Es ist ein wildes Spiel, das die neue Ulysse Nardin Blast Free Wheel Marquetry mit ihrem Betrachter treibt – ein Spiel von Farben, Lichtreflexen und scheinbarer Schwerelosigkeit. Die Voraussetzung für diesen ungewöhnlichen Auftritt der Uhr schafft die Schweizer Uhrenmarke durch gleich zwei Kunstgriffe. Zum einen besteht nicht nur die Kuppel über dem Zifferblatt, sondern auch die seitlichen Wände des Gehäuses aus Saphirglas. Zum anderen setzt man bei der Blast Free Wheel Marquetry auf „tiefergelegte“ Platinen.
In dem frei gewordenen Raum bewegen sich die Zeiger und Hauptkomponenten des Uhrwerks, frontal sichtbar, scheinbar schwerelos über dem blauen Zifferblatt. Für die irisierenden Lichtreflexe sorgen wiederum die versetzt angeordneten Siliziumschichten auf der beschichteten Oberfläche der Platine, die sich in der Bezeichnung „Marquetry“ wiederfinden. Wobei dieser Ansatz eines intarsienartigen Zifferblatts nicht neu ist. Vielmehr lancierte Ulysse Nardin bereits im Jahr 2019 mit der Freak X Silicium Marquetry erstmals ein Silizium Marquetry Zifferblatt mit lichtbrechendem, blauen Silizium-Zifferblatt.
Blast Free Wheel Marquetry
Dabei verfügt Ulysse Nardin eine ausnehmend lange Erfahrung bei der Verwendung und Verarbeitung von Silizium, schließlich war es einst das Modell Ulysse Nardin Freak (die Geschichte dieser innovativen Uhr und die damit verbundene Revolution durch ihre neuartigen Komponenten ist hier verständlich beschrieben und erklärt), das im Jahr 2001 Bahnbrechendes leistete, als man den neuartigen Werkstoff Silizium beim Bau einzelner Komponenten einsetzte. Der ästhetische Einsatz des Werkstoffs bei Zifferblättern erfolgte bei Ulysse Nardin erst Jahre später, genauer gesagt im Jahr 2019.
Diese zögernde Verwendung kommt allerdings nicht von ungefähr. Denn so optisch beeindruckend auch die Effekte der Lichtbrechungen und Reflexionen der Siliziumoberfläche auch sein mögen. Die Umsetzung eines Zifferblatts mit intarsienartig versetztem Muster aus unterschiedlichen Siliziumelementen ist ausnehmend kompliziert.
Die Schwierigkeit liegt zum einen im Schneiden der winzigen, ausnehmend dünnen Siliziumscheiben. Zum anderen müssen die für ein Zifferblatt notwendigen 103, zwischen 0,3 mm und 0,35 mm dünnen Siliziumplättchen fugenlos aneinandergesetzt werden. Was ein ausnehmend präzises und vorsichtiges Arbeiten erfordert, da das millimeterdünne Silizium extrem spröde ist und die Kanten der abwechselnd polierten und matten Flächen beim leichtesten Anstoßen brechen und unbrauchbar werden.
Ulysse Nardin Blast Free Wheel Marquetry
Für die notwendige Robustheit und den Schutz des seitlichen Saphirglases sorgt eine Art 45 mm große Gehäuseschale aus gebürstetem und poliertem 18-karätigem Weißgold, die das Saphirglas aufnimmt und trägt. Gleichwohl beträgt die Bauhöhe der Blast Free Wheel und ihrem gewölbten Saphirglas lediglich 12 mm, was den Tragekomfort der Uhr deutlich erhöht und ein ungewolltes Anstoßen des Uhrglases vermeidet.
Gleichzeitig ist es eben gerade die Verwendung des gewölbten Uhrglases und der gläsernen Flanken, die den Reiz der Uhr ausmachen, geben Sie doch den Blick auf das Tourbillon mit konstanter Hemmung frei. Wer nun jedoch erwartet, dass der Saphirglasboden mit gleichen optischen Ausrufezeichen punktet, wird jedoch enttäuscht sein. Denn durch das Versetzen der Platine nach unten gibt es auf der Rückseite der Uhr durch den mit 6 Schrauben fixierten Glasboden weder Hemmungselemente noch Tourbillon zu sehen. Was jedoch dahingehend leicht zu verschmerzen sein wird, als der Träger einer Uhr diese im Regelfall am Handgelenk getragen betrachtet.
Dafür entschädigt der Blick auf das Manufakturkaliber UN176 mit seinen freischwingenden Elementen umso mehr. Denn Ulysse Nardin hat das Werk so konstruiert, dass eine Vielzahl beweglicher Elemente des insgesamt aus 249 Komponenten zusammengesetzten Werks sich frontal dem Blick des Betrachters darbieten.
Es beginnt bei 12 Uhr mit dem aufwendig verzierten Federhaus, das dem Handaufzugskaliber eine Gangreserve von bis zu 170 Stunden, also etwas mehr als 7 Tagen verleiht. Bei 3 Uhr befindet sich dagegen das verzierte Aufzugsrad. Weiter im Uhrzeigersinn gibt es bei 4 Uhr auf einer rotierenden Scheibe die Gangreserveanzeige, wobei das Gangreserve-Differenzial bei 8 Uhr zu finden ist. Zentral, bei 6 Uhr platziert, befindet sich das fliegende Tourbillon mit der von Ulysse entwickelten, Silizium-Anker-Hemmung mit konstanter Kraftentfaltung.
Eine Entwicklung, auf die Ulysse Nardin ausnehmend stolz sein kann. Hierbei nutzt Ulysse Nardin zwar die eigene Erfahrung und das Produktions-Knowhow in der Gestaltung der praktisch reibungsfrei arbeitenden, amagnetischen Ankerhemmung. Aber die Erfindung geht weit über die reinen Materialeigenschaften des Siliziums hinaus.
Ulysse Nardin Tourbillon Constant Force
Das Besondere des Tourbillons liegt in seiner ungewöhnlichen Konstruktion. So bilden Siliziumelemente einen konstruktiven Rahmen auf der Unruh, dessen hauchdünne Arme aus Silizium die Bewegungsenergie zunächst in gewölbter Form aufnehmen, nur um sie unmittelbar danach durch eine Streckung wieder an den Anker abzugeben. Da der Prozess dieses „Knicks“ der Energieaufnahme wie der darauf folgenden Energie-Abgabe jeweils zu einem fixen Energie-Level erfolgt, arbeitet das Ulysse Nardin Tourbillon Constant Force dank der konstanten Krafteinwirkung ausnehmend stabil und präzise.
Weiter geht es dann mit Untersetzungsgetriebe, dem Mechanismus der Gangreserveanzeige und schließlich zum Zwischenrad. Die Kraftentfaltung und das Zusammenspiel der Komponenten erfolgt bei für heutige Zeiten eher gemächlichen 18.000 Halbschwingungen oder 2,5 Hz, was dank der konstanten Kraftübertragung jedoch keinen Nachteil in puncto Präzision bedeutet.
Blast Free Wheel Marquetry Preis
Am Handgelenk gehalten wird die Ulysse Nardin Blast Free Wheel Marquetry entweder von einem sportlichen blauen Kautschukarmband mit Weißgold-Faltschließe, das jedoch trotz sportlicher Anmutung angesichts einer Wasserdichtigkeit von bis zu 30 Meter den Träger der Uhr keinesfalls zu einem voreiligen Sprung ins kühle Nass verleiten sollte. Die Zielgruppe der Sammler und Uhrenconnaisseure deutlich mehr ansprechend wird womöglich das mitgelieferte Armband aus blauem Alligatorleder.
Es zeigt, dass es sich bei der Blast Free Wheel Marquetry und ihrem Manufakturkaliber UN176 um eine technisch höchst anspruchsvolle Uhr mit aufwendigem, kunstvoll gestaltetem Intarsien-Zifferblatt aus blauem, millimeterdünnem Silizium handelt. Was sich nicht zuletzt im Verkaufspreis von EUR 139.200 widerspiegelt.
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