Mit der Preisvergabe des GPHG 2024, im Volltext Grand Prix d’Horlogerie de Genève 2024, zeigte sich die Uhrenindustrie ungeachtet des aktuell etwas verhaltenen Kaufklimas in prächtiger Verfassung. Entsprechend wurde diese, insbesondere von den teilnehmenden Uhrenmarken selbst, sehr geschätzte Preisverleihung, am Mittwoch, 13. November 2024 im Stile einer Galaveranstaltung würdig inszeniert und das Théâtre du Léman in Genf war mit über 1.400 Zuschauern bis auf den letzten Platz gefüllt.
Sie alle wohnten der reibungslos, wie ein Uhrwerk, über zweieinhalb Stunden ablaufenden Preisvergabe in insgesamt 21 Kategorien bei. Da das fachkundige Publikum vorwiegend aus mehr oder minder Mitwirkenden bestand, immerhin besteht allein die GPHG Academy aus 960 Mitgliedern, war die Spannung groß und die Sieger aus der Vorauswahl von 90 Uhrenmodellen wurden gebührend gefeiert. Wobei auch fein säuberlich vermerkt wurde, welche Uhr von welcher Marke und welchem Konzern, bzw. von welchem Indipendent Hersteller einen Preis ergattern konnte.
Denn neben der Hauptauszeichnung des Aiguille d’Or, des goldenen Zeigers, geht es natürlich auch in allen anderen Kategorien darum, wer sich von den nominierten Uhren letztendlich durchsetzen und einen Preis mit nach Hause nehmen konnte. Mehr zu den vergangenen GPHG Preisverleihungen finden Sie hier.
Teilnehmerkreis des GPHG
Einschränkend sollte jedoch erwähnt werden, dass einige, nicht ganz unwesentliche Player im Uhrenmarkt, wie etwa Rolex, Patek Philippe, einige Richemont Marken oder etwa die komplette Swatch Gruppe sich auch beim 2024er GPHG nicht an der Preisverleihung beteiligen:
Patek aus dem Gefühl heraus, jedes Jahr den Preis verdient zu haben. Rolex, weil die Marke keiner Preise mehr bedarf, bzw. man mehr auf die Anzahl der verkauften Uhren, denn Anzahl der Innovationspreise schaut. Cartier sowieso, weil man als Nummer 2 im weltweiten Geschäft mit Uhren und Schmuck sich keiner Bewertung einer Uhren-Community aussetzen will. Und die Swatch Group, weil man in Biel schon länger seine eigenen Wege geht und sich nicht auf das Terrain der Kabbale und Liebe in Genf begeben möchte.
GPHG 2024
Wenn also in der offiziellen Verlautbarung zum Grand Prix d’Horlogerie de Genève 2024 vom wichtigsten Forum der Uhrenindustrie gesprochen wird, dann muss man die oben genannten Einschränkungen im Kopf haben, um die Preise richtig zu bewerten. Gleichwohl kann der GPHG, vor allem im Vergleich mit den zahllosen, von großen wie kleinen Medien postulierten Uhren-Awards, damit punkten, dass allein schon die Zahl wie Qualität der teilnehmenden Uhrenmarken eine hervorgehobene Stellung des GPHG bestätigt.
Dazu kommt der Umstand, dass die meisten kleinen unabhängigen Marken, aus welchen Gründen auch immer, bei vielen Preisverleihungen von Medien nur unter ferner liefen dabei sind. Hier war der GPHG 2024 mit seiner erstaunlich großen Anzahl an Preisen für kleine, unabhängige Uhrenmarken ein echter Gewinn. Was ja im Umkehrschluss nicht gleich heißen muss, dass die großen Uhrenmarken leer ausgingen.
Ganz im Gegenteil vermochte es die 30-köpfige Jury aus Uhrenindustrie, Uhrenjournalisten und Retailern unter der Leitung des gut vernetzten, stets behende die verschiedenen Interessen austarierenden englischen Uhrenjournalisten Nick Foulkes eine würdige Liste an Preisträgern zusammenzustellen. Denn wie es der große Sieger des Abends IWC mit seinem Portugieser Ewiger Kalender zeigt, besteht die Kunst einer Fachjury mitunter darin, Dinge kommen zu sehen.
Aiguille d‘Or 2024
Die Verleihung der Aiguille d’Or 2024 an IWC Schaffhausen und seinen Portugieser Ewiger Kalender ist verdient. Schließlich präsentierte das Schaffhauser Unternehmen im Jahr 2024 eine technische Innovation, die für Aufsehen sorgte, reihte sich IWC doch mit dieser Innovation in den illustren kleinen Kreis weniger Anbieter, die eine derartige Komplikation entwickelt hatten.
Die technische Leistung von IWC besteht darin, dass das Werk des IWC Portugieser Ewigen Kalender auf eine Laufzeit von 400 Jahren konzipiert ist. Was für die Ingenieure mit sich brachte, dass 100 Schaltjahre konstruktiv vorherbestimmt und übersprungen werden mussten. Dabei vermochte es IWC sein 400-Jahres-Getriebe mit nur acht zusätzlichen Komponenten zu realisieren.
Überdies verfügt der Portugieser Eternal Calendar verfügt über eine so präzise Mondphasenanzeige, dass diese erst nach 45 Millionen Jahren um einen Tag von der Umlaufbahn des Mondes abweicht. Käufer einer IWC Eternal Calender mit einem Faible für Kryonik werden diesen Umstand sicher zu schätzen wissen. Wer noch mehr über die Uhr erfahren möchte – wir haben die Uhr wie ihre Technik hier auf Uhrenkosmos bereits ausführlich vorgestellt.
Petite Aiguille
Die Kleine goldene Nadel ging an den Uhrmacher Kudoke für sein Modell 3 Salmon. Ein verdienter Preis, der gleichzeitig, wie bei manch anderem Preisträger auch stellvertretend für ein außerordentliches Gesamtwerk gesehen werden kann.
Natürlich wurde in Fachkreisen wie auch von Marken nicht jede Entscheidung gutgeheißen. Verdient Van Cleef & Arpels wirklich drei Preise? Und kann es sein, dass einer der meistbesprochenen Neulancierungen der Genfer Watches and Wonders, die Parmigiani Fleurier Toric mit ihrem wirklich bemerkenswerten Zifferblatt, leer ausging? Aber das haben Preisverleihungen nun mal so an sich, dass sie reichlich Anlass für Diskussionen bilden.
Bei uns müssen Sie zum Glück nicht leer ausgehen. Wir zeigen Ihnen gerne noch einmal die neue Toric mit ihrem ausnehmend attraktiven Zifferblatt. Und sollte Ihnen noch eine Uhr besonders aufgefallen sein, so zögern Sie nicht, uns Ihren Favoriten zu nennen.
0 Kommentare