Patek Philipp Alarm Travel Timer Referenz 5520P

Der Patek Philippe Alarm Travel Timer zeigt was es geschlagen hat.

Die neue Patek Philippe Alarm Travel Timer Referenz 5520P bietet neben dem Zeitzonen-Dispositiv auch eine Weckfunktion. Gleichermaßen neu bei der Patek Philippe Weltzeituhr ist das außergewöhnlich kompakte Kaliber, das hierfür entwickelt wurde.

von | 04.04.2019

Der Wunsch ist Befehl

Wenn sich Thierry Stern eine besondere Idee oder eine besondere Uhr, wie die Patek Philippe Alarm Travel Timer Referenz 5520P Weltzeituhr in den Kopf setzt, dann könnte er sie auch Kraft Amt und Funktion auch so durchsetzen. Schließlich ist er Präsident der Genfer Uhrenmanufaktur Patek Philippe. Darüber hinaus gehört die 1839 gegründete Traditionsmanufaktur seiner Familie. Es wäre aber nicht der Stil von Thierry Stern und eine eher unbefriedigende Begründung. In Wirklichkeit ist es eher das untrügliche Gespür des 1970 geborenen Unternehmers für die Wünsche seiner Kunden und die Suche nach dem technisch Machbaren. Insofern konnte man davon ausgehen, dass sein Wunsch nach einer „normalen“ Armbanduhr mit einer schönen Weckfunktion eines Tages in Erfüllung gehen würde.

Im Sinne einer einzigartigen, außergewöhnlichen Uhr wurde eine Weckfunktion ja bereits umgesetzt. Es war die im Jahr 2014 anlässlich des 175. Geburtstags der Marke vorgestellte „Grand Master Chime“ Armbanduhr mit Wendegehäuse, zwei Gesichtern und insgesamt fünf Schlagwerkfunktionen inklusive einer Alarm-Funktion. Bei einem Preis von knapp 2,3 Millionen Euro könnte man dieses auf wenige Exemplare reduzierte Modell durchaus als nicht gewöhnlich oder normal bezeichnen. Erst recht suboptimal wäre dieses hoch komplizierte, technische Wunderwerk von höherem Gewicht für anstrengende Reisen.

Bedingt reisetauglich - die Patek Philippe Grandmaster Chime Ref. 6300G

Die Patek Philippe Grandmaster Chime Ref. 6300G ist außergewöhnliche Uhrmacherkunst - jedoch bedingt ideal für die Reise

Umso mehr besticht die neue Patek Philippe Alarm Travel Timer Referenz 5520P-001 durch eine Reduktion auf das für Globetrotter Notwendige einer Weltzeituhr: Ein Zeitzonen-Dispositiv und ein Schlagwerk, das zu voreingestellter Zeit auf klanglich ausnehmend angenehme Weise in Aktion tritt.

Natürlich passt es nicht zu Patek Philippe, dem seit Beginn des Ersten Weltkriegs beackerten Terrain der Armbandwecker einen gewöhnlichen, anderen Armbanduhren mit Weckfunktion ähnlichen Zeitmesser hinzuzufügen. Schließlich geht es um eine Patek Philippe Uhr. Entsprechend klar die Botschaft des Unternehmenslenkers. „Ich wollte nichts Gewöhnliches“, lässt Thierry Stern wissen. Und das ist definitiv gelungen.

Wenig Weckendes, dafür aber exzellent

In allerbester Gesellschaft befindet sich auch dieser Newcomer auch mit Blick in die Archive von Patek Philippe. Wecker, das sei vorweg gesagt, gehören immerhin zu den ältesten Zusatzfunktionen mechanischer Uhren überhaupt. Man kennt sie seit dem 14. Jahrhundert. Trotz des unbestreitbaren Nutzens stören sich Menschen allerdings seitdem an dem wenig erbaulichen Geräusch.

Genau so ging es in den 1920-er Jahren auch James Ward Packard. Der legendäre Automobilfabrikant aus Ohio gehörte bei Patek Philippe zum Kreis der äußerst solventen Stammkunden. Als solchem stand es ihm frei, selbst ausgefallenste Wünsche zu äußern. In diesem Sinne erbat sich der Gründer der Packard Motor Car Company eine Taschenuhr mit Wecker durch harmonisches Musik­spiel. Konkret sollte „La Berceuse“ aus der Oper „Jocelyne“ von Benjamin Godard das Aufstehen versüßen. Dieser Wunsch nach der Lieblingsmelodie seiner Mutter war den Genfern natürlich Befehl. Sie entwickelten und fertigten ein 29-liniges Uhrwerk (Durchmesser 65,5 Millimeter) mit dem hoch musikalischen Wecker und integrierten gleich noch einer Minutenrepetition dazu.
Die Herausforderung bei der Konstruktion bestand allerdings darin, dass Packard die gesamte Melodie hören wollte. Aber Patek Philippe war um eine adäquate Lösung nicht verlegen: Nach dem ersten Teil des Lieds hat die notwendige Stiftwalze genau eine Umdrehung gemacht. Während einer kleinen Pause in der Tonfolge wird sie einfach leicht axial verschoben. Nun lässt ein weiterer Satz von Stiften den Rest des Wiegenlieds erklingen. Am 8. März 1927 konnte der Besteller seine opulente goldene Taschenuhr zum damalig unfassbar hohen Preis von 8.300 Schweizerfranken entgegennehmen.

Weitere Kunden

Möglicherweise ließ die Kunde von diesem Meisterwerk Packards Landsmann Henry Graves Junior nicht ruhen. 1928 orderte er bei Patek Philippe einen nochmals erweiterte Uhr. Diese sollte ein Maximum an uhrmacherischen Komplikationen enthalten. Nach aufwändigen Studien auf dem Gebiet der Astronomie wie Mathematik entstand bis 1933 die nachgerade spektakuläre „Graves“ mit zwei Zifferblättern, zu deren spektakulären Zusatzfunktionen-Spektrum ebenfalls ein eher unspektakulärer Wecker gehörte.
Es waren dies jedoch nicht die einzigen Uhren mit Weckfunktion aus dem Hause Patek. Geräuschvoll meldeten sich bereits die 1907 begonnene Taschenuhr Nr. 113.018 und die komplexere 198.211, welche allerdings erst 1952 über den Ladentisch eines Konzessionärs ging.

Frischer Auftritt mit dem Patek Philippe Alarm Travel Timer

All diese Aspekte waren Thierry Stern natürlich bewusst. Und so sollte auf ausdrücklichen Wunsch des Patek Philippe Oberhaupts die neue Referenz 5520P weniger klassisch und dafür „jünger“ in Erscheinung treten. Überraschend war bereits dies Basisentscheidung, denn man wählte die 2015 lancierte „Calatrava Pilot Travel Time“ als Ausgangspunkt für eine klangvolle Zeit-Reise. Um den Klang ging es insbesondere. Man wollte unter keinen Umständen einen Hammer, der einfach gegen das Gehäuse, einen doppelten Boden, eine Glocke oder auch eine Tonfeder schlug, verbauen. Wie es anders und viel besser gehen kann, hatten doch schon die besagten Taschenuhren bewiesen.
Das Maß aller klanglichen Dinge ist und bleibt die Minutenrepetition mit ihrer klar definierten Abfolge einzelner Schläge. Diese Lösung sollte es sein. Spätestens jetzt kristallisierte sich allerdings heraus, dass es bei der notwendigen Neuentwicklung um eine eher kostspielige Angelegenheit handeln würde.

Etwaige Zweifel an dieser Preispositionierung waren, sofern sie je bestanden hatten, jedoch unbegründet. Der gewaltige Erfolg dieser neuen Lancierung während der Baselworld sprach Bände. Die internationale Nachfrage überstieg die Anzahl der Uhren, die die Uhrmacher bei Patek Philippe auf absehbare Zeit überhaupt produzieren können, um ein Mehrfaches. Analog zu anderen Großen Komplikationen lässt sich die Referenz 5520P daher nur nach Voranfrage in Genf und unter Nennung des potenziellen Kunden erwerben. Eine Maßnahme, die nur zu begrüßen ist. Denn durch dieses konsequente Vorgehen verhindert Patek Philippe, dass Uhr von Spekulanten profitabel an einen ungeduldig Wartenden weitergereicht werden. Dies gilt insbesondere für die Grande Complication Modelle, wie etwa auch der Rattrapante Schleppzeiger-Chronogrpah Patek Philippe Referenz 5370p-011.

Komplexe Mechanik für Vielreisende

Doch nun zur neuen Armbanduhr und der darin verbauten Mechanik. Thierry Stern und seine Spezialisten hätten es sich leicht machen und das Kaliber 324 S C FUS in der Referenz 5524 schlicht durch ein vorderseitig montiertes Weckermodul aufwerten können. Weil das den hohen Genfer Ansprüchen keinesfalls genügt, entstand ein ausgefeiltes Pflichtenheft für das neue Kaliber L 30-660 S C FUS. Die aufwendige, integrierte Bauweise gestattet eine bemerkenswert geringe Höhe von 6,6 Millimetern bei lediglich 31 Millimetern Durchmesser. Macht rund 5.000 Kubikmillimeter für insgesamt 574 funktional zusammenwirkende Einzelteile. Doch die kluge Vorausschau ging weiter. Schon bei der Konstruktion antizipierten die Techniker unterschiedlichste Möglichkeiten der Fehlbedienung. Ein ausgeklügeltes System von Sicherheits- und Isoliermechanismen gewährleistet einwandfreie Funktion in allen Lebenslagen und wirkt Beschädigungen entgegen. Eine Maßnahme, die nur zu begrüßen ist.

Neben den Zeigern für Sekunden und Minuten drehen im Zentrum zwei weitere Zeiger für die Stunden. Der durchbrochene Zeiger bewahrt im Verbund mit der Tag-/Nacht-Indikation bei „3“ während der gesamten Reise die Heimat- oder Referenzzeit. Zur Darstellung der jeweiligen Lokalzeit ist der gestalterisch mit dem Minutenzeiger übereinstimmende Stundenzeiger durch zwei verriegelbare Drücker in der linken Gehäuseflanke unabhängig verstellbar. Und zwar vorwärts bei „8“ und rückwärts bei „10“. Ihm zugeordnet ist eine weitere, mit „Local“ gekennzeichnete Tag-/Nacht-Indikation. Das Zeigerdatum in der unteren Zifferblatthälfte folgt auf dem Fuße.

Ein ausgesprochen feiner weckender Klang

Logischer Weise ist der 24- Stunden-Alarm mit der Lokalzeit-Indikation gekoppelt. Schließlich soll der Wecker akkurat am jeweiligen Aufenthaltsort in Aktion treten.

Seine Einstellung und Bedienung erfolgt unter intuitiven Vorzeichen. Gleich vier Patente hat Patek Philippe hierfür angemeldet. Ähnlich einem Chronographen steuert ein doppeltes Schaltrad sämtliche Funktionen an. Alle zugehörigen Anzeigen finden sich im Norden des Zifferblatts. Ganz bewusst hat sich Thierry Stern für eine digitale Indikation der in Viertelstunden-Schritten einstellbaren Weckzeit entschieden. Das Einstellen erfolgt über die halb gezogene Krone bei „4“. Ein Differenzial treibt diesen Anzeigemechanismus nicht nur an, sondern vergleicht ihn auch permanent mit der mit der aktuellen Ortszeit.
Die Auslösung der Alarmfunktion geschieht auf 30 Sekunden genau. Ein zusätzliches rundes Fenster unter dieser Anzeige signalisiert Tag- (weiß, 6 bis 18 Uhr) oder Nachtzeit (blau, 18 bis 6 Uhr). Schließlich dient der ebenfalls durch Vierteldrehung verriegelbare Drücker bei „2“ zum Aktivieren oder Abstellen des Weckers. Das glockenförmige Fenster unterhalb der „12“ signalisiert den jeweiligen Schaltzustand. Ist die separate, per Schleppzaum gegen Abreißen gesicherte Weckerfeder durch einige Drehungen besagter Krone gespannt und der Alarm aktiviert, bewegt sich der kleine Hammer zur eingestellten Zeit etwa 35 Sekunden lang gegen eine Tonfeder. Ein Fliehkraftregler à la Minutenrepetition steuert die Ablaufgeschwindigkeit. Alle zwei Sekunden erfolgen fünf Schläge, was einer Frequenz von 2,5 Hertz entspricht. Summa summarum holen also gut 80 Töne den Schlummernden sanft aus Morpheus Armen. Für optimalen Klang ist die Tonfeder hierfür mit dem Mittelteil des wasserdichten Platingehäuses verschraubt.

Sehr anschaulich kann man die Funktionsweisen in unserem Uhrenkosmos-Interview mit Patek Philippe erkennen.

https://www.youtube.com/watch?v=rGckRRUCaFw

Patek Philippe Alarm Travel Timer – Präzision im Zeichen des Genfer Siegels

Bleibt das eigentliche, großartige Uhrwerk. Seine Zugfeder spannt ein Zentralrotor aus 21-karätigem Gold in einer Drehrichtung. Nach Vollaufzug bewegt sich die verfügbare Gangautonomie zwischen 42 und 52 Stunden. Der Gangregler, ein Duo aus „Gyromax“-Unruh und exklusiver Spiromax-Spirale aus Silizium, oszilliert mit vier Hertz. Selbstverständlich erfüllt das Ensemble die strengen Vorgaben des Patek Philippe-Siegels. Ihm zufolge muss sich die tägliche Gangabweichung im eng gesteckten Delta zwischen minus drei und plus zwei Sekunden bewegen. Zum sekundengenauen Einstellen der Zeit verfügt das Kaliber L 30-660 S C FUS überdies über einen Unruhstopp.

Dank des lediglich 42 Millimeter Gehäusedurchmesser macht die Referenz Patek Philippe Alarm Travel Timer 5520P am Handgelenk in der Tat eine „Bella Figura“. Dazu passt auch das Gehäuse aus Platin. Dieses Edelmetall ist zwar ein teurer, aber ungemein dezenter Werkstoff. Daher wirkt diese funktionale Armbanduhr trotz ihrer komplexen Bauweise und nicht unerheblichen Preises von rund 205.000 € keineswegs auffällig oder gar aufdringlich. Eine echte Patek Philippe Uhr eben.

Uhrenkosmos Modell-Steckbrief 

Hersteller Patek Philippe
Name Alarm Travel Time Grandes Complications
Referenz 5520P
Premiere 2019
Uhrwerk AL 30-660 S C FUS
Aufzug Automatik
Durchmesser 31 mm
Bauhöhe 6,6 mm
Komponenten 574
Unruhfrequenz Vier Hertz
Gangautonomie 60 Stunden
Anzeige Stunden, Minuten, Sekunden, Datum
Zusatzfunktionen Zwei Zeitzonen, Alarmfunktion, Datumszeiger, Zentralsekunde
Gehäuse Platin, Sichtboden aus Saphirglas oder auswechselbarer massiver Gehäuseboden, Alarm on/off,
Durchmesser 42,2 mm
Höhe 11,6 mm
Wasserdichte 3o Meter
Armband Kalbsleder, Dornschließe mit Doppelsteg
Preis circa 200.000 €
Limitierung keine

 

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