit Handaufzug und solche mit automatischem Aufzug. Selbst aufwendige, technisch anspruchsvolle Uhren mit Vollkalendarium- und Mondphasen-Modelle waren darunter vertreten.
Venus
Unter der Signatur „Venus“ wurden diese Armbanduhren von ganz unterschiedlicher preislicher Ausrichtung angeboten. Je nachdem, ob es sich um klassische Modelle mit manuellem oder automatischem Aufzug oder etwa sportliche Chronographen handelte. Der abgebildete Venus Cronograph mit 18karätigem Goldgehäuse dürfte in den fünfziger Jahren wohl die Spitze der Venus-Kollektion von Les Fils de Paul Schwarz-Etienne repräsentiert haben. Ein Venus-Ebauche findet man darin allerdings nicht, obwohl auch der 1924 in Münster (Kanton Bern) gegründete Rohwerkehersteller gleichen Namens entsprechende Kaliber (z.B das Kalenderwerk 187) im Lieferprogramm hatte.
Les Fils de Paul Schwarz-Etienne setzte bei dieser Venus Uhr stattdessen auf das bewährte Valjoux-Schaltradkaliber 88 mit einfachem Vollkalendarium und Mondphasenanzeige. Bei diesem Werk muss wie bei vergleichbaren Kalibern auch die Datumsanzeige in allen Monaten mit weniger als 31 Tage n manuell korrigiert werden. Ebenso musste die Monatsindikation nach Ablauf des Monats manuell korrigiert werden. Dies tut der Schönheit dieses Vintage Venus Chronographen mit Vollkalender keinen Abbruch. Aber das hatte Paul Schwarz-Etienne bei der Namensfindung „Venus“ sicher bereits bedacht!
Venus Chronographen
Heute werden für gut erhaltene Vintage Chronographen wie der von Venus beachtliche Summen bezahlt. Natürlich vorausgesetzt, sie sind in einem guten Zustand sind 1.000 Euro und mehr nichts Ungewöhnliches. Sehr gut erhaltene Modelle dieser Marken, auch wenn sie nicht mehr aktiv sind, werden noch höher gehandelt. Handelt es sich dagegen um bekannte Markennamen, die noch aktiv im Marktgeschehen sind, gehen die Preise abermals stark nach oben.
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