Wachablösung
Als neuer CEO bei der Richemont Manufaktur Roger Dubuis (MRD) folgt Nicola Andreatta auf Jean-Marc Pontroué . Der Franzose trat bei Panerai in die Fußstapfen des pensionierten Italieners Angelo Bonati. Das unkonventionelle Denken und Handeln von Jean-Marc Pontroué dürfte frischen Wind durch die Mauern des in Neuchâtel produzierenden Richemont-Mitglieds wehen lassen. Die neue Tätigkeit an der Spitze der Uhrenmanufaktur mit italienischen Wurzeln kann als echte Beförderung gelten. Ihr Jahresumsatz liegt bei schätzungsweise 450 Millionen Schweizerfranken. Demgegenüber bringt es die klein aber feine Manufaktur Roger Dubuis nur auf ebenfalls geschätzte 80 Millionen. Die zu erhalten oder tunlichst zu steigern obliegt ab 1. Dezember 2018 Nicola Andreatta.
Handlungsbedarf bei Tiffany
Als Geschäftsführer der Schweizer Aktivitäten des amerikanischen Luxusmulti oblag ihm der nicht einfache Job, den Bereich Uhren nach einer fehlgeschlagenen Kooperation mit der Swatch Group wieder auf Vordermann zu bringen. In dieser Funktion fühlte sich der Betriebswirt weiterhin als Unternehmer, der 2015 mit eigenen chronometrischen Kreationen namens CT60 aufwartete. Sie erinnern an Charles Lewis Tiffany, den legendären Firmengründer und Erfinder der New Yorker Minute, auch „60 Sekunden voller Möglichkeiten“ genannt. Das stählerne drei-Zeiger-Modell mit 40 Millimeter Durchmesser, Eta Automatikwerk, Soleil-Zifferblatt und Krokoband kostete 4.950 Euro.
Kleiner Exkurs zu Roger Dubuis
Wie viele Meister-Uhrmacher zeichnete sich auch der Genfer Roger Dubuis, Jahrgang 1938, durch persönliche Zurückhaltung aus. Er redete nur, wenn unbedingt nötig. Sein Handwerk lernte er von 1953 bis 1957 an der Genfer Uhrmacherschule Homepage. Danach trat er in die Dienst verschiedener Uhrenmanufakturen, darunter auch Patek Philippe. 1980 lockte die berufliche Selbständigkeit. Hier verdiente Roger Dubuis seinen Lebensunterhalt mit der Entwicklung komplexer mechanischer Schaltwerke und der Restauration betagter Zeitmesser. 1995 gründeten der Uhrmacher und der Portugiese Carlos Dias die Manufacture Roger Dubis SA. Im folgenden Jahr stellte das Duo erste Armbanduhren im Retro-Stil vor.
Neues Fabrikgebäude in Genf
1998 folgte die Eröffnung einer eigenen Fabrik. Ab dem Frühjahr 2002 residierte das Unternehmen Roger Dubuis mit verschiedenen eigenen Kalibern in einem Gebäudekomplex im Genfer Vorort Meyrin. Dort entstanden und entstehen noch heute Handaufzugs- und Automatikwerke, Chronographen, Tourbillons und andere mechanische Komplikationen. Roger Dubuis und Carlos Dias gingen allerdings getrennte Wege. Modernes Unternehmertum war dem leidenschaftlichen, im Oktober 2017 verstorbenen phantastischen Uhrmacher absolut fremd.
Mit Richemont in die Zukunft
2007 übernahm der Richemont-Konzern den gewerblichen Geschäftsbereich (Werkeproduktion) der finanziell angeschlagenen Uhrenmanufaktur samt Gebäude, Maschinenpark und circa 200 Mitarbeitern. Gleichzeitig ging der ebenfalls darbende Vertrieb für dem Mittleren Osten und die USA an Richemont über. Ein Jahr später erfolgte der nächste, beinahe zwangsläufige Schritt, mit dem Richemont von Carlos Dias dessen 60-prozentigen Anteil an der Marke Roger Dubuis erwarb. Der 40-prozentige Rest verblieb beim Minderheitsaktionär und Dias-Gegner Akram Aljord. Der Kaufpreis bewegte sich in einer Größenordnung zwischen 100 und 200 Millionen Schweizerfranken. Seit 2016 ist Richemont alleiniger Eigentümer der MRD. In allen Uhren mit dieser Signatur finden sich eigene Kaliber. Außerdem sind die markanten Zeitmesser mit dem angesehenen Genfer Siegel zertifiziert.
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