Vorzeichen negativ
Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende entgegen. Für die Schweizer Uhrenexporte im November 2024 wie im Gesamtjahr wird es definitiv mit einem Umsatzminus gegenüber dem überragenden Jahr 2023 abschließen. So viel lässt sich nach der jüngsten Publikation der Exportzahlen durch den Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) zweifellos feststellen. Übers ganze Jahr gerechnet dürfte der Rückgang in einer Größenordnung von knapp drei Prozent gegenüber dem Vorjahr liegen. Im Großen und Ganzen bewegten sich die Ausfuhren der eidgenössischen Uhrenindustrie im November 2024 auf dem Niveau des Durchschnitts der vorangegangenen zehn Monate.
Schweizer Uhrenindustrie Exporte im November 2024
Ganz konkret beliefen sich die eigenössischen Uhrenindustrie Exporte 11/2024 bei Armbanduhren auf einen Wert von rund 2,311 Milliarden Schweizerfranken, was einem Rückgang von 3,4 Prozent gegenüber November 2023 entspricht. Andere Produkte erlösten 95,1 Millionen Schweizerfranken. Damit lagen sie sogar 13 Prozent unter Vorjahresniveau. Summa summarum betrugen die Exporte im November 2024 exakt 2,4061 Milliarden Schweizerfranken. Und das sind 3,8 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Von Januar bis November 2024 konnte die Industrie Waren mit einem Wert von 23,94 Milliarden Schweizerfranken ins Ausland liefern. 2023 waren es 24,6 Milliarden CHF. Folglich beträgt das saldierte Wert-Minus 2,7 Prozent.
Sinkende Stückzahlen und die Folgen
Im November 2024 exportierte die Industrie 474.110 mechanische Armbanduhren im Wert von 1,97 Milliarden Franken. Das waren 86.880 oder 15,5 Prozent weniger als im gleichen Vorjahresmonat. Ein deutlicher Rückgang ist auch bei Armbanduhren mit elektronischem Innenleben zu verzeichnen. Hier sank die Zahl der exportierten Exemplare um 58.411 auf 930.439 Stück, was einem Rückgang von knapp sechs Prozent entspricht.
Von Januar bis November 2024 reduzierten sich die Ausfuhren mechanischer Armbanduhren insgesamt um 854.689 Exemplare oder 14,71 Prozent auf 4.955.872 Exemplare. Die Exporte von Quarz-Armbanduhren gaben um 7,2 Prozent auf 9.052.876 Stück nach. Das entspricht 702.377 Zeitmessern.
Dass sich ein Minus von mehr als 1,5 Millionen Armbanduhren in elf Monaten negativ auf die Beschäftigungssituation in der herstellenden und insbesondere der zuliefernden Branche auswirkt, mag sich in diesem Zusammenhang von selbst verstehen. Durch die Nachholeffekte im Zuge der Corona-Pandemie stiegen die Lagerbestände, welche sich nun jedoch nicht in der nötigen Geschwindigkeit leeren. Betroffen sind vor allem Produkte im unteren und mittleren Preissegment, welches, wie die Exportzahlen demonstrieren, gegenwärtig besonders stark einen leidet.
Gehäuse, Zifferblätter und Zeiger, aber auch Maschinen sind weniger gefragt, was logischerweise adäquate Gegenmaßnahmen bedingt. Kurzarbeit und Entlassungen sind in der Uhrenindustrie schon seit Monaten keine Tabus mehr. Im Sommer ruhte die Produktion bei manchen Fabrikanten wochenlang. Auch in der Vorweihnachtszeit stellten manche Fabrikationsstätten in den Kantonen Jura, Neuchâtel, Genf und Waadtland ihr Tätigkeit ein. Die Arbeitslosenquote in der Branche liegt bei weit überdurchschnittlichen 5,4 Prozent.
Im Jahr zuvor waren es im Uhrenbusiness lediglich 3,0 Prozent gewesen, während die allgemeine Arbeitslosenrate in der Schweiz bei 2,4 Prozent lag. Große Player in der Uhrenindustrie begegnen dem Abbau von Stammpersonal durch eine Reduzierung der von externen Vermittlern gestellten Zeitarbeitskräfte.
Gewinner und Verlierer
Licht am Ende des Tunnels ist derzeit noch nicht in Sicht. Speziell der massive Rückgang bei den Stückzahlen lässt befürchten, dass diese Uhrenkrise sogar noch schlimmer ausfallen könnte als jene im Jahr 2009. Damals sorgten unter anderem die Situation am Hypothekenmarkt und die Pleite der Lehman Brothers für gewaltige Turbulenzen. Stabilisierend wirkte vor 15 Jahren die Nachfrage in China und Hongkong. Damit ist es jedoch bis auf Weiteres vorbei. Eine Trendwende bei den rapide sinkenden Ausfuhren ins Reich der Mitte und die ehemalige britische Kronkolonie steht gegenwärtig nicht zu erwarten.
Im November 2024 verzeichneten die Vereinigten Staaten von Amerika als einziger der Top-10-Exportmärkte ein Import-Plus. Einfuhren im Wert von 420,8 Millionen Schweizerfranken machten rund ein Sechstel dessen aus, was die Uhr-Schweiz wertmäßig exportierte. In den ersten elf Monaten 2024 floss Ware im Wert von 4,026 Milliarden Schweizerfranken in die USA. Das entspricht rund 18 Prozent der gesamten Schweizer Ausfuhren. Folglich können die Manager in den Chefetagen nur hoffen, dass die Nachfrage in der Neuen Welt ungebrochen bleibt. Japan, ein weiterer wichtiger Exportmarkt, lag mit einem relativ moderaten Rückgang von 2,5 Prozent an zweiter Stelle im Länderranking.
Im Zeitraum von Januar bis November 2024 bekleidet das Land der aufgehenden Sonne mit einem Importplus von 9,7 Prozent auf insgesamt 1,827 Milliarden Franken jedoch nur Rang drei nach China, das Schweizer Uhren im Wert der von 1,902 Milliarden Franken einführte. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet das ein stolzes Minus von 26,3 Prozent. Im November 2024 zeigen die Schweizer Uhrenexporte nach China ein Minus um 27 Prozent. Hoffnungen Schweizer Fabrikanten, dass Fördermaßnahmen und Konjunkturspritzen der chinesischen Regierung auch ihnen zugutekommen, werden angesichts der ablehnenden Haltung gegenüber Luxusgütern wohl eher nicht in Erfüllung gehen.
Mit -18,8% setzte sich der deutliche Negativtrend auch in Hongkong fort. Über die ersten elf Monate des Jahres 2024 hinweg ergibt sich für die Nummer vier der Schweizer Exportmärkte ein Gesamtminus von 19,7 Prozent. Deutliche Rückgänge im November verzeichneten auch das Vereinigte Königreich (-8,3 %), Singapur (-6,1 %), die Vereinigten Arabischen Emirate (-4,9 %) und Deutschland (-11,3%). Als weitere Mitglieder der Top 10 ergab sich für Frankreich und Italien ein Exportminus von jeweils 2,9 Prozent. Bemerkenswert positive Zahlen erzielten einige kleinere Märkte, darunter Südkorea (+21,7 %), Spanien (+33,5 %) und Indien (+59,7 %). Die knüpften an die bereits in den Vormonaten erzielten Erfolge.
Rückgänge auf breiter Front
Der Rückgang betraf übrigens ausnahmslos alle Preissegmente. Uhren unter 500 Franken Exportpreis (ungefähr 1.500 Franken Publikumspreis) verzeichneten beim Wert ein Minus von 6,1 Prozent. Mit -14,9% fiel der Rückgang im Segment 500 bis 3.000 Franken gegenüber November 2023 noch massiver aus. Besser schnitten lediglich Uhren mit einem Exportpreis jenseits 3.000 Franken ab. Sie gaben nur um 0,9 Prozent nach.
Bei den Gehäusematerialien zogen Stahluhren mit -5,8 % den Durchschnitt deutlich nach unten. Uhren mit Edelmetallschalen verloren mit -2,2% weniger an Boden. Bimetall hielten sich dagegen mit nur -0,6 % erstaunlich gut. Der bereits geschildete Mengenrückgang im November ist im Wesentlichen auf sonstige Gehäusematerialien (-20,4 %) und sonstige Metallschallen (-27,3 %) zurückzuführen.
Deutsche Konsumflaute
Aber lassen wir doch einen Moment die Schweizer Uhrenindustrie Exporte im November 2024 außen vor und werfen wir zum Schluss lieber noch einen Blick auf den deutschen Markt. Von Januar bis November 2024 importierte er Schweizer Uhren für insgesamt 1,214 Milliarden Schweizerfranken. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das ein Rückgang von 3,4 Prozent. In den Monaten August und September wiesen die Einfuhren mit +2,9% bzw. +5,8% noch ein positives Vorzeichen aus. Danach ging es deutlich bergab. Für den Oktober 2024 verzeichneten die Statistiken ein Minus von 5,0 und für den November einen Rückgang um besagte 11,3 Prozent.
Das deckt sich mit den Aussagen des aktuellen GfK-Konsumklima-Index für Deutschland bis zum Januar 2025. Ihm zufolge hat sich die Konsumstimmung hierzulande zum Jahresende 2024 kaum erholt. Für den Dezember 2024 ermittelte die Gesellschaft für Konsumforschung einen Indexwert von -23,1 Punkten. Und für den ersten Monat des neuen Jahres 2025 prognostizieren die Nürnberger Forscher mit -21,3 Punkten eine leichte Besserung für das Konsumklima. einen Wert von -21,3 Punkten und somit eine leichte Verbesserung bei der Stimmung der Konsumentinnen und Konsumenten.
Spricht man mit deutschen Uhrenfachhändlern, ergibt sich ein durchwachsenes Bild. Während manche über wenig zufriedenstellende Uhrenverkäufe klagen, berichten Kollegen sogar von deutlich gestiegenen Umsätzen gegenüber 2023. Allerdings resultieren diese in erster Linie aus dem Verkauf von Armbanduhren im höheren Preissegment jenseits von 10.000 Euro. Aber auch dort kommt es mittlerweile immer öfter vor, dass Zeitmesser, die Jahre nach ihrer Order endlich eingetroffen sind, vom Besteller aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht mehr abgerufen werden.
Spekulanten wiederum stören sich daran, dass die Preise am Parallelmarkt teilweise stark gesunken sind. Andere fürchten um ihren Job. Und dann gibt es auch diejenigen, welche sich während der Wartezeit für eine Alternative entschieden haben oder bei einem anderen Händler zum Zuge gekommen sind. Glücklicherweise sind die Wartelisten immer noch lang genug, dass sich mit wenigen Telefonaten ein anderer Kaufinteressent findet.
Nun blickt die Branche gespannt auf die Resultate der anstehenden Bundestagswahl. Neue Köpfe könnten Besseres bewirken. Aber sicher ist das keineswegs. Und dann hängt das amerikanische Damoklesschwert über Europa. In Aussicht gestellte Einfuhrzölle träfen dann womöglich auch die Schweizer Uhrenindustrie. Das wiederum könnte den Glanz am US-amerikanischen Markt durchaus trüben.
Noch mehr Zahlen und Fakten zur Lage der Schweizer Uhrenindustrie im Chinesischen Markt gibt es hier zu lesen.
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