Herbert Grönemeyer bei Wempe

Die Herbert Grönemeyer Uhr: stahlhart. Nur Grün oder blau?

Er machte Männern Mut und Bochum die schönste Liebeserklärung. Jetzt hat sich Herbert Grönemeyer mit seiner Grönemeyer Uhr von Wempe einen großen Traum erfüllt und eine eigene Armbanduhr kreiert, natürlich aus Stahl. Ein Interview über Purismus aus dem Pott und Zickigkeit am Handgelenk.

von | 14.11.2018

Von der Form zur Uhr

Gratulation zu Ihrer ersten Grönemeyer Uhr Kreation, Herr Grönemeyer. Warum ist die gerade rechteckig ausgefallen?
Schauen Sie meine Hand an – die ist irgendwie viereckig –, dann verstehen Sie meinen Wunsch und meine Entscheidung.

Wie hat Wempe auf Ihre Idee reagiert, eine rechteckige Armbanduhr zu machen?
Am Anfang waren keine Freudenstürme zu spüren. Die Mitglieder des Teams verhielten sich höflich, aber ihren Gesichtern merkte man schon eine deutliche Skepsis an. Aber wir haben uns schnell aneinander gewöhnt.

Darf man nach dem Zifferblatt fragen? War es Ihre Vorstellung, dass eines der Zifferblätter dunkelgrün sein muss?
Von Anfang an: ja. Es musste ein tiefdunkles Grün werden. Aber es stellte sich die Frage, wie tief kann man gehen, wie dunkel darf es wirklich sein? Ich bin ja auch ein großer Autofan …

Jaguar?
Genau. Mein erster Oldtimer war ein Jaguar Mark II in dunkelgrün. Den habe ich mir gekauft, als wir in München „Das Boot“ gedreht haben. Ich finde, dass dieses Grün etwas Besonderes hat. Speziell in Kombination mit dem anthrazitfarbenen Gehäuse. Die Farbe schreit nicht, aber sie verleitet zum Hingucken. Sie springt nicht ins Gesicht, so wie ein Jaguar auch. British eben. Eher zurückhaltend. An dieser Farbe haben wir sehr lange gearbeitet. Im Moment ist Grün ja auch voll im Trend, wie sich während der Uhrenmesse 2018 zeigte.

Grönemeyer Uhr

Sie sollten Ihren Namen jetzt vielleicht in Grünemeyer ändern …
Grönemeyer kommt eh von grün. Ist Ostwestfalen, wo ich herkomme, ist Gröneberg der grüne Berg. Aber im Ernst: Ich wollte von Anfang an ein grünes Blatt.

Was ist mit dem anderen Exemplar?
Die Stahl-stählerne hatten wir erst mit schwarzem Zifferblatt gemacht. Dann kam zum Glück seitens Wempe die Idee, ein blaues Zifferblatt zu nehmen.

Da liegt die Assoziation zu Stahl ja sehr nahe. Stahlblau …
Exakt. Zum Glück haben wir das dann gemacht. Die Schwarze war lange nicht so schön wie die Blaue.

Ein helles Blatt war gar kein Thema?
Doch, wir hatten ein helles Zifferblatt. Eigentlich hatten wir fast jede Zifferblattfarbe im Visier. Helles Grau, Silber, Weiß natürlich auch, aber das ging gar nicht. Das Blau, für das wir uns nun entschieden haben, ist klassischer als das Grün, aber es hat definitiv auch was,

Wie war das denn bei Ihnen vor der Stahl 1? Welches war ihre Lieblingsuhr?
Das lässt sich nicht sagen. Ich besitze über 200 Uhren. Manche davon, beispielsweise eine Rolex Submariner mit 40 Millimetern Durchmesser ziehe ich wegen der Form meiner Hand aber gar nicht mehr an. Die steht mir einfach nicht. Meine Patek Philippe trägt meine Tochter. Auch die ist zu klein für meine große Hand.

Sie lieben Stahl. Da wäre doch eine neue Patek Nautilus das Richtige.
Nein, die ist mir zu flach. Deshalb mag ich sie nicht so sehr.

Die Nautilus gibt es auch als Chronograph. Dann ist sie opulenter …
Das sieht an meinem Handgelenk irgendwie zickig aus. Geht gar nicht. Man könnte da sagen, sie steht ihm nicht, aber er will zeigen, dass er es sich leisten kann. Es muss einfach entspannt bleiben. Ich besitze eine sehr schöne Grand Seiko, schwarz mit weißem Rand. Ganz puristisch. Die gefällt mir auch richtig gut.

Herr Grönemeyer hatte eine genaue Vorstellung davon, was er wollte, und wir haben uns über die Liebe zum Produkt gefunden.

Kim-Eva Wempe

Von Skepsis zu Begeisterung

Ihre neue Armbanduhr besitzt ein Automatikwerk. Wie stehen Sie zu Quarz?
Ich habe einige alte Armbanduhren mit Quarzwerk und digitaler Zeitanzeige. Aber das war es auch schon. Kein Quarz mehr. Für mich gibt es nur noch Mechanik.

Gab es im Entstehungsprozess ihrer Uhr auch Momente, in denen Sie Flugzeuge im Bauch hatten?
Definitiv nein. Wenn ich solch einen Prozess starte, gehe ich auch mit großer Freude hinein. In meinem Beruf bin ich Druck gewohnt. Den kann ich gut aushalten. Sobald ich mich in ein derartiges Projekt vertiefe, ziehe ich es auch voll durch. Flugzeuge habe ich da nicht im Bauch. Andererseits war und bin ich natürlich aufgeregt, weil ich mir die Frage stelle, was am Ende daraus wird. Haben wir das richtige Glas, das richtige Werk, die richtige Form? Gestern war ich mit Blick auf die Stahl 1 noch verunsichert. Ich blickte mit Skepsis auf das Produkt. Seit ich die Uhr nun am Arm trage, bin ich richtig begeistert.

Welchen ihrer Songs würde am besten zu ihr passen?
Der müsste schon etwas heftiger und lauter sein.

Bochum, beispielsweise?
Das könnte schon passen. Aber ich will da keine Verbindung herstellen. Ich komme zwar aus dem Ruhrgebiet, möchte mich aber auch nicht ans Ruhrgebiet ranschmeißen. Das passende Lied müsste jedenfalls fein, aber druckvoll sein.

Sie hatten in der Schweiz schon einmal ein Uhr-Projekt gestartet. Woran ist dieses letztlich gescheitert?
Das ist schwierig zu sagen. Ich möchte hier auch nicht aus dem Nähkästchen plaudern. Es begann alles sehr verheißungsvoll. Dann kam vielleicht eine gewisse Rezession dazwischen, immerhin liegt das Ganze schon ungefähr fünf oder sechs Jahre zurück. Und es gab auch eine Debatte über die rechteckige Form. Rührender Weise hat die Firma sogar einen Prototypen hergestellt …

Plötzlich kam das Aus

Wo befindet sich der?
In meiner Sammlung. Er besitzt ein sehr massives Stahlband. Wir hatten damals T-Träger im Kopf. Und daraus wurde das Band gemacht. Dann hat die Firma das Projekt plötzlich aus internen Gründen gestoppt. Dem Herrn, mit dem ich das damals realisierten wollte, war aber auch klar, dass ich die Idee einer eigenen Uhr nicht aufgeben werde.

Sah diese Uhr ähnlich aus wie die Zeitmeister Stahl 1?
Nach langen Diskussionen war sie zwar rechteckig, aber deutlich klobiger. Ich könnte auch sagen: sie war heftiger.

Wird Ihre neue Kreation jetzt Ihre Konzert-Armbanduhr?
Nein, denn ich trage bei Konzerten keine Uhr. Auch nicht beim Klavierspielen. Das kann ich nicht und das mag ich nicht. Aber sonst trage ich immer Uhren. Ohne Armbanduhr gehe ich schlichtweg nicht aus dem Haus.

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