Chrono Sapiens – die Herren der Zeit

Ricardo Guadalupe, CEO Hublot:“Wir haben es zu einer erstaunlichen Markenbekanntheit gebracht“

„Geh dorthin, wo potenzielle Kunden zu finden sind." - Wie es dem CEO von Hublot gelang, auch mit Hilfe des schnellsten Manns der Welt, eine am Boden liegende Marke wiederzubeleben und wie die "Big Bang"-Theorie in China funktioniert, hat er uns im Interview erzählt.

von | 22.05.2018

Hublot ist sehr erfolgreich in den USA. Mit der neuen Boutique an der noblen Fifth Avenue unterhält die Manufaktur zwei eigene Geschäfte allein in New York. Macht das Sinn, unweit der Madison Avenue noch etwas zu eröffnen?

Ricardo Guadalupe: In den USA haben wir bekanntlich auch noch Boutiquen in Beverly Hills, San Francisco, Las Vegas und Miami. Es ist richtig, dass wir in der Madison Avenue schon eine eigene Boutique betreiben. Aber diese Lage ist eher in einer schönen Flaniermeile. In der Fifth Avenue kommt die Marke jedoch deutlich besser zur Geltung, denn hier ist das internationale Flair zu Hause. An dieser neuen Boutique geht man nicht einfach so vorbei. Hier haben wie einen großartigen Markenauftritt an einer Stelle, die nur extrem schwer zu bekommen ist. Insofern sind wir sehr glücklich, dass uns die guten Kontakte zwischen Jean-Claude Biver und Herrn Arnault, der diesen Teil des Gebäudes direkt neben dem LVMH Headquarter gekauft hat, hierher führten.   

Inoffiziell hat das Geschäft ja schon vor rund vier Wochen seine Türen geöffnet. Lässt sich schon etwas zum Erfolg sagen.

Ricardo Guadalupe: Für sehr Konkretes ist es noch ein wenig zu früh. Auf jeden Fall ist diese Boutique gleichzeitig ein Aushängeschild und ein Verkaufssalon. Sicher ist, dass hier in der Fifth Avenue täglich 60 bis 80 Personen den Laden betreten.

… und hoffentlich alle auch kaufen…

Ricardo Guadalupe: (lacht) Das natürlich nicht. Aber sie schauen sich unsere Uhren an, zeigen sich interessiert und stellen Fragen. In der Madison Avenue sind es im Vergleich dazu an manchen Tagen gerade einmal zehn Leute.

Aber am Ende zählt, was in die Kasse kommt.

Wie gesagt, für genaue Aussagen ist es noch zu früh, aber ich bin sehr optimistisch, dass wir die richtige Wahl getroffen haben. Auf deine Frage, ob wir beide Geschäfte unweit voneinander brauchen, kann ich heute nur sagen, dass uns die Zeit das lehren wird.

Wenn wir richtig informiert sind, ist Ihre erfolgreichste Boutique in Las Vegas. Hängt das mit der speziellen Spezies Mensch zusammen, die ins Spielerparadies kommt.

Ricardo Guadalupe: Das nur zu einem kleinen Teil. Viel wichtiger ist die hohe Besuchsfrequenz, die wir eben auch hier an der Fifth Avenue verzeichnen. Hier konstatieren wir ein sehr gemischtes Publikum, zu dem Menschen aus China, dem Mittleren Osten und auch Lateinamerika gehören. Europäer kommen auch. Ich würde sagen, die Käufer kommen aus aller Welt. Dieser touristische Mix macht es aus, und die besondere Stimmung in dieser Stadt.

Könnte man Hublot infolge diese Erkenntnisse als Touristenmarke bezeichnen?

Ricardo Guadalupe: (lacht) Nein, das natürlich nicht. Hublot hat es in den vergangenen zehn Jahren wegen unserer umfassenden Aktivitäten zu einer erstaunlichen Markenbekanntheit gebracht. Chinesen spielen in diesem Zusammenhang natürlich eine wichtige Rolle.

Südamerikaner werden doch vermutlich die Boutique in Bal Harbour, Miami, bevorzugen.

Ricardo Guadalupe: Klar. Im Design District haben wir  jetzt übriges auch noch ein Geschäft. Miami ist die Hauptstadt für die Südamerikaner außerhalb Südamerikas.

Wie kommt’s?

Ricardo Guadalupe: Nun, da sind einmal Sicherheitsaspekte zu nennen, welche die Menschen in Mexiko, Brasilien oder Kolumbien schon beschäftigen. Außerdem haben viele reiche Südamerikaner in der Region ein Haus, eine Wohnung oder sonst etwas, das regelmäßige Besuche mit sich bringt.

Zählen wir als Zwischenfazit mal rasch zusammen: Wie viele eigene Hublot Boutiquen gibt es derzeit rund um den Globus.

Ricardo Guadalupe: Das sind 80. Davon sind 22 oder 23 von uns direkt betrieben, der Rest läuft im Franchise-System.

Wie sieht es in New York aus, weil wir gerade hier sitzen?

Ricardo Guadalupe: Beide Geschäfte betreiben wir selbst. Las Vergas und Beverly Hills sind Franchise. Und Miami läuft als Joint Venture.

Gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Boutique-Typen?

Ricardo Guadalupe: Vordergründig natürlich nicht. Unseren Kunden ist es doch völlig egal, wie wir die Geschäfte betreiben. Für ihn zählen allein das Marken-Erlebnis, die Corporate Identity und die Qualität in Beratung und Service. Und das ist überall gleich. 

Haben sich hier in New York Partner darum gerissen, die neue Boutique zu übernehmen.

Ricardo Guadalupe: Eher nicht, denn das Investment und die Miete ist sind extrem hoch. Niemand kann gegenwärtig abschätzen, wie lange es dauert, bis allein die Investitionen in den Umbau und die Ausstattung wieder hereingespeilt sind. Und dann möchte man ja irgendwann auch noch Geld verdienen, was in dieser Situation nicht ganz leicht ist. Da müssen wir also schon selber ran.

Habt ihr einen Plan, bis wann sich dieses Geschäft rechnen und Gewinne abwerfen soll?

Ricardo Guadalupe: Nein, denn das ist bezogen auf den Uhrenverkauf wirklich schwer zu prognostizieren. Aber am Ende zählt ja auch, was der Auftritt an dieser Stelle der Marke Hublot bringt. Und da sind wir dann definitiv auf der Gewinnerseite.

Die Marke profitiert grundsätzlich ja auch mächtig von den vielfältigen Aktivitäten auf dem Gebiet des Fußballsports. Schaden da die negativen Geschehnisse rund um die FIFA und UEFA eigentlich nicht?

Ricardo Guadalupe: Ganz klar: Die ganzen Probleme stimmen uns alles andere als glücklich. Korruption und fragwürdige Geldtransfers passen ganz und gar nicht zu unserer Philosophie. Aber wir sind optimistisch, dass die neuen Leitungspersönlichkeiten einen anderen, sauberen Weg einschlagen werden. Wir setzen auf den Fußball als bekanntesten und internationalsten Breitensport. Der wird seine Attraktivität und Faszination trotz gewisser Machenschaften immer behalten. Fußball trägt bei zur Völkerverständigung, zur Erziehung unserer Kinder und vieles mehr. Wenn viel Geld und bestimmte Menschen zusammentreffen, kann es zu den sattsam bekannten Verwerfungen kommen. Das ist aber nicht nur im Fußball sondern auch auf anderen Gebieten so.

Konstatieren Sie eigentlich einen Unterschied zwischen lokalem Fußball, also beispielsweise Bayern München, Paris St. Germain oder Juventus Turin und internationalen Großereignissen wie Europa und Weltmeisterschaften.

Ricardo Guadalupe: Durchaus. Internationale Aktivitäten dienen mehr der Wahrnehmung der Marke Hublot ganz allgemein. Lokale Ereignisse nutzen wir vornehmlich zu PR-Zwecken in der Region. Bayern für Bayern oder Juventus rund um Fiat und Ferrari.

Bei Fußballspieler steht Hublot extrem hoch im Kurs. Da rangiert Hublot meines Wissens nach vor Rolex und Audemars Piguet.

Ricardo Guadalupe: Das möchte ich so nicht sagen. Aber mit Sicherheit gehören wird zu den drei bis vier Top-Marken an den Handgelenken internationaler Fußballstars. Da kommt es schon vor, dass sich ein Club, der seine Spieler mit einer Uhr beschenken möchte, für Hublot entscheidet, weil es die Akteure mehrheitlich so wollen. Aber, um auch das ganz klar zu sagen: Viele Fußballspieler kaufen sich ihre Uhren ganz normal bei einem Konzessionär oder in einer unserer Boutiquen.

Ist das ein gutes Zeichen nach außen, wenn Fußballspieler Uhren von Hublot tragen?

Ricardo Guadalupe: Das würde ich sofort bejahen, denn Fußballspieler sind Botschafter und speziell für Jugendliche Vorbilder. Dazu dürfen sie natürlich keine schlimmen Dinge anstellen. Aber Professionalität und Erziehung wachsen auch hier, weshalb ich von positiven Effekten spreche. Für viele Kinder und Jugendliche sind Fußballer sehr große Stars.

Heute ist auch Usain Bolt hierher nach New York gereist. Eine Ehre für Hublot, denke ich, denn der Ausnahmesportler steckt ja tief in seinen Vorbereitungen für die Olympischen Spiele in Brasilien.

Ricardo Guadalupe: So sehe ich das auch. Uns hat es riesig gefreut, dass Usain extra von Jamaica für einen Tag hierher geflogen ist und sein Training dafür unterbrochen hat. Mit Blick auf das sportliche Großereignis ist Usain Bolt der Star schlechthin. Für uns ist er seit fünf Jahren ein wichtiger Partner und großartiger Botschafter.

Man könnte ihn doch fast schon als Freund der Marke bezeichnen.

Ricardo Guadalupe: Absolut. Bezüglich unserer Botschafter haben wir immer eine besondere Vorstellung. Denn unter Freunden gestalten sich viele Dinge einfacher, als wenn nur die kommerziellen Aspekte im Vordergrund stehen. Deshalb geht allen Verträgen ein gemeinsames Essen irgendwo voraus, wo wir dann feststellen können, ob die Chemie zwischen beiden Seiten stimmt und sich eine freundschaftliche Beziehung entwickeln lässt.

… die auch über das Geschäftliche hinaus hält?

Ricardo Guadalupe: Definitiv. Ich persönlich glaube, dass beispielsweise Usain Bolt auch dann noch ein Freund sein wird, wenn er 2020 nicht mehr bei Olympischen Spielen antritt.

Kommen wir zum Schluss. Die ganze Uhrenbranche blickt gespannt nach China. Viele leiden unter Umsatzrückgängen im Fernen Osten. Hublot auch?

Ricardo Guadalupe: Wir wachsen Aber von einer niedrigeren Plattform aus. 2015 machte China nur sieben Prozent unseres Umsatzes aus, während die Schweizer Uhrenindustrie bei rund 30 Prozent lag. Während die Industrie als Ganzes um rund fünf Prozent absackte wachsen wir langsam aber beständig. Wir können in geringem Umfang weitere Marktanteile gewinnen.

Welches Produkt schätzen die Chinesen. Die schlichtere Classic Fusion oder doch eher die markante Big Bang?

Ricardo Guadalupe: Unsere Kunden sind junge Chinesen im Altersspektrum zwischen 25 und 30 Jahren. Und die wollen natürlich unsere Ikone Big Bang. Oder eine Ferrari Uhr. Chinesen über 50 haben mit Hublot hingegen weniger am Hut.

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