Der Findeisen NauticMaster
Seit Anfang September trage ich ihn nun, den bis 20 bar wasserdichten Findeisen NauticMaster mit der Referenznummer F-1253-NM-B-S. Und damit ist es an der Zeit, ausführlich über diese Taucherarmbanduhr und ihre Werte zu berichten. So viel gleich vorweg: Ein Leichtgewicht ist dieser deutsche Zeitmesser nicht. 185 Gramm, exakt so viel bringt das von mir getestete Exemplar auf die Waage, muss man täglich am Handgelenk spazieren tragen mögen.
Prädikat gelungen
Bei der Auseinandersetzung mit diesem markanten Zeit-Objekt spielen die äußeren Werte natürlich eine wichtige Rolle. Sie betreffen die Optik und Haptik gleichermaßen. In diesem Sinne beginne ich mit dem Zifferblatt und den Zeigern. Beide machen das Wesen einer Uhr aus. Wenn sich die Dinge um Taucheruhren professioneller Art drehen, und das nimmt Findeisen für sich in Anspruch, spielt die Ablesbarkeit logischerweise eine überragende Rolle. Diesbezüglich gibt es am NauticMaster nicht das Geringste auszusetzen. Die Forderung der internationalen Norm ISO 6425 oder der ähnlich lautenden DIN 8306 für diesen Typus Zeitmesser, dass auch bei Dunkelheit unter Wasser eine unmissverständliche Ablesbarkeit aus 25 Zentimetern Entfernung gewährleistet sein muss, wird problemlos erfüllt. Das gilt auch für die gestalterische Ausführung von Stunden- und Minutenzeiger. Beide müssen sich aus Sicherheitsgründen klar voneinander unterscheiden lassen. Zudem hat der Sekundenzeiger zur Funktionskontrolle des Uhrwerks nachtleuchtende Eigenschaften aufzuweisen. Durch die rot gefärbte Pfeilspitze lässt sich das kleinste Zeitmaß auch untertags bestens wahrnehmen. Passend zu den markanten Leuchtzeigern trägt das Zifferblatt augenfällige, weil gleichfalls mit reichlich Super-LumiNova befüllte Indexe.
Besondere Drehlünette
Pflicht bei Taucheruhren ist ferner die einseitig rastende Drehlünette. Damit sichere Verstellbarkeit gegen den Uhrzeigersinn auch mit Handschuhen gewährleistet ist, hat sich Martin Zettl gegen die übliche Riffelung und stattdessen für eine Art Sägezahn-Optik entschieden.
Hochwertiges Gliederband
Als nächstes ist erst einmal das dreireihige Stahlband mit vorderseitig gekröpften Gliedern und gleichfalls perlgestrahlter Oberfläche an der Reihe. Durch Dorn-Federstege lässt es sich auch ohne Werkzeug unproblematisch entfernen, wenn man beispielsweise ein farbiges Kautschukband verwenden möchte. Hinsichtlich der Verarbeitungsqualität bleiben keine Wünsche offen. Es ist stabil, trotzdem aber sehr geschmeidig, klemmt keine Haare ein und besitzt daher einen hohen Tragekomfort. Unübersehbar auf der sehr massiven Faltschließe ist das Firmenlogo.
Weicheisen
Damit wende ich mich drittens den nicht einsehbaren inneren Werten des NauticMaster zu. Bevor man zum Automatikwerk vordringt, gilt es erst einmal das Weicheisen-Innengehäuse zu öffnen. Selbiges besteht aus insgesamt drei Teilen: Ring, Deckel unter dem Zifferblatt und rückwärtiger Boden. Das Trio wirkt wie ein Faraday’scher Käfig und leitet Magnetfelder um die empfindliche Mechanik herum. Dadurch steigt deren Widerstandsfähigkeit gegen den im Alltagsleben praktisch unvermeidbaren Magnetismus. Mehr zu diesem Thema findet sich hier im Uhrenkosmos.
Zeit-Mechanik von Damasko
Wenn es ums hinreichend präzise Messen und Bewahren der unter Wasser besonders kostbaren Zeit geht, hätte es das vom Eta 2824-A2 abgeleitete Kaliber Sellita SW200-1 angesichts komplett verschlossener Pforten durchaus getan. Aber auch hier greift die Philosophie von Martin Zettl, sich nicht mit gängigen Standards zu begnügen. Obwohl in mancherlei Hinsicht ein Klon des Eta 2824 und deutlich teurer, hat sich der Findeisen-Inhaber für eine Zusammenarbeit mit dem deutschen Uhrenfabrikanten Damasko entschieden. In Barbing bei Regensburg entsteht das deutsche A-26-2, welches man deswegen durchaus als Manufakturarbeit titulieren kann. Die wesentlichen und auch relativ leicht erkennbaren Unterschiede zum Vorbild bestehen zum einen in der selbst entwickelten Automatik-Baugruppe mit Reduktions- und Klinken-Wechselgetriebe. Mit seiner Hilfe kann der um ein Keramik-Kugellager drehende Wolfram-Schwermetallrotor die Zugfeder sehr effizient in beiden Drehrichtungen spannen. Quasi für die Ewigkeit ist die verschleißfreie und wartungsarme Lagerung gehärteter Komponenten, zu denen auch die zum manuellen Aufziehen des Uhrwerks gehören. An die Stelle des nur einseitig befestigten Unruhklobens tritt eine deutlich stabilere Unruhbrücke, die auf beiden Seiten mit der Platine verschraubt ist.
Findeisen NauticMaster
Bleibt zum Schluss das nach gut zwei Monaten fällige Fazit. Und das fällt positiv aus, obwohl der Findeisen NauticMaster kein Schnäppchen ist. 3.585 Euro lautet der aktuelle Preis, wenn man die Uhr auf der Findeisen-Homepage bestellt. Damit liegt diese Made in Germany-Armbanduhr in etwa auf einer Ebene mit der eidgenössischen Oris Aquis Date Calibre 400.
Für den genannten Betrag liefert die Nürnberger Firma ohne jeden Zweifel umfassende Qualität auf sehr hohem Niveau. Das betrifft alle äußeren, aber eben auch die nicht sichtbaren inneren Werte bis hin zum außergewöhnlichen Damasko Automatikwerk. Bemerkenswert ist die schon eingangs erwähnte Liebe zum Detail. Hier merkt man, dass Martin Zettl mit persönlicher Leidenschaft ans Werk gegangen ist und nichts dem Zufall überlassen hat.
Nicht zu vergessen ist freilich auch ein anderer Aspekt: Mit dem Findeisen NauticMaster erhält man eine keineswegs alltägliche Armbanduhr aus deutschen Landen, zu der sich am Stammtisch oder im Kreis passionierter Uhrenliebhaber einiges erzählen lässt. Höchst gering ist gegenwärtig außerdem die Gefahr, dass andere die gleiche Uhr am Handgelenk tragen. Findeisen steht sozusagen noch am Anfang der Karriere im internationalen Uhrengeschehen. Aber das kann sich in wenigen Jahren ändern, wenn Martin Zettl weiterhin so passioniert am Ball der Zeit bleibt.
0 Kommentare