Seikos interessante „Presage“ Chronographen

Seiko Presage Chronograph: Yin und Yang in Email und Urushi

Handgefertigte Chronographen mit eigener Anmutung gibt es von dem japanischen Uhrengiganten Seiko. Wer auf ausgefeilte Kalibertechnik steht, die sicher auch an die nächsten Generationen weitergegeben werden kann und kunstfertige Designs mag, findet hier sein Glück.

von | 18.08.2018

Japan, Sport & Uhren

Bekanntlich fanden 1964 in Tokio die Olympischen Sommerspiele statt. Als offizieller Zeitnehmer empfahl sich beinahe selbstverständlich der japanische Uhrengigant Seiko. Genau genommen stellte Suwa Seikosha die nötigen Instrumente zum Erfassen der Zeit her. Von der eigens für Olympia gegründeten Shinshu Seiki Co., heute Seiko Epson stammten auch die Drucker. Alles andere als ein Zufall war demzufolge auch die Präsentation eines mechanischen Armbandchronographen von Seiko, also praktisch ein Vorläufermodell der Seiko Presage Chronographen in eben jenem Jahr.

Japanische Mentalität mit Schweizer Uhren-Know How 

Die erste Taschenuhr dieser Art datiert bei Seiko übrigens auf das Jahr 1941, hergestellt vermutlich mit eidgenössischer Unterstützung. Im Stopper fürs Handgelenk tickte hingegen das selbst entwickelte und gefertigte Seiko Kaliber 5719 mit Schaltradsteuerung und überlieferter Räderkupplung. 2,5 Hertz Unruhfrequenz erlaubten bei diesem 12-linigen Uhrwerk auf die Fünftelsekunde genaue Zeitnahme. 1967 fiel indes der Startschuss für die Entwicklung eines eigenen Seiko Automatik-Chronographen. Nach zwei Jahren Entwicklungsarbeit schließlich begann 1969 in Suwa die Produktion des Kalibers 6139 (Durchmesser 27, Höhe 6,65 Millimeter). Den Selbstaufzug besorgte ein Zentralrotor, die Polarisierung der von ihm erzeugten kinetischen Energie ein so genannter „Magic Lever“. Zu den herkömmlichen konstruktiven Aspekten gehörten die klassische Schaltradsteuerung und der 30-Minuten-Zähler. Bei der Kupplung setzten die Japaner zukunftsweisend auf Friktion, also ein System mit geringerem Energiekonsum. Die Unruh vollzog stündlich 21.600 Halbschwingungen. Schließlich gab es auch noch Datums- und Wochentagsindikation mit Schnellschaltung.

Seiko hat die Nase vorn

Erste Exemplare des Seiko 5 Speed Timer lieferte die Manufaktur bereits im Mai 1969 an den Fachhandel. Der Verkauf startete im Juni. 1970 folgte die Ausführung 6138 mit zusätzlichem 12-Stunden-Totalisator. Beim Wettlauf um den ersten Automatik-Chronographen kann Seiko deshalb als World-Champion in punkto Serienreife und Markteinführung gelten. 1973/1974 blickte der Astronaut Willam Reid Pogue bei der Skylab-4-Mission auf einen dieser Stopper. Damit lieferte Seiko den ersten Automatik-Chronographen für die Raumfahrt.

Seiko Presage Chronographen

Zur Baselworld 2016 wartete die Japanische Manufaktur dann mit zwei limitierten Editionen eines Seiko Presage Automatik-Chronographen auf. Die jeweils 1000 Exemplare erinnern nicht, wie man glauben könnte, an die Chronographen-Tradition, sondern ans Jahr 1956, in dem Seiko die erste japanische Armbanduhr mit Selbstaufzug und Gangreserveanzeige auf den Markt brachte.

In beiden Versionen tickt das 28,6 Millimeter große und 7,6 Millimeter hoch bauende Automatikkaliber 8R48 mit Schaltradsteuerung, Vertikalkupplung, 30-Minuten und 12-Stunden-Zähler sowie Fensterdatum. Vier Hertz Unruhfrequenz gestatten Stoppungen auf die Achtelsekunde genau. Die Nullstellung der drei  Chronographenzeiger erledigt ein Dreipunkt-Herzhebel. Natürlich zeigt sich das Uhrwerk durch einen Sichtboden im Stahlgehäuse mit 42 Millimetern Durchmesser. Seine Wasserdichte reicht bis zu zehn bar Druck.

Japanische Kunst für die handgefertigten Zifferblätter

Die Besonderheit des Duos besteht in den jeweils handgefertigten Zifferblättern. Das weiße huldigt der japanischen Emailkunst. Mitsuru Yokozawa, der Leiter des Ateliers überwacht höchstpersönlich die Anfertigung jedes einzelnen Exemplars in althergebrachter Weise.

Nicht minder traditionell ist das, was sich hinter dem Namen Urushi verbirgt. Die Wurzeln der asiatischen Lackkunst reichen etwa 6000 Jahre zurück. Als Rohstofflieferant dient Urushi no Ki, der ostasiatische Lackbaum. Die tiefschwarzen Zifferblätter entstehen in der Werkstatt von Issyu Tamura, einem einschlägig erfahrenen Meister, der seinem Handwerk in Kanazawa an der Westküste der japanischen Hauptinsel Honshu nachgeht. Perfektion verlangt nach mehreren Farbschichten, die in staubfreier Umgebung manuell aufgetragen und poliert werden.

Rar in Europa

Angesichts des Aufwands bei den Zeit-Gesichtern der limitierten „Presage“-Chronographen sind die aufgerufenen Preise durchaus moderat. Weißes Email gibt es für 2.500, schwarzes Urushi für 2.800 Euro. Nachdem die nach Europa verschickten Quantitäten sehr überschaubar sind, sollten sich Interessenten beizeiten ihr Exemplar reservieren lassen. Entweder in der Frankfurter Seiko Boutique oder bei einem Seiko Konzessionär.

Auch wenn sie nur das faszinierende Zifferblatt anschauen möchten - ein Blick unter den Glasboden der Seiko Presage lohnt sich

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Ja natürlich glauben wir auch an Yin und Yan und haben das farblich komplementäre Modell

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